Praterkraftwerk an der Isar nimmt Betrieb auf

München · Unsichtbare Energiequelle

Das Herzstück des Praterkraftwerks: Mit dieser Turbine und der Kraft des Isarwassers wird demnächst Strom für 4.000 Münchner Haushalte produziert. 	Foto: Green City Energy

Das Herzstück des Praterkraftwerks: Mit dieser Turbine und der Kraft des Isarwassers wird demnächst Strom für 4.000 Münchner Haushalte produziert. Foto: Green City Energy

In den kommenden zwei Wochen geht das Praterkraftwerk an der Isar in Betrieb. Die Kraft des Flusses liefert Ökostrom für rund 4.000 Münchner Haushalte. Die neue Energiequelle ist das elfte Wasserkraftwerk in und um München. Bis zum Jahr 2015 will die Stadtwerke München GmbH (SWM), die beim Projekt Praterkraftwerk mit der privaten „Green City Energy GmbH“ zusammenarbeitet, so viel Ökostrom in eigenen Anlagen für Erneuerbare Energien erzeugen, dass damit alle rund 800.000 Privathaushalte versorgt werden können.

Bis zu den Knöcheln, gut geschützt durch gelbe Gummistiefel, stand Oberbürgermeister Christian Ude am Donnerstagvormittag bei der Besichtigung des Praterkraftwerk-Stollens im Wasser. „Historisch“ war für den OB der Gang durch die 150 Meter lange und 4,70 Meter breite Druckleitung bis zur Turbine. Denn der Ortstermin ist einmalig und die Bereiche des Praterkraftwerks später nicht mehr zugänglich. Dort wo der Rathauschef, die Verantwortlichen und die Presse sich vor zwei Tagen noch tummelten, wird bald bis zur Decke das Wasser fließen. Mit bis zu 34.000 Litern pro Sekunde in Spitzenzeiten.

Ein wenig abhängig ist das junge Energieprojekt jedoch von der Witterung: Bernhard Thiersch, Technischer Geschäftsführer Praterkraftwerk, schätzt, dass die Turbine an ungefähr 100 Tagen im Jahr nicht betrieben werden kann, „vor allem im Winter, aber auch, wenn es im Sommer extrem heiß ist“. Für Christian Ude ist das Kraftwerk auch „politisch akzeptabel“. Unkenrufe von Anwohnern, die Isar würde durch das Kraftwerk mitten in der Stadt neben der Maximiliansbrücke verschandelt, hätten sich nicht bewahrheitet. Der Aufschrei „Freveltat“ ist laut Ude vor allem durch den zuständigen Bezirksausschuss 1, Altstadt-Lehel gegangen. „Es geht nahe der Maximiliansbrücke jedoch nichts vom Altmünchner Charme verloren“, sagte der Rathauschef. Denn von außen sei der unterirdische Energieerzeuger nahezu unsichtbar, außer Gitter am Fluss, die wie eine ganz normale Abgrenzung wirkten.

Ende 2006 wurde nach einem entsprechenden Stadtratsbeschluss die Praterkraftwerk GmbH gegründet. Im April 2009 war Baubeginn und ab kommender Woche wird das Kraftwerk schrittweise betrieben. Die Turbine erzeugt zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, an Schadstoffen werden zirka 4.500 Tonnen jährlich gespart. Mit ihren Projekten können die Stadtwerke ihre Ökostrom-Produktion von ursprünglich 350 Millionen Kilowattstunden auf rund 1,8 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr ausbauen. Bis zum Jahr 2025 soll „grüner Strom“ für den gesamten Münchner Bedarf in Höhe von 7,5 Milliarden Kilowattstunden produziert werden.

Für den Ausbau der Nutzung Erneuerbarer Energien rechnen die SWM in den kommenden 15 Jahren mit einem Investitionsvolumen von rund neun Milliarden Euro. Das neue Wasserkraftwerk verläuft unterirdisch vom Praterwehr nördlich der Maximiliansbrücke bis unterhalb der Kaskaden an der Großen Isar. Strom wird durch die Kraft des Wassers erzeugt, die an dieser Stelle der Isar durch ein natürliches Gefälle von neun Metern entsteht. Oberhalb des Praterwehrs wird das Wasser in das Einlaufwerk geleitet und läuft von dort über die unterirdische Druckleitung zum Krafthaus. Im Stollen unter der Maximiliansbrücke und den Kaskaden befindet sich das Kraftwerk mit der Turbinenanlage. Von Kirsten Ossoinig

Artikel vom 17.06.2010
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