Geringer Bedarf lässt Projekt scheitern

Grünwald · Ganztagsklasse kommt nicht

Grünwald · Mit der Einrichtung einer Ganztagesklasse an der Martin-Kneidl-Volksschule beschäftigten sich die Gemeinderäte intensiv in ihrer letzten Sitzung. Wie die Rektorin der Volksschule Renate Zeiler-Göttelmann darlegte, besteht laut einer Umfrage, die bei der Anmeldung der ABC-Schützen für das nächste Schuljahr durchgeführt wurde, nur geringes Interesse. Insgesamt haben nur zehn Eltern sich bereit erklärt ihr Kind in eine solche Klasse zu geben.

Hier würde der Unterricht von 8 bis zirka 16 Uhr dauern, wobei zwischen Schulfächern, Förderangeboten und Freizeitaktivitäten abgewechselt würde. Nach Worten der Rektorin birgt die Ganztagesklasse einige Nachteile. So stehe von staatlicher Seite nur ein geringes Budget zur Verfügung, so dass davon kein aufwendiges Freizeitprogramm gestaltet werden könne. Außerdem müssten durch den Aufbau der Ganztagesklasse die Klassenstärken der »normalen« Klassen höher werden, da für die Zahl der Anmeldungen nur eine bestimmte Zahl an Klassen laut staatlichen Vorgaben aufgebaut werden dürfe. Zudem ist nach ihrer Darstellung auch die Betreuung während der Ferien nicht geklärt. Sie legte dar, dass die Horteinrichtungen »LIFE«, die »Bavaria Kobolde e.V.« sowie die »Kleinen Strolche e.V.« bereits jetzt ein regelmäßiges und umfangreiches Nachmittagsprogramm offerieren. Zudem kritisierte sie, dass die Kinder nicht zu flexiblen Zeiten abgeholt werden können und der Nachmittag nicht individuell gestaltet werden kann. Dr. Christine Paeschke (CSU) regte an, das Modell erst ab der 3. Klasse anzubieten, wenn das pädagogische Konzept wichtig wird und der Betreuungsfaktor nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Dazu betonte Zeiler-Göttelmann, dass sie von anderen Schulen gehört habe, dass gerade zu diesem Zeitpunkt die Kinder aus Ganztagesklassen genommen werden, um sie auf den Übertritt vorbereiten zu können. Oliver Schmidt (PBG) meinte, dass die geringe Nachfrage schnell in die Höhe schießen könnte, wenn das Modell erst einmal installiert ist.

Tobias Brauner (PBG) dagegen warnte, dass die Einführung einer solchen Klasse das »Gefühl einer Elite-Klasse« aufkommen lassen könnte, wo manche Kinder besonders gefördert werden. Zudem ist es nach seinen Worten problematisch, dass die Eltern bei der Ganztagesklasse keine gesonderten Kosten tragen wie es die Erziehungsberechtigten von Hortkindern müssen. Dazu erklärte Bürgermeister Jan Neusiedl, dass an staatlichen Schulen keine zusätzlichen Gebühren anfallen dürfen. Christian Altmann (FDP) hielt es für möglich, dass sich viele Eltern bei der Umfrage nicht eingetragen haben, da sie befürchten, dass ihr Kind an die Ganztagesklasse gebunden bleibt, auch wenn es sich dort nicht wohl fühlen sollte. Ebenso regte er an, die Situation während der Ferien nochmals zu prüfen und hier Ideen zu entwickeln. Anschließend stellte Architekt Gerd Goergens einige Modelle zur Erweiterung des Schulgebäudes vor. Diese wäre bei der Einführung der Ganztagesklasse nämlich nötig. Begeistert waren die Räte von einer Verlängerung der Front, wodurch zusätzliche Klassen- und Gruppenräume sowie eine Mensa entstehen könnten. Man war sich einig eine Kostenschätzung für die Erweiterung in Auftrag zu geben. Die Einführung der Ganztagesklasse wurde jedoch bis auf weiteres mit 20 zu 3 Gegenstimmen abgelehnt.

hol

Artikel vom 16.06.2010
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