Architektouren 2010: Studentenwohnanlage

Olympiadorf · Olympisches Dorf besichtigen

Die Minihäuser wurden wie damals als zweigeschossige Maisonettewohnungen konzipiert. 	Foto: VA

Die Minihäuser wurden wie damals als zweigeschossige Maisonettewohnungen konzipiert. Foto: VA

München/Olympiadorf · Die radikal einfache Wohnanlage, die für die Olympiade 1972 erbaut wurde, ist ins 21. Jahrhundert transformiert worden und bietet nun Platz für 1052 Studierende. Rechtzeitig zu den Münchner Architektouren 2010 wurde nun die gesamte Studentenwohnanlage im Olympischen Dorf fertiggestellt. Die im Rahmen der Olympischen Spiele 1972 in München erbauten Studenten- wohnungen, die während der Olympiade als Athletinnen-Unterkünfte genutzt wurden, waren in die Jahre gekommen.

Nach zweijährigen, intensiven Untersuchungen wurde festgestellt, dass die 800 Maisonette-Wohnungen unter Wahrung ihrer architektonischen Qualität nicht mehr wirtschaftlich darstellbar saniert werden konnten. Das Studentenwerk plante deshalb, die unter Ensembleschutz stehende Anlage im Sinne einer kritischen Denkmalpflege zu erneuern. Eine arge wurde mit der Rekonstruktion des Großprojektes beauftragt: Professor Werner Wirsing (der mittlerweile 91-jährige Architekt der Original-Wohnanlage) und »bogevischs buero« mit den beiden Partnern Ritz Ritzer und Rainer Hofmann, alle aus München.

Die Bestandswohnungen wurden bis auf zwölf Beispieldenkmäler komplett rückgebaut und im städtebaulichen Rahmen auf demselben Flächenareal innerhalb einer fast identischen Kubatur neu errichtet. Um mehr Wohnraum zu schaffen kam es zu einer Nachverdichtung von 800 auf 1052 Wohneinheiten. Die Minihäuser wurden wie damals als zweigeschossige Maisonettewohnungen konzipiert und in Sichtbetonbauweise erstellt. Pro Baufeld ist heute jeweils eine Gebäudezeile unterkellert, diese Räume werden als Heizzentrale, Übergabestation und Fahrradkeller genutzt. Die in der Praxis gemachten Erfahrungen mit der Bestandswohnanlage führten zu einer Anpassung des Dämmstandards und der Bauphysik an heutige Maßstäbe. Der wesentliche Gesichtspunkt der Originalplanung, die auf dem Gedankengut der 68er Studentenbewegung basiert – höchste Individualität nebst freigewählter Gemeinschaft – wird beibehalten: Jedem Studierenden sein eigenes Haus – eigene Tür, eigenes Bad, eigene Küche, in einem dichten Netzwerk von kleinen, dörflichen Gassen.

Die wesentlichsten Aspekte der Neuplanung greifen jedoch auf den Bestand zurück: Die Gassen sind 2,3 Meter breit und bieten den informellen Kommunikationsraum, in dem jeder Bewohner sein eigenes Haus mit eigener Haustür findet, der Dorfcharakter bleibt erhalten. Jeder Bewohner hat auch in Zukunft wieder das Recht, seine Fassade selbst zu gestalten, der Charakter der Planung bleibt erhalten. In die Freiflächenplanung von »Keller & Damm Landschaftsarchitekten« wurde die Bestandsplanung geschickt in die heutige Zeit übersetzt. Im Rahmen der Architektouren 2010 kann das Olympische Dorf am Samstag, 26., und am Sonntag, 27. Juni, jeweils um 16 Uhr besichtigt werden. Professor Wirsing und Architekten von »bogevischs buero« führen Interessierte durch die Wohnanlage.

Artikel vom 15.06.2010
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