Neues Traumazentrum am Klinikum München-Ost eröffnet

München/Haar · Unter einem Dach

Das »Traumateam« mit Oberärztin Dr. Ulrike Nowottny (Leitung, vorne Mitte) und Josef Baumgartner (Pflegeleiter, re. daneben).	Foto: Rammelsberger

Das »Traumateam« mit Oberärztin Dr. Ulrike Nowottny (Leitung, vorne Mitte) und Josef Baumgartner (Pflegeleiter, re. daneben). Foto: Rammelsberger

München/Haar · Eine renovierte Jugendstilvilla mit Garten und jeder Menge Platz: Das ist Haus Nummer 15 auf dem Gelände des Isar-Amper-Klinikums, Klinikum München Ost. Hier ist das neue Traumazentrum untergebracht, das jetzt mit einem offiziellen Festakt seiner Bestimmung übergeben werden konnte. »Mit seinem umfassenden therapeutischen Angebot für traumatisierte Menschen in einer Einheit von Ambulanz, Tagesklinik und vollstationärem Setting schließt es in München eine wichtige Versorgungslücke«, betonte Bezirkstagspräsident Josef Mederer in seinen Grußworten.

Schon immer hätten verstörende Erfahrungen wie Naturkatastrophen, Kriegserlebnisse, Unfälle und Vergewaltigungen das menschliche Dasein begleitet, aber erst in letzter Zeit werde die Schwere der resultierenden Symptomatik wahrgenommen, erläuterte Mederer vor rund 150 geladenen Gästen. Heute erführen zudem auch Spuren Beachtung, die »leisere« Ereignisse hinterließen. Dazu zählten etwa posttraumatische Symptome bei exponierten Berufsgruppen. Als Beispiele nannte der Bezirkstagspräsident Lokführer, die sich Schienensuiziden ausgeliefert fühlten oder Sanitäter, die die Qualen der Verletzten miterlebten.

»Traumata können allen Menschen und in jedem Alter geschehen«, führte Dr. Ulrike Nowottny an. Seit mehr als 14 Jahren arbeitet die Oberärztin bereits mit betroffenen Patienten, seit einem Jahr am Klinikum in Haar. Unter ihrer Mitwirkung wandelte sich die bereits bestehende Psycho­therapiestation in die heutige Therapieeinheit speziell für Traumapatienten. Die Schirmherrschaft übernahm die ärztliche Direktorin des Klinikums München-Ost, Professor Dr. Dr. Margot Albus. Erst der Umzug in die renovierte Villa machte das neue Konzept jetzt perfekt. 16 Betten im vollstationären Bereich, sieben tagesklinische Plätze sowie eine Ambulanz für Vorgespräche und Diagnostik bieten Patienten ab 18 Jahren umfassende Therapiemöglichkeiten unter einem Dach. »Kein Mensch soll die Ambulanz verlassen, ohne dass er weiß, wie es weitergeht«, so Nowottny.

Wichtig sei eine kontrollierte Therapie in kleinen Schritten. Im Vordergrund stünden Gespräche, schließlich kreative Einzel- oder Gruppentherapien. Patienten, die durch die Erkrankung den Beruf nicht mehr ausüben können oder die nicht mehr in ihrer alten Wohnung bleiben wollen, erhalten hier im Rahmen der Soziotherapie Unterstützung. Ziel dabei sei, den Patienten in den Lebensalltag zurückzuführen – vom vollstationären über den tagesklinischen in den ambulanten Bereich, bis ein Platz bei einem niedergelassenen Therapeuten in Aussicht stünde.

Die dringende Notwendigkeit der neuen Einrichtung bestätigten bereits jetzt Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet. K. Kohnke

Artikel vom 15.06.2010
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