DEL-Schiedsgericht nimmt EHC doch ins Lizenzprüfungsverfahren auf

Wendepunkt im Eishockey-Sommerdrama

Die Mannschaft und Trainer Pat Cortina können wieder entspannter in die Zukunft schauen. Aber noch hat der EHC die DEL-Lizenz nicht sicher.	Foto: Heike Feiner

Die Mannschaft und Trainer Pat Cortina können wieder entspannter in die Zukunft schauen. Aber noch hat der EHC die DEL-Lizenz nicht sicher. Foto: Heike Feiner

Das Sommerdrama steht vor einem Happy End. Am Freitag wurde es beschlossen, am Montag dann endlich verkündet. Der EHC München ist wieder ins Lizenzprüfungsverfahren der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aufgenommen worden. Das hat das DEL-Schiedsgericht entschieden. Das bedeutet nun, dass ein Umzug in die internationale österreichische Liga EBEL vom Tisch ist. Es bedeutet allerdings noch nicht, dass der EHC nun auch wirklich in Deutschlands höchster Spielklasse randarf. Bis Ende des Monats werden die Wirtschaftsprüfer der Liga die Lizenzunterlagen aller Klubs bewerten, auch die des EHC. In Bezug auf den Münchner Klub stellt sich momentan eigentlich nur die Frage: Wie soll man mit der Vorgehensweise der Verantwortlichen umgehen?

Von Jan Lüdeke

Die EHC-Oberen haben sich selbst einen Maulkorb verpasst. Der einzige Ansprechpartner in den letzten Wochen war Vereinssprecher Carsten Zehm. Und dessen Zukunft ist ja bekannterweise noch nicht geklärt. EHC-Präsident Jürgen Bochanski ließ nur per Pressemitteilung verlauten: »Wir sind hierüber natürlich sehr erfreut und sehen dem erfolgreichen Abschluss des Lizenzprüfungsverfahrens entgegen. Wir fiebern bereits jetzt auf die nächste Saison des EHC München in der DEL.« Berechtigter Optimismus? Oder muss München doch noch zittern? Die Eigendarstellung des EHC in der Öffentlichkeit ist etwas irritierend.

Warum warten DEL und EHC bis Montag, um dann in einer knappen Mitteilung zu verkünden, dass das Lizenzprüfungsverfahren wieder aufgenommen wurde? Schließlich hatte das Schiedsgericht bereits am Freitag entschieden. Carsten Zehm verwies darauf, dass erst alle Gesellschafter des EHC hätten informiert werden müssen. Nun, da aber alle Bescheid wissen und die Sache sowieso an die Öffentlichkeit gegangen ist, wieso gibt es keine weiteren Stellungnahmen des Vereins? Vertrauenspunkte hat der EHC mit seinem Vorgehen wohl verloren.

Die Frage ist auch, wieso das Lizenzprüfungsverfahren auf einmal wieder aufgenommen wird. Woher rührt der Stimmungswechsel der DEL? Deren Ligenleiter Gernot Tripcke sagt, die DEL sei eine Verwaltung und müsse sich an bestehende Vorschriften halten. Das Schiedsgericht hingegen, das dem EHC nun eine neue Chance ermöglichte, habe einen größeren Ermessensspielraum. Und dort sei man wohl zur der Erkenntnis gekommen, »dass die Entscheidung im Fall EHC München vielleicht doch etwas zu hart gewesen ist«, so Tripcke.

Immerhin geht Tripcke davon aus, dass es jetzt auch klappen wird mit der Liaison DEL-EHC. Er wolle und könne »keine Wasserstandsmeldung abgeben«, erklärte der Ligenleiter, noch habe sich niemand mit den vom EHC eingereichten Unterlagen beschäftigt. Tripcke betonte aber, er könne sich nicht vorstellen, dass es nun noch am Lizenzprüfungsverfahren scheitern würde. »Bei so viel Theater, wie der EHC in den letzten Wochen gemacht hat, werden die ihre Hausaufgaben schon ordentlich gemacht haben.«

Für EHC-Manager Christian Winkler heißt diese Entwicklung natürlich, dass er sich jetzt weiter an seine Hausaufgaben setzen muss. Denn auch, wenn die Lizenzerteilungen erst Ende des Monats beschlossen werden, muss der Manager an einem DEL-tauglichen Kader basteln. Die Verträge von Joey Vollmer, Dave Reid, Daniel Hilpert, Patrick Vogl, Brandon Dietrich, Mike Kompon, Martin Schymainski, Dylan Gyori, David Wrigley, Neville Rautert, Christian Wichert und Martin Buchwieser wurden per Option bereits verlängert. Ein Stamm an Leistungsträgern ist also gebunden. Die nächste Frage ist nun also: Wer lässt sich ein auf den EHC, der zwar wieder im Lizenzprüfungsverfahren ist, aber erst Ende des Monats mit Sicherheit sagen kann, wo er in der kommenden Saison starten wird?

Artikel vom 15.06.2010
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