Am 1. Juli 1960 erhielt die Kirche eine selbstständige Pfarrei

Poing · St. Michael wird 50

Die Kirche St. Michael gibt es schon lange – bis ins Jahr 1052 geht die Geschichte zurück – die eigenständige Pfarrei erst seit 50 Jahren.	Foto: pt

Die Kirche St. Michael gibt es schon lange – bis ins Jahr 1052 geht die Geschichte zurück – die eigenständige Pfarrei erst seit 50 Jahren. Foto: pt

Poing · Mit einem dreitägigen Fest begeht die katholische Pfarrei St. Michael in der nächsten Woche das Jubiläum ihres 50-jährigen Bestehens. Die Pfarrkirche Sankt Michael ist für viele Menschen in Poing ein wichtiger Teil ihres Zuhauses und hat das Bild des Ortes mitgeprägt. Der 1. Juli 1960 gilt als Gründungstag der Pfarrei, denn zu diesem Zeitpunkt wurde Poing eine selbstständige Pfarrei, nachdem die Kirche schon im Jahre 1255 ihre Eigenständigkeit verloren hatte und bis 1956 Filialkirche der Pfarrei Anzing geworden war.

2010 ist für Poing ein Jahr der großen Ereignisse, denn das Jubiläum fällt in die Feierlichkeiten der 1150-Jahr-Feier des Ortes. Anlässlich der beiden besonderen Jubiläen wird am Sonntag, 20. Juni, um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Freien am Bergfeld gefeiert. Der Festzug zum Gottesdienst setzt sich um 9.30 Uhr vom Peishof zum Festplatz in Bewegung. Für die katholischen Gläubigen wird Weihbischof Bernhard Haßlberger sowie Pfarrer Michael Holzner die Messe zelebrieren.

Den Segen des Bischofs kann die Pfarrgemeinde gut gebrauchen, denn sie steht vor einer großen Herausforderung: dem Bau einer weiteren Kirche. Durch die neuen Wohngebiete am Bergfeld war es schon 1994 erforderlich geworden, ein Pfarrheim im neuen Abschnitt zu errichten. Am 15. März 1994 wurde die Pfarrkuratie »Seliger Pater Rupert Mayer« errichtet und acht Jahre später das Pfarrheim eingeweiht. Die Diözese beschloss, daneben eine neue Pfarrkirche zu errichten. Die Baumaßnahmen sollen bis 2014 abgeschlossen sein. Dies wurde in einer Informations-Veranstaltung im März letzten Jahres verkündet. Eine Ausschreibung für einen Architektenwettbewerb steht nun an. »Eine Jury wählt aus den eingereichten Vorschlägen zunächst 20 aus, davon werden dann die drei Sieger bestimmt«, erklärt Pfarrer Holzner das Vorgehen.

Neu ist die Planung nicht, schon in den 80er-Jahren war der Neubau angedacht, dann aber von seinem Vorgänger gestoppt worden. »Es wurde nur der Kindergarten am Bergfeld gebaut«, so Holzner. Ganz glücklich ist Holzner sowieso nicht mit dem Bauvorhaben. Die Bahnlinie sei in den Köpfen vieler Alt-Poinger schon jetzt eine Trennungslinie, erklärt er. »Aber es ist sinnvoll, eine größere Kirche zu bauen.«, fügt er dann hinzu. Schließlich werde das neue Wohngebiet auch weitere Katholiken bringen. So sammelt der Kirchenhirte schon mal Spenden. An die zwölf Millionen wird der Bau wohl kosten. Die Eigenanteile, die die Pfarrei leisten muss, sind nicht ohne: für Kirche und Turm sind es 10, für das Pfarrbüro 20 und für das neue Pfarrhaus 40 Prozent. Da kommen locker ein paar hunderttausend Euro zusammen. Um das stemmen zu können, erwägt Holzner den Verkauf des Pfadfinder-Hauses an der Anzinger Straße. Ebenfalls verkauft werden soll das Pfarrhaus in der Schulstraße, wo der Pfarrer jetzt wohnt. Denn Erzbischof Reinhard Marx wünsche, »dass der Pfarrer neben der Kirche wohnt«, sagt Holzner ein wenig wehmütig, der sich im alten Pfarrhaus wohl fühlt.

Die Kirche St. Michael hat natürlich schon eine viel längere Geschichte als die jetzige Pfarrei. Dokumentarisch erwähnt wurde eine kleine Kapelle bereits im Jahr 870. 1052 bestätigt Kaiser Heinrich III. dem Domkapitel Freising die Kirche in »Biuwigun«. In diesem Jahr wird die erste Steinkirche gebaut mit dem Turm, der im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet wird. 1946 hatte die Kirche mit Pfarrer Reinholf Fischer einen eigenen Seelsorger erhalten.

Der sudetendeutsche Geistliche erhält den Auftrag, die Kirche zu vergrößern, denn in den 50er-Jahren erlebt Poing einen enormen Zuwachs an sudetendeutschen Bürgern. Zur Erweiterung der Kirche wird eine Kirchenwand herausgebrochen und das Kirchenschiff auf den Friedhofsgrund gestellt. Die umfangreichen Umbaumaßnahmen werden Ende der 50er-Jahre abgeschlossen. »Vieles geschah in Eigenregie«, weiß Pfarrer Holzner zu berichten. Weil die Mittel begrenzt waren, wurde auch hier viel improvisiert, so dienten Tapeziertische als Kommunionbänke. Von 1967 bis 1997 betreute der Nachfolger von Pfarrer Fischer, Pfarrer Alfons Langwieder, die Pfarrei. In seiner Zeit wurde der Tabernakel umgebaut.

Die Kunstschmiede Bergmeister schuf Taufbrunnen, Leuchter und Lampen. Seit 1997 ist Michael Holzner Pfarrer von St. Michael. In dieser Zeit ist die Gemeinde auf 5.683 Gläubige angewachsen – keine nennenswerte Änderung zu seinem Amtseintritt, als die Zahl der Gläubigen 5.540 betrug. Dies liegt auch daran, dass Poing wie viele München nahe Orte eine hohe Fluktuation seiner Bürger verzeichnet. »Durch Zu- und Wegzüge hat sich die Zahl der Gläubigen zweimal durchgewechselt«, weiß Pfarrer Holzner zu berichten. Petra Tränkel

Artikel vom 08.06.2010
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