Schwabinger Schüler geht für Zivildienst als Lehrer nach Indien

Schwabing · Mutiger Rollentausch

Ganz schön mutig: Der 19 Jahre alte Schwabinger Abiturient Jakob Vorwerk leistet über »AFS« ein Jahr Zivildienst als Assistenzlehrer in Indien. 	Foto: ko

Ganz schön mutig: Der 19 Jahre alte Schwabinger Abiturient Jakob Vorwerk leistet über »AFS« ein Jahr Zivildienst als Assistenzlehrer in Indien. Foto: ko

Schwabing · Gerade eben hat der Abiturient Jakob Vorwerk noch die Schulbank im Schwabinger Willi-Graf-Gymnasium gedrückt, ab Ende Juli ist er für zwölf Monate Assistenzlehrer in Indien: Er leistet seinen Zivildienst in Moodabidri an der »Jathanna Higher Primary School«. Ein wenig mulmig ist dem 19-Jährigen schon dabei, die Heimat für ein Jahr in fremden Gefilden zu verlassen.

Seine Freundin hier in Schwabing muss sich in Geduld üben, bis sie ihren Jakob 2011 wieder zu Gesicht bekommt. »Das ist hart«, räumt der frischgebackene Auslandszivi ein. Aber es sei auch seit einem Jahr klar gewesen, dass das heuer passieren würde. Auch Vorwerks Eltern hätten es wohl lieber gesehen, wenn ihr einziges Kind etwa »in Belgien Kinder gehütet hätte«. Nun ist es also Indien geworden, wohin der Abiturient mit der internationalen Organisation »AFS Interkulturelle Begegnungen« reist. Vorwerk hat sein Bestimmungsziel erst vor kurzem erfahren. Indien hat er auf seiner Präferenzliste der Reiseländer als Favoriten angegeben, und zwar »einfach so, ohne zwingenden Grund«, gefolgt von Thailand und China.

Erleichtert ist der Abiturient, der im Mai seine Reifeprüfung abgelegt hat, dass Moodabidri im Süden Indiens liege und somit weit weg von Terror gefährdeten Regionen wie etwa das im Norden an Indien angrenzende Pakistan. Am anderen Kontinent reizt Vorwerk vor allem der »Kulturbruch«. Er ist gespannt auf die indische Gastfamilie, in der er untergebracht sein wird. Und er ist neugierig, wie sein Englischunterricht als Assistenzlehrer aussehen wird. Denn seine Schüler im Alter von sechs bis 13 Jahren, sprechen noch gar kein Englisch. Der Schwabinger hat sich Bücher zum Thema »kreativer Unterricht« besorgt und ist erleichtert, dass er erfahrungsgemäß am Anfang nicht alleine unterrichten muss: »Die sagen vor Ort nicht, hier hast du 50 Sechsjährige, bring denen jetzt mal Englisch bei.«

Jakob Vorwerk reist mit »weltwärts« nach Indien. Das Projekt ist seit 2008 der entwicklungspolitische Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). AFS, »American Field Service«, ist Entsendeorganisation des Programms. Sie ist Deutschlands größte ehrenamtliche Jugendaustauschorganisation, die Schüleraustausch-, Gastfamilien- und Freiwilligendienstprogramme mit über 60 AFS-Partnern in rund 50 Ländern betreut. Das »weltwärts«-Programm wird zu 75 Prozent vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bezuschusst. Jakob Vorwerk ist einer von zirka 3.800 Menschen, die heuer mit »weltwärts« in die Dritte Welt reisen. Wie es nach Indien weitergeht, weiß der Schwabinger noch nicht genau. Vielleicht bringt er vom fernen Kontinent auch Ideen fürs Studium in München mit.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 01.06.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...