Plieninger Floriansjünger feiern rundes Jubiläum

Pliening · 150 Jahre Feuerwehr

150 Jahre organisierte Brandbekämpfung: In den kommenden Tagen feiert die Plieninger Feuerwehr ihr rundes Jubiläum.	Foto: Privat

150 Jahre organisierte Brandbekämpfung: In den kommenden Tagen feiert die Plieninger Feuerwehr ihr rundes Jubiläum. Foto: Privat

Pliening · Die Feuerwehr Pliening feiert von Donnerstag, 3., bis Montag, 7. Juni, Geburtstag. Sie ist vor 150 Jahren gegründet worden. »Wir wollen für alle Generationen etwas bieten«, sagt der frühere Kommandant Martin Eberl, einer der Organisatoren der fünftägigen Feier. Über ein Jahr lang wurde das Jubiläum vorbereitet. Sogar einen eigenen Förderverein haben die Feuerwehrler dafür gegründet. Die Band »d’ Moosner« etwa haben die Organisatoren schon vor einem Jahr gebucht.

Eberl hatte bereits 1995 den Antrag gestellt, zum Jubiläum auch den Kreisfeuerwehrtag in Pliening abzuhalten. Und der ehemalige Rektor Willi Kneißl griff schon früh zur Feder, um die 64 Seiten starke Chronik zu verfassen. Mit dem Bieranstich am Fronleichnamstag können die Veranstalter die Hände allerdings keineswegs in den Schoß legen. Dann geht die Arbeit für die 60 Feuerwehrler, Burschen und andere Helfer erst richtig los, zum Beispiel mit Aufbau von Zelt und Altar. Trotz der sicher strapaziösen Tage freut sich Martin Eberl auf das Jubiläumsfest: »Da trifft man viele Leute, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht.«

84 Organisationen haben sich zum Gratulieren angesagt, in erster Reihe die örtlichen Vereine, die Feuerwehrler aus dem gesamten Landkreis, außerdem die befreundeten Kameraden aus Regenhütte bei Zwiesel, die man seit der Schneekatastrophe vor vier Jahren kennt. Sie alle werden im großen Festzelt bewirtet, das 1.500 Besucher fasst. Angezapft wird nach dem Fronleichnamszug um 12 Uhr vom Bürgermeister und Schirmherrn Georg Rittler. Gleich am ersten Abend werden die Kabarettisten Herbert & Schnipsi die Lachmuskeln strapazieren. Über 500 Karten wurden für die Vorstellung bereits verkauft. Die »Alarmparty mit Shark« am Freitagabend ist wohl eher etwas für die Jüngeren, während es am Samstag beim boarischen Partyabend mit der Band »d' Moosner« gemütlich zugehen wird. Da sollte man auch rechtzeitig nach Hause finden, denn am Sonntagmorgen bleibt beim Weckruf um 6 Uhr bestimmt kein Auge in der 5.200 Einwohner großen Gemeinde geschlossen. In Pliening werden dann die Trachten und Uniformen angelegt, denn ab 8 Uhr beginnt der Betrieb im Festzelt. Um 9.45 Uhr startet der Kirchenzug, der zum Feldgottesdienst beim Kernstadel führt. Am Montag werden ab 15 Uhr die Tische im Bierzelt für die Senioren gedeckt.

Mit der Gründung ihrer Feuerwehr lagen die Plieninger und Geltinger vor 150 Jahren ganz im Trend der Zeit. Zum ersten Mal in Bayern schlossen sich im Jahr 1849 tatkräftige Männer in Augsburg zur organisierten Brandbekämpfung zusammen, wie Heimatforscher Kneißl in seiner Feuerwehrchronik festgehalten hat. Zehn Jahre später gab es 22 Feuerwehren in 19 bayerischen Städten. Eine »Freiwillige« im Gegensatz zur Pflichtfeuerwehr entstand in Pliening dann übrigens 1873.

In früheren Zeiten waren oft Blitzschläge und Brandstiftung für große Feuersbrünste verantwortlich. Rektor Kneißl berichtet von einer Katastrophe, bei der im April 1831 das Dorf Landsham mit 14 Häusern in Schutt und Asche gelegt wurde, darunter auch das Vikarhaus, das wertvolle Akten, Sterbe- und Trauungsbücher barg. Zur Abwehr derartiger Unglücke war man zu allen Zeiten auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Staat nach und nach, Bürger zur Löschhilfe zu verpflichten – zunächst mit mäßigem Erfolg. Außerdem wurde das Land in Löschbezirke eingeteilt. Pliening kam zum Bezirk Parsdorf, an dessen Feuerwehrrequisiten es sich finanziell zu einem erheblichen Teil beteiligen musste. Dazu kamen die verhassten Einsatzübungen, zu denen die Plieninger zu Fuß nach Parsdorf pilgerten und erst spät nachts zurückkamen. Wenn es aber mal im eigenen Dorf brannte, kam die Hilfe aus dem fernen Parsdorf viel zu spät. Pliening selbst besaß zu jener Zeit nur eine über 50 Jahre alte und sehr schadhafte kleine Feuerspritze und sechs lederne Wassereimer, wie die Chronik berichtet. So trafen sich am 28. Februar 1860 die Haushaltsvorstände von Pliening und Gelting zu einer denkwürdigen Versammlung mit dem Ziel, einen eigenen Feuerlöschbezirk zu gründen. 102 Männer unterzeichneten den Beschluss.

150 Jahre später hofft Martin Eberl vor allem auf Sonnenschein beim Jubiläumsfest. Und natürlich darauf, dass kein Feueralarm die Feierlichkeiten stört.

Claudia Schmohl

Artikel vom 01.06.2010
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