Thema Brücken-Strand bei Bürgerversammlung

Isarvorstadt · Das Kreuz mit dem Sand

 „Die Urbanauten führen sich als Herren auf“ findet Gisela Aeckerlein. Foto: falt

„Die Urbanauten führen sich als Herren auf“ findet Gisela Aeckerlein. Foto: falt

Isarvorstadt · Der Strand wird zum Klassiker – das Gezerre wirkt fast schon traditionell, das sich da Verwaltung, Politik und Organisatoren jährlich im Frühjahr liefern. So auch in diesem Jahr: Vor knapp drei Wochen entschied er Stadtrat, dass die „Urbanauten“ ihre Strandbar auf dem Balkon der Corneliusbrücke wieder aufbauen dürfen. Seit Pfingstsonntag hat der Strand nun offen – bis Mitte August.

Ein Geschenk zum Einstand gab' es auf der Bürgerversammlung der Isarvorstadt am vergangenen Donnerstag: Dort sprach sich eine dünne Mehrheit der insgesamt 98 Abstimmer für den Antrag von Matthias Bernhardt aus. Er forderte, der Strand solle weiterhin auf der Corneliusbrücke bleiben dürfen. Zudem solle die Stadt eine Kampagne starten, die versöhnend wirkt auf Anhänger und Gegner des Strands.

München · Eine solche erklärte Gegnerin ist Gisela Aeckerlein, ehemalige und langjährige CSU-Stadträtin. Sie ist zwar keine direkte Anwohnerin, aber ärgert sich trotzdem über die gastronomische Nutzung der Brücke: „Es ist immer die Rede von Bereicherung – nur für wen?“ München verschlechtere an vielen Orte sein Aussehen, besonders die Strandbar sehe aus wie eine Baubude, „und das auf der schönsten Brücke Münchens mit einer wunderbaren Rosenanlage, die nun wieder mit Sand zugeschüttet wird“. Auf ihre Anfrage in der Bürgerversammlung, ob für den Brückenbalkon Pacht zu zahlen ist, kam die Antwort prompt: Beate Wick (Bezirksinspektion) klärte auf, dass Auflagen wie das Bereitstellen von Toiletten bestehen und die Stadt für die Sondernutzung des Balkons Geld bekomme.

Die Mutmaßungen, dass der Antragsteller und seine Befürworter aus dem engeren Umfeld der „Urbanauten“ kommen, möchte deren Sprecher Benjamin David nicht bestätigen: „Ich kenne den nicht.“ Vielmehr entspreche das Ergebnis der Stimmung im Viertel, die er mitbekommt. Tatsächlich steht bei Polizei und KVR aus dem Jahr 2009 nur eine einzige Lärmbeschwerde in den Akten. Eine ganz andere Stimmung will der Vorsitzende des zuständigen Bezirksausschusses Alexander Miklosy (Rosa Liste) ausgemacht haben: „Es gibt Beschwerden verschiedener Art, es ruft ja nicht gleich jeder bei der Polizei an.“ Den Bürgern im Viertel gehe es auch um den grundsätzlichen Umgang mit der Fläche, die „gastronomisch hochinteressant“ sei. „Die Frage anderer Wirte und Macher ist berechtigt: Warum die und nicht wir?“, so Miklosy. Das, was auf der Corneliusbrücke geschehe, sei schließlich „von reiner Kultur weit entfernt“.

Das Geschenk zum Einstand jedenfalls ist kein wertvolles: Eine Weisung an die Verwaltung oder Entscheidung mit Tragweite ergibt sich aus dem Abstimmungsergebnis nicht. Das letzte Wort bleibt früher oder später wieder beim Stadtrat – dessen Grundsatzentscheid überfällig ist, wer wann solch besondere Orte wie den Corneliusbrücken-Balkon nutzen darf.

Florian Falterer

Artikel vom 26.05.2010
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