Nachverdichtung der historischen Pflegersiedlung Haar

Haar · Wie anno dazumal

Haar · Sie gehören zum Haarer Ortskern wie das Rathaus, die Kirche oder die Alte Schule: Die so genannten »Pflegerhäuser« an der Bahnhofstraße. Sie wurden bereits 1919 als Wohnmöglichkeiten für die Angestellten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt errichtet. Bis zum heutigen Tag stehen auf dem 9.700 Quadratmeter großen Areal sechs Gebäude, umgeben von einem grünen Kleinod. Ein Wunder, dass der Siedlungsdruck des Landkreises dieses Ensemble bislang verschonte.

Jetzt wird nachverdichtet – jedoch äußerst maßvoll und mit großer Rücksichtnahme auf die historische Bedeutung. Architekt Gert Goergens hat sich der großen Herausforderung gestellt, zum einen für die Oberbayerische Heimstätte eine Planung zu erstellen, die wirtschaftlich ist und zum anderen für die jetzigen und späteren Bewohner eine verbesserte Wohnsituation zu schaffen. Zudem wollte der Architekt das historische Bild wahren. All das ist geglückt. Dem Bauausschuss erläuterte er kürzlich seine Pläne. Es werden drei neue Gebäude erstellt, die sich optisch perfekt an den Altbestand anpassen. Die alten Häuser werden hingegen energetisch saniert, die Wohnungen umgestaltet und die Fassade wieder in das Bild der Entstehungszeit zurückversetzt. In den 70er-Jahren wurden beispielsweise die alten Sprossenfenster durch neue durchgehende Scheiben ersetzt.

Das soll nun wieder rückgängig gemacht werden. Die derzeit ungenutzten Dachböden der Altbauten werden zu zusätzlichen Wohnungen umgebaut. Die Bäder der alten Wohnungen werden vergrößert, Küchen zu den Wohnräumen hin geöffnet, Balkone angebracht und im Hochparterre direkte Zugänge zum Garten geschaffen.

Außerdem erhält das Wohngebiet eine eigene Tiefgarage, einige extra Gartenparzellen für Mieter aus den oberen Stockwerken werden angelegt, Gemeinschaftsplätze unter Pergolen und zentrale Gartenhäuschenanlagen geschaffen. Es wird unterirdische Zisternen zum Wassersammeln, Solarenergie auf den Dächer sowie kleine Wege geben. Trotzdem bleiben für die bisherigen und zukünftigen Mieter Gärten.

Auf diese Art und Weise wird es auf dem Areal statt bislang 24 dann 64 Wohneinheiten geben – und endlich gibt es auch mit 96 Stellplätzen in Tiefgarage und oberirdisch entlang der Georg-Eisenreich-Straße sowie Friedrich-Ebert-Straße Parkplätze für die Mieter. Im Straßenbereich wird es vor allem eine Veränderung an der Georg-Eisenreich-Straße geben: Goergens plant die derzeit sehr schmale Einbahnstraße etwas zu verbreitern und neben den bereits vorhandenen Gehwegen auch 15 Längsparkplätze bzw. Kurzparkplätze für den angrenzenden ­Kindergarten anzuordnen. Diese Planung stößt aber nicht auf ungeteilte Zustimmung und wird deshalb noch weiter abgestimmt.

Sowohl der Bauausschuss als auch die Anwohner, die zahlreich bei der Sitzung anwesend waren, zeigten sich erfreut über die Planungen. »Das wird ein Beispiel für die nächsten Jahrzehnte«, lobte Bürgermeister Helmut Dworzak. Auch Bauamtsleiter Rainer Wöhrl ist voll des Lobes: »Endlich mal wieder ein Bauträger, der Mietwohnungen schafft und zudem nicht die Kosten scheut, behindertengerecht zu planen.« Geplant sind Aufzüge und Wohnungen, die durchwegs barrierefrei sind.

Die meisten Denkanstöße gab es von allen Fraktionen in Richtung Energiekonzept: In der Pflegersiedlung soll das Maximum an Nutzung regenerativer Energien sicher gestellt werden, es soll über das Heizsystem nachgedacht und vor allem auch mit der möglichen Schaffung eines Nahversorgungsnetzes weit in die Zukunft geplant werden.

Die Bewohner interessierte vor allem, wie die Sanierungen in den eigenen vier Wänden aussehen soll und ob die Wohnungen auch ­anschließend noch bezahlbar bleiben. Da konnte Jürgen Hölzl von der Oberbayerischen Heimstätte jedoch Entwarnung geben: Sicher würden die Mieten erhöht, jedoch sozialverträglich. Baubeginn könnte laut ­Goergens bereits im nächsten Frühjahr sein. Dabei sind zuerst die Neubauten an der Reihe. Claudia Erl

Artikel vom 18.05.2010
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