Zweitliga-Meister EHC München erhält keine Lizenz, hofft aber noch auf ein Wunder

Versäumnis verhindert Aufstieg in die DEL

EHC-Geschäftsführer Jürgen Bochanski bei der Meisterfeier. Inzwischen ist ihm die gute Laune vergangen – und vielen EHC-Fans auch.   Foto: Heike Feiner

EHC-Geschäftsführer Jürgen Bochanski bei der Meisterfeier. Inzwischen ist ihm die gute Laune vergangen – und vielen EHC-Fans auch. Foto: Heike Feiner

Es bedarf wohl mehr als eines Handbesens und einer kleinen Schaufel, um diesen neuen Scherbenhaufen zusammenzukehren, vor dem das Münchner Eishockey steht. Der EHC München, Zweitliga-Meister und damit sportlich zum Aufstieg in die DEL berechtigt, hat es versäumt, die Bewerbungsunterlagen für eine Lizenz fristgerecht bei der DEL einzureichen. Die Unterlagen lägen nicht vollständig vor, hieß es in einer offiziellen Erklärung der DEL, insbesondere die sogenannte Sicherheitsleistung in Höhe von 816.000 Euro sei nicht überwiesen worden. Der EHC nahm die Schuld auf sich, immerhin, will nun sogar weiter für den Aufstieg kämpfen.

Von Jan Lüdeke

»Die Geschäftsführung des EHC München ist fälschlicherweise davon ausgegangen, dass bestimmte Unterlagen, dazu zählte auch die Bürgschaft, noch nach dem 11. Mai 2010 eingereicht werden können. Das war offensichtlich nicht der Fall, wie die Reaktion der DEL gezeigt hat«, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins. Und tatsächlich, von Seiten des EHC war immer wieder der 15. Mai als Stichtag genannt worden. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagte, man habe München sogar eine sechs- statt fünftägige Fristverlängerung eingeräumt. Als am Samstagabend aber immer noch nichts vorgelegen habe, sei auch »kein emotionaler Spielraum« mehr vorhanden gewesen.

In Internetforen liefen EHC-Fans Sturm. Verständlich, denn wie kann ein Verein das Versäumen einer Frist gegenüber dem eigenen Anhang rechtfertigen? Wie kann der Klub das seinen Sponsoren, seinen Spielern, seinem Trainer verkaufen? Der Coach, Pat Cortina, äußerte sich bereits nachdenklich über seine Zukunft. Geschockt sei er, zu keinem klaren Gedanken fähig. Und natürlich müsse er überlegen, ob er sich nach diesen Geschehnissen nochmals für eine Saison in der zweite Bundesliga motivieren könne.

Cortina hat seine Aufgaben schließlich erledigt, er hat eine Mannschaft geformt, die Spaß vermittelt hat, er hat dieses Team zur Meisterschaft geführt – mehr kann ein Trainer nicht tun. Bei allem Ärger der Fans über die Ereignisse der letzten Tage gab es in deren Lager aber auch böse Stimmen gegen die DEL.

Vielleicht sei gar nicht der Verein schuld, vielleicht sei alles ein abgekartetes Spiel. Denn die höchste deutsche Spielklasse strebt nach einer Verkleinerung auf 14, möglichst sogar auf zwölf Vereine. Angesichts akuter finanzieller Probleme bei Klubs wie Frankfurt oder Kassel (Ausschluss wahrscheinlich) und des Rückzugs von Duisburg käme ein Nicht-Aufstieg des EHC da natürlich nicht gerade ungelegen.

Der Verein will nun aber noch einen Versuch unternehmen, doch in der DEL zu landen. Am Montag wurde die Bürgschaft, eben jene 816.000 Euro, nachgereicht. Jetzt muss der EHC darauf hoffen, dass die DEL in ihrer Gesellschafterversammlung ihre eigenen Statuten außer Kraft setzt. EHC-Präsident Jürgen Bochanski, der – da er die Geschäftsführung des Vereins ist – als Verantwortlicher der ganzen Misere dasteht, brach seine Spanien-Reise vorzeitig ab, um einen letzten Rettungsversuch zu unternehmen. Misslingt dieser, bricht der EHC wohl auseinander.

Trainer weg, Großteil der Mannschaft weg, Sponsoren weg und vor allem Fans weg. Alles müsste neu aufgebaut werden, der bis vergangene Woche so gute Ruf wäre auf einen Schlag komplett ruiniert.

Artikel vom 18.05.2010
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