Deutsche Säbelmeisterschaft findet in Grünwald statt

Grünwald · Die Klingen kreuzen

Stephan Weidenbach, Alexandra Hartmann, Turnierleiter Thorsten Brandt  sowie David Piper freuen sich auf die Deutsche Meisterschaft vor Ort.	Foto: mst

Stephan Weidenbach, Alexandra Hartmann, Turnierleiter Thorsten Brandt sowie David Piper freuen sich auf die Deutsche Meisterschaft vor Ort. Foto: mst

Grünwald · Die Isartal-Gemeinde wird Schauplatz eines sportlichen Großereignisses: Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) finden zwei Tage lang, vom 29. bis zum 30. Mai, in der Helmi-Mühlbauer-Halle die Deutschen Meisterschaften im Säbelfechten für die A-Jugend statt. Nachdem Grünwald bereits 2008 als Ausrichter der Säbelmeisterschaften für die B-Jugend geglänzt hatte, erhielt die Gemeinde vom Deutschen Fechter-Bund jetzt den Ritterschlag:

Rund 150 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik, die Besten ihrer Zunft, werden zwei Tage lang gegeneinander die Klingen kreuzen. Turnierleiter Thorsten Brandt verspricht ein spannendes Wochenende: »Mit der A-Jugend ficht nun eine höhere Altersklasse um den nationalen Titel – und das sechs Wochen vor der Europameisterschaft in Leipzig. In Grünwald werden spannende Gefechte auf hohem Niveau geboten.« Gekämpft wird in den Disziplinen »Einzel«- und »Mannschaftsgefecht«. Abschließendes Schmankerl: Nach dem Finalgefecht am Samstag dürfen sich alle Mitwirkenden zwei Stunden lang mit einer »Party-Trambahn« durch die Landeshauptstadt fahren lassen.

Außerdem sind die Säbelhochburgen aus Baden-Württemberg vertreten: Keine Geringeren als Richard Hübers aus Dormagen, der kürzlich bei der Kadetten-Weltmeisterschaft in Baku Gold geholt hat, und WM-Vize Maximilian Kindler aus Eislingen sind mit von der Partie. Umrahmt wird das Ereignis von einem breiten Rahmenprogramm. Wer etwa seine eigene Reaktionsschnelligkeit und Treffsicherheit testen möchte, darf selbst ein Florett zur Hand nehmen und gegen das extra für die Meisterschaft nach Grünwald transportierte »Fechtmobil« antreten. Und so sieht der Ablauf im Detail aus: Die Vorrunden in der Disziplin »Einzelgefechte« finden am Samstag, 29. Mai, um 8.15 Uhr statt, um 9.30 Uhr beginnen die Direktausscheidungen. Gekämpft wird nach dem K.O-Prinzip: »Je zwei Gegner treten gegeneinander an. Sieger ist, wer 15 Treffer erzielt hat«, erläutert Brandt.

Die Vorstellung der Finalisten mit dem abschließenden Finalgefecht um den Meistertitel ist um 14.45 Uhr anberaumt. Am Sonntag stehen sich dann die Vereine gegenüber. Gekämpft wird ab 8.45 Uhr in Vierer-Gruppen mit je drei Fechtern und einem Ersatzfechter pro Mannschaft. »Es wird im Stafettensystem gefochten, wo innerhalb der Mannschaften jeder gegen jeden antritt«, informiert TSV-Sprecherin Alexandra Hartmann. »Jedes einzelne Gefecht wird nach fünf Treffern an die nächste Paarung übergeben und so lange fortgesetzt, bis eine Mannschaft 45 Treffer erreicht hat.« Die Ausscheidungsspiele finden um 13.30 Uhr statt. Mit rund 14 Mannschaften bei den Herren und zehn bei den Damen rechnet Hartmann. Was die Profis in Sekundenschnelle bewerkstelligen, ist für viele Zuschauer wahrscheinlich ein Buch mit sieben Siegeln: Es gibt kaum eine andere Sportart, in der Bewegungen so blitzschnell ausgeführt werden und man die Regeln entsprechend verinnerlicht haben muss, um den Ablauf zu verstehen und Spaß am Zuschauen zu haben.

»Wer das allererste Mal ein Säbelgefecht beobachtet, kann dem Geschehen wahrscheinlich nicht auf Anhieb folgen. Säbelfechten ist sehr schnell«, informiert Hartmann. Deswegen soll es Einführungen mit Experten geben, kein Zuschauer werde »außen vor« bleiben, wie die TSV-Sprecherin verspricht. Worin besteht die Kunst speziell dieser Sportart in Abgrenzung zum Fechten mit Degen oder Florett? Beim Säbel handelt es sich um eine Hieb- und Stichwaffe: Treffer können sowohl mit der Spitze als auch durch Hiebe mit den beiden Schneiden erzielt werden. Mit einem Maximalgewicht von 500 Gramm ist er die leichteste Waffe. Die Gesamtlänge und die Klingenlänge sind genau festgelegt. Ein weiteres Charakteristikum: Die schmale Säbelklinge wird zur Spitze hin extrem flach und biegsam.

Die gültige Trefferfläche ist der gesamte Körperbereich oberhalb der Gürtellinie, was auch – anders als beim Florett – die Extremitäten einschließt. Ausgelöst wird die Trefferanzeige bei jeder Berührung durch die Klinge – was für Laien allerdings schwer zu erkennen ist. Es gelte das Treffervorrecht des Angreifers, schildert Hartmann weiter: »Anders als beim Florett werden aber Treffer auf ungültige Flächen nicht angezeigt. Zudem müssen die Hiebe exakt und mit richtigem Abstand zum Gegner pariert werden, damit man wegen der Biegsamkeit der Klinge nicht doch noch am Ärmel oder an der Jacke erwischt wird.« Daher agierten Säbelfechter sehr offensiv und jagten sich mit hoher Geschwindigkeit über die Bahn, wie die Expertin ergänzt. Der Fechter trägt eine Unterziehweste, eine hoch schließende Fechtjacke, Fechthose, Handschuhe, Kniestrümpfe und geeignete Schuhe. Bei den Damen kommt noch ein Brustschutz hinzu.

Nicht nur der TSV, auch die Gemeinde Grünwald freut sich über den Zuschlag. »Wir machen das sehr gerne. Fechten ist ja nicht eine Massen- und Breitensportart, sondern eine Spezialdisziplin«, freut sich Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach (CSU). An dem Sport bewundert er die Verbindung aus körperlicher und geistiger Fitness, weshalb er auch pädagogisch wertvoll sei.

Der Eintritt zu allen Wettkämpfen ist frei, für die Bewirtung ist gesorgt. mst

Artikel vom 11.05.2010
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