Secondhandladen als »Zuverdienstprojekt« für Patienten

Haar · Die Chance danach

Alexia Toparcean, Heiko Sailer und Tobias Petzinger (v. li.) schauen der Zukunft des neuen Ladens im Klinikum München-Ost optimistisch entgegen.	Foto: sf

Alexia Toparcean, Heiko Sailer und Tobias Petzinger (v. li.) schauen der Zukunft des neuen Ladens im Klinikum München-Ost optimistisch entgegen. Foto: sf

Haar · Das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) hat in Kooperation mit dem Klinikum München-Ost einen Laden an der Hauptpforte, Leibstraße 100, eröffnet. Seit Anfang April kann man hier handgemachte Waren wie Weidenkörbe, Wachsreliefs, Tiffany-Fensterbilder, Bienenwachs-Kerzen, Sitzkissen, Kerzenständer, Schmuck, handgeschöpftes Papier, Buchbinderei-Arbeiten und mehr aus den Werkstätten der Arbeitstherapie (AT) des Klinikums sowie aus der Tagesstätte und der Kunstwerkstatt des SPZ kaufen, aber auch gebrauchte Kleidung und Antiquitäten von privaten Spendern.

Der Erlös kommt dem »Zuverdienstprojekt« des SPZ zu Gute. Vor etwa eineinhalb Jahren hat das SPZ, eine gemeinnützige GmbH und Tochterunternehmen der Kliniken des Bezirks Oberbayern – Kommunalunternehmen, dieses Projekt ins Leben gerufen, um ehemaligen Patienten mit verschiedenen psychischen Erkrankungen, von Depressionen über Schizophrenie bis hin zu Suchtkrankheiten, die Möglichkeit zu geben, wieder in einen normalen Arbeitsprozess zurückzufinden. »Angefangen haben wir im Februar 2009 mit Etagenservice im Haus 55, d.h., die Patienten haben Kopierarbeiten übernommen, die Konferenzräume für Tagungen hergerichtet oder Ähnliches«, erklärt Heiko Sailer, stellvertretender Geschäftsführer des SPZ. So könnten sich die Klienten zu ihren Unterstützungen noch etwas hinzuverdienen, erhielten einen strukturierten Tagesablauf und ein stärkeres Selbstbewusstsein. Nun ist der Laden hinzugekommen, in dem bisher eine ehemalige Patientin drei Stunden täglich im Verkauf ist. »Die restliche Zeit übernehmen derzeit Mitarbeiter der AT (Arbeitstherapie) des Klinikums oder des SPZ«, sagt Sailer.

Als Ansprechpartner für die ehemaligen Patienten stehen zwei Betreuer zur Verfügung: Die Sozialpädagogin Alexia Toparcean und der Funktions-Handwerksmeister Tobias Petzinger, der für den Einkauf und organisatorische Arbeiten zuständig ist. »Wir kennen die Lebensläufe und Einzelheiten der Erkrankung von den Mitarbeitern nicht, uns wird nur gesagt, worauf wir achten müssen, z.B. Ängste oder Derartiges«, erzählt Petzinger. Welcher Patient für welche Tätigkeit im »Zuverdienstprojekt« eingesetzt wird, wird vorher durch Probearbeiten geprüft.

»Die Arbeit in dem Laden ist anspruchsvoll. Derjenige muss schon über ein gewisses Maß an Selbstständigkeit verfügen und mit Menschen umgehen können«, sagt Sailer. Die Betreuer sind nicht vor Ort, sondern nur im Notfall oder bei Fragen zu erreichen. Das Projekt scheint Früchte zu tragen: »Viele Patienten haben Freude an der Arbeit, es geht ständig bergauf mit ihnen. Eine Frau konnte bereits in eine Übergangs-Wohngemeinschaft einziehen, der nächste Schritt wäre dann betreutes Einzel-Wohnen«, berichtet Sailer. Nun hofft er, dass demnächst noch mehr Patienten hier eingesetzt werden können und deren Gehalt durch den Verkauf der Waren auch refinanzierbar ist.

Geöffnet ist der Laden Montag, Dienstag und Donnerstag von 9.00 bis 13.30 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch von 9.00 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr, Freitag von 9.00 bis 11.30 Uhr. Sybille Föll

Artikel vom 11.05.2010
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