Zum 20. Mal feiern die Kirchseeoner Hexen Walpurgisnacht

Kirchseeon · Die Hexen tanzen

Der Auftritt der Kirchseeoner Hexen gehört mittlerweile zum absoluten Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Gemeinde.	Foto: Kirchseeoner Hexen

Der Auftritt der Kirchseeoner Hexen gehört mittlerweile zum absoluten Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Gemeinde. Foto: Kirchseeoner Hexen

Kirchseeon · Nicht nur auf dem Brocken im Harz, sondern auch in Kirchseeon tanzen am 30. April die Hexen ums Feuer – und das seit 20 Jahren. Zu ihrem Jubiläum haben die Kirchseeoner Hexen neue Tänze einstudiert, mit denen sie ab 20.30 Uhr den Zuschauern am Marktplatz das Gruseln lehren. Erträglicher wird es mit einer kleinen Stärkung: Bereits ab 19.00 Uhr gibt’s für die Besucher hexische Leckereien, wie z. B. Feen-Nektar, Krötenschleim, Brotznburger, Teufelshörner und ähnliche kulinarische Köstlichkeiten.

Bei der Kirchseeoner Walpurgisnacht handelt es sich mittlerweile um die größte Veranstaltung des Ortes, organisiert vom kleinsten Verein. Alle Besucher können durch den Erwerb eines Festzeichens zum Preis von 1 Euro die Kirchseeoner Hexen e. V. in ihren Bemühungen unterstützen. Manch einer mag sich fragen, wieso es ausgerechnet in Kirchseeon so gruselig zugeht – zum einen mit den Hexen, zum anderen aber auch mit den Perchten.

Der Grund ist ganz einfach: Beide Vereine haben ihre Entstehung Hans Reupold zu verdanken, der nicht nur Perchtenvater ist, sondern auch Vater von Tina Heiler, der »Pressehex«. »Mein Vater war mit dem Kreisheimatpfleger befreundet und hat sich schon immer für altes Brauchtum interessiert«, erzählt Tina Heiler. Nach und nach trug er immer mehr Informationen und Geschichten zusammen. Die waren teilweise von den Forstarbeitern gekommen, die vor rund 100 Jahren aus dem Alpenraum nach Kirchseeon gekommen waren, um den von einer Nonnenplage heimgesuchten Baumbestand abzuholzen und im extra dafür gebauten Schwellenwerk in Buch zu verarbeiten. »Die haben alle ihre Traditionen mitgebracht und einige sind bei uns hängen geblieben«, sagt Heiler. Und da Hans Reupold auch gerne schnitzte, schuf er gleich die passenden Masken für die Perchten.

Als er 1990 von einer Walpurgisnacht mit Hexentanz aus dem Schwarzwald zurückkam und begeistert davon erzählte, beschlossen einige Frauen aus Kirchseeon: »Das machen wir auch!« Eva Gramsamer nahm die Sache in die Hand und so entstanden zunächst die »Sojer Hexen«. Die ersten Masken schnitzte noch Hans Reupold aus Lindenholz, doch schon bald fertigte jede Hexe ihre eigene Maske selbst – aus einer Holz-Modelliermasse, die ebenso gefeilt und geschnitzt werden kann. »Und Eva hat Schnitte für die Kleider entworfen«, erzählt Heiler. Das Kostüm einer Hexe besteht aus drei Röcken, einer langen Unterhose, einer Bluse und einem Laiberl. Außerdem ist an jeder Maske ein rotes Tuch befestigt. Die Choreografien für die Tänze sind ebenfalls selbst kreiert, musikalische Unterstützung bekommen sie dabei von Nadine Grimm und Maria Kornherr. Nur die Hexensprüche sind meistens »geklaut«, z.B. das »Hexeneinmaleins« aus Goethes »Faust« oder ein Gedicht von G. Meusling: »Vor dem Dog des 1. Mai ist die Walpurgisnacht / da hört man mancher Hexe Schrei und wie der Teifi lacht / Das Ziel der Hexen aller ist der große Tanzplatz rund / do aufm Marktplatz treibens die Hexen bunt / mit wuide Tänz, Hexeneinmaleins und tausend Kräuter-Düfterl / kommen dann – ihr werdet’s spürn – die besondren Frühlingslüfterl / Spinnenbein und Katzenohr / was zum Teifi geht hier vor / Feiern wir ein Hexenfest / ob man uns in Ruhe lässt?«

In Ruhe lässt man die »Sojer Hexen«, die seit 2002 als »Kirchseeoner Hexen« im Vereinsregister eingetragen sind, nie. Von Anbeginn konnte man ihr Treiben im Fernsehen, Rundfunk und in Zeitungen mitverfolgen, tausende von Zuschauern bevölkern jedes Jahr den Marktplatz bei ihrem Auftritt. Bei der Walpurgisnacht 1998 waren erstmals auch die Kinderhexen mit dabei. Als diese älter wurden, erwuchs daraus die Jugendgruppe. Doch an Nachwuchs mangelt es nicht und so gibt es inzwischen zusammen mit den »Sojer Buam«, die die Hexen mit ihren Trommeln begleiten, vier Gruppen mit insgesamt rund 70 Aktiven.

In ihrem »Hexenhäuserl« in der Gartenstraße 7 sind die großen und kleinen Hexen jedes Jahr eifrig am Werkeln. Die Räume hat die Gemeinde vor vier Jahren zur Verfügung gestellt, die Vereinsfrauen haben sie selbst renoviert und eine Toilette eingebaut. Dort werden nun die letzten Vorbereitungen für den großen Tag getroffen, der 20. Walpurgisnacht mit den Kirchseeoner Hexen.

Die Besucher werden gebeten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen, da es nur wenige Parkplätze gibt. Außerdem bitten die Hexen darum, jeglichen Unfug zu unterlassen. »Sachbeschädigungen gehören nicht zum guten alten Brauch dieser Freinacht!« Sybille Föll

Artikel vom 27.04.2010
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