Arbeitsgruppe präsentiert den Löwen-Fans ihre umfangreichen Pläne

Giesing/Harlaching · Der Kampf um das Sechzger Stadion geht weiter

Sehr konkrete Vorstellungen haben die 60er-Fans von ihrem »neuen – alten« Stadion auf Giesing’s Höhen. 	Foto: Hettich

Sehr konkrete Vorstellungen haben die 60er-Fans von ihrem »neuen – alten« Stadion auf Giesing’s Höhen. Foto: Hettich

Giesing/Harlaching · Am Ende intonierten die Fans ihre Hymne »Grünwalder Stadion« – zuvor plädierten die Anwesenden in der prall gefüllten Stadiongaststätte im Innern des Traditionstempels der Löwen drei Stunden lang erneut und ungeachtet städtischer Ablehnung drei Stunden lang mit viel Herzblut für eine Rückkehr der eigenen Profis ins Städtische Stadion an der Grünwalder Straße. Anlass des starken Manifestes der Blauen war die Vorstellung der umfangreichen Machbarkeitsstudie, die zuvor im Rathaus abgeschmettert worden war (wir berichteten).

Giesing/Harlaching · Am Ende intonierten die Fans ihre Hymne »Grünwalder Stadion« – zuvor plädierten die Anwesenden in der prall gefüllten Stadiongaststätte im Innern des Traditionstempels der Löwen drei Stunden lang erneut und ungeachtet städtischer Ablehnung drei Stunden lang mit viel Herzblut für eine Rückkehr der eigenen Profis ins Städtische Stadion an der Grünwalder Straße. Anlass des starken Manifestes der Blauen war die Vorstellung der umfangreichen Machbarkeitsstudie, die zuvor im Rathaus abgeschmettert worden war.

Dass das Projekt von den Verantwortlichen des Vereins aber noch längst nicht beerdigt wird, zeigte schon die hochkarätig besetzte Teilnehmerliste bei der Präsentation am letzten Freitag. Neben Löwen-Schatzmeister Dr. Michael Hasenstab nahmen Aufsichtsratsmitglied und Initiativsprecher Christian Waggershauser sowie Josef Wensauer vonseiten der Löwen-Fanorganisation Pro 1860 an der leidenschaftlich geführten Runde ebenso teil wie Roman Beer als Vorsitzender des Vereins Freunde des Sechzgerstadions (FdS) und Professor Josef Schwarz. Der Mann ist nicht nur Berater des Deutschen Fußballbundes in Sachen Stadionbau, sondern hat mit einem engagierten Team von Architekten und Fachleuten auch binnen weniger Monate das schlüssige und innovative Konzept eines Stadionneubaus aus dem Boden gestampft. »Es geht halt schon«, fasste Waggershauser die Eindrücke der Anwesenden zusammen – »auch wenn die Stadt halt nicht den politischen Willen dazu zeigt!«

Bauliches

Nach der Kernvorgabe eines profitauglichen Stadions mit einer Kapazität von rund 30.000 Plätzen erarbeiteten Schwarz und Co ein umfangreiches Planungskonstrukt. Dabei wurden notwendige sicherheitstechnische Aspekte wie geeignete Zu- und Abfahrten für die Feuerwehr und Sicherheitskräfte am Reißbrett ebenso entwickelt wie Park- und mögliche Tiefgaragen-Konzepte unter dem Stadionareal. Reichlich Zustimmung bekam Schwarz auch für seinen Ansatz, mithilfe eines »Schallsegels« als Ummantelung und Überdachung eines neuen Stadionkonstruktes Komfort und Regenschutz für die Zuschauer in Form einer Komplettüberdachung mit dem notwendigen Lärmschutz für die Umgebung synergetisch zu vereinigen. Dieser Multifunktionsrahmen gäbe, so der Tenor der Planer, durch Illumination dem ganzen auch einen besonders reizvollen optischen Rahmen. Wichtiger als optische Reize, das wissen aber die Planer, sind die sicherheitstechnischen Auflagen. Schwarz und sein Team hatten ein ganz eigenes Zu- und Abwegesystem für die Zuschauer mittels Brücken ein planerisch neues Wegesystem geschaffen, dass zudem die unterschiedlichen Fangruppen anders als derzeit trennen würde.

Aufsehen erregte Schwarz besonders mit seinem Modell, im Stadionaußenbereich an der Grünwalder Straße eine zweite Ebene für Fußgänger über dem Straßenbereich zu etablieren. »München erleben ohne stinkende Autos« nannte er sein Konzept eines transparent wirkenden Plateaus in unmittelbarer Stadionumgebung. Wichtige Bestandteile seines Vortrages auch: die Rasenfläche des Stadions könnte um rund 5 Meter abgesenkt werden und die Tribünen direkt an den Spielfeldrand heranreichen. Zudem sollte der umgebende moderne Tribünenbaukörper durch die Absenkung der Spielfläche flacher daherkommen und damit das Umfeld weniger stark beeinflussen. In der möglicherweise verglasten Einhausung des Stadionmantels könnte ein Wandelgang entstehen – mit attraktiven Nutzungsformen von der Filiale des Valentin-«Musäums« bis zum Senioren- oder Gesundheitszentrum, mit Gastronomie und Fanshopareal und anderen Nutzungsformen. »Das wäre ein neuer, pulsierender Stadtteilmittelpunkt auf Giesings Höhen«, zeigte sich Schwarz mit den Vereinsvertretern einig.

Finanzielles

Den wichtigen Finanzrahmen eines solchen Vorzeigeprojektes präsentierte Löwen-Schatzmeister Dr. Michael Hasenstab. Danach würde ein Stadionprojekt des beschriebenen Zuschnittes rund 47 bis 52 Millionen Euro kosten – zuzüglich der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen entlang des Außenbereichs würde sich diese Summe auf 60 bis 65 Millionen Euro erhöhen. Hasenstab verwies auf die Notwendigkeiten einer »seriösen Planung und Finanzierung während eines Zeitraums von 30 bis 35 Jahren« und verschwieg auch nicht die hausgemachten Probleme des Vereins dabei.

Die strukturellen und finanziellen Probleme der Löwen seien hauptverantwortlich für die schlechte Bonität, die der Verein bei Banken und notwendigen Krediten aufweise. Hier sei deutlich nachzubessern. »Wir haben seit 15 Jahren ein schlechtes Kreditranking – da muss man nachbessern, wenn man ein derartiges Projekt stemmen will«, mahnte der Finanzfachmann. Hasenstab argumentierte, dass derzeit eine Finanzierung des Projektes auf dem freien Kapitalmarkt vor allem aufgrund zu hoher Zinssätze für den Verein nicht zu stemmen sei. Hasenstab nannte andere Wege: so sollten etwa durch Leistungen von »Fans und Edelfans« rund 5 bis 7 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Doch es hapert an zwei anderen potentiellen Quellen: laut Hasenstab sei ein »emotionaler Investor« nach dem Vorbild anderer Vereinspotentaten derzeit nicht in Sicht. Zudem sei mit der Hilfe der öffentlichen Hand derzeit nicht zu rechnen. Indes: das zuletzt vermehrt ins Gespräch gebrachte Olympiastadion sahen Verantwortliche »nur als Übergangs-, nicht als Dauerlösung«. Viel lieber wäre nicht nur den Funktionären ein profitaugliches Stadion an der Grünwalder Straße. »Da fehlt aber derzeit der politische Wille«, formulierte Waggershauser die bestehende Ablehnung der Stadt.

Fanstimmen

»Eine Viertelmilliarde Euro wird zwischen Schuttberg und Müllkippe in Fröttmanning verbaut – für das Grünwalder Stadion wird nicht einmal einen Bruchteil bereitgestellt!« Den Fans war die Enttäuschung über die politisch ablehnende Haltung der Stadt zum Stadionprojekt einmal mehr anzumerken. Allerdings wurden auch Vorwürfe laut, das Präsidium habe sich in seiner Pressemitteilung direkt nach der rund zweistündigen, erfolglosen Unterredung mit der Stadtspitze »zu wenig kämpferisch präsentiert«. Einen Vorwurf, den Waggershauser wie auch Hasenstab nicht von der Hand wiesen. »Wir waren da wie gelähmt – mittlerweile haben wir aber argumentativ nachgebessert«, unterstrich der TSV-Schatzmeister.

Angesichts der überzeugenden Arbeit der Planer müsse ein solches Projekt wie an der Grünwalder Straße eine Zukunft haben, unterstrichen auch Roman Beer und Fan-Vertreter Wensauer. »Der politische Wille kann sich ja auch wieder drehen in den nächsten Jahren«, so Beer. Harald Hettich

Artikel vom 20.04.2010
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