28 Kinder und Jugendliche machten jetzt den Stadtteilcheck

Milbertshofen · Ist Milbertshofen behindertengerecht?

Die Teilnehmer testeten, ob Blinde wirklich sicher über die Straße gehen können. 	Foto: Privat

Die Teilnehmer testeten, ob Blinde wirklich sicher über die Straße gehen können. Foto: Privat

Milbertshofen · »Das Pflaster ist unangenehm weil es so hugelig ist!« – Das stellten die 28 Kinder und Jugendliche der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) der Stiftung Pfennigparade gleich zu Anfang fest, als sie im Rahmen des Projekts »Auf Herz und Rampen prüfen« des Kreisjugendring München-Stadt, ihr Viertel auf bauliche Gegebenheiten prüften, die für Menschen mit Behinderung hinderlich oder förderlich sein könnten. Durch Ausprobieren von Rollstuhl, Augenbinde, Simulationsbrille und Blindenlangstock erlebten die Kinder, wie es ist, sich damit im Alltag zurechtzufinden.

Die Teilnehmer waren zum Teil selbst im Alltag auf einen Schiebe- oder Elektrorollstuhl angewiesen. So war es ein Leichtes für sie, damit beim Stadtteilcheck unterwegs zu sein. Außerdem kannten sie viele Stellen im öffentlichen Raum, an denen es schwierig oder unmöglich ist, selbständig zu agieren. Neu war für alle Kinder, sich in die Perspektive von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen zu versetzen. So merkten sie, dass der sonst so »nervige« Abstand bei abgesenkten Bordsteinen für Blinde durchaus hilfreich ist, denn ohne ihn könnte man den Unterschied von Gehweg und Straße mit dem Blindenlangstock nicht spüren.

Einige bauliche Barrieren, die den Kindern und Jugendlichen in ihrem Viertel aufgefallen sind, könnten durch Umbaumaßnahmen behoben werden. Wichtig wäre beispielsweise die Einrichtung eines Zebrastreifens in der Barlachstraße, um die schlecht einsehbare Straße in Richtung Petuelpark sicher überqueren zu können. In der stark befahrenen Knorrstraße, Höhe Schopenhauerstraße wünschten sich die Teilnehmer einen Zebrastreifen der den bestehenden Übergang mit Verkehrsinsel für Blinde sicherer machen würde.

Schwierig wird es für Blinde auch, wenn Fuß- und Fahrradweg nicht mit einem tastbaren Höhenunterschied getrennt sind, wie es in der Rümannstraße der Fall ist. Neben baulichen Gegebenheiten im Straßenverkehr testeten die Kinder und Jugendlichen auch Einrichtungen des täglichen Lebens wie Banken, Supermärkte und Wertstoffsammelstellen. Letztere sind weder für Rollstuhlfahrer noch für Blinde selbstständig benutzbar. Die Container in der Rümannstraße und vor dem Supermarkt in der Knorrstraße Ecke Petuelring sind farblich nicht unterscheidbar. Wären die Container aus unterschiedlich farbigem Material und wäre dies münchenweit einheitlich, könnten Sehbeeinträchtigte problemlos die richtigen Container finden, Blinde könnten dies mit Hilfe eines elektronischen Farberkennungsgeräts. Für Rollstuhlfahrer müssten die Einwurflöcher weiter heruntergesetzt werden.

Artikel vom 13.04.2010
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