Münchner Innenstadt auf Herz und Rampen geprüft

Isarvorstadt · Handicap Kopfsteinpflaster

Im Gedränge mit Rollstühlen über den Viktualienmarkt: Gar nicht so einfach, merkten die Kinder. Foto: VA

Im Gedränge mit Rollstühlen über den Viktualienmarkt: Gar nicht so einfach, merkten die Kinder. Foto: VA

Isarvorstadt · Für 20 Kinder aus dem Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt war es am Mittwoch, den 31. März so weit, ihren Stadtteil auf »Herz und Rampen« zu prüfen. Im Rahmen des Osterferienprogramms machten sie sich mit Rollstühlen, Augenbinden, Simulationsbrillen und Blindenlangstöcken ausgestattet für drei Stunden auf den Weg, Teile der Altstadt und der Isarvorstadt auf ihre baulichen Gegebenheiten für Menschen mit Behinderung zu testen.

Bei den Stadtteilchecks in Münchner Stadtvierteln, die das von der LH München geförderte Projekt des Kreisjugendring München-Stadt organisiert, erfahren Kinder von sechs bis 13 Jahren ihre gewohnte Umgebung aus einer ganz anderen Perspektive. Schnell wurde den Kindern deutlich, welche baulichen Gegebenheiten förderlich sind, z. B. abgesenkte Bordsteine an Straßenüberquerungen. Umso mehr fiel dann aber auch ihr Fehlen auf.

Beispiele für bauliche Barrieren sind auch fehlende akustisch-taktile Signale an Ampeln, z. B. an der Kreuzung am Reichenbachplatz und an der Kreuzung im Tal/Radlsteg. Schwierig, sowohl für Rollstuhlfahrer als auch für Blinde, ist das viele Kopfsteinpflaster in der Altstadt, z. B. am Petersberg und in der Heiliggeiststraße. Neben Barrieren im öffentlichen Raum stellten die Kinder auch in anderen Einrichtungen einige Problemzonen fest, so z. B. in der Sparkasse am Gärtnerplatz. Wegen einer hohen Stufe am Eingang können Rollstuhlfahrer den Serviceraum nicht selbstständig betreten. Auch sind die Geldautomaten zu hoch angebracht und die Menü­tasten (Bestätigen, Abbruch, Korrektur) nicht mit fühlbaren Anzeigen für Blinde ausgestattet. In Supermärkten und Lebensmittelabteilungen machten die Kinder ganz unterschiedliche Erfahrungen.

Besonders positiv fiel den Kindern auf, dass Passanten und Mitarbeiter sehr offen und hilfsbereit auf sie zugingen. Allerdings kam es auch vor, dass ein Passant einem Kind im Rollstuhl half, ohne vorher zu fragen. Erschrocken durch die plötzliche Vorwärtsbewegung rief es: »Aber ich möchte alleine fahren, warum helfen Sie mir?« Auch das war für die Kinder eine wichtige Erfahrung; dass Menschen, die blind sind oder auf einen Rollstuhl angewiesen, nicht automatisch unselbständig sind und immer Hilfe benötigen. Begleitet hat den Stadtteilcheck Beate Bidjanbeg, Kinder- und Jugendbeauftragte des BA 2, die die Anliegen der »Stadtteilchecker« im Bezirksausschuss vertreten wird, damit festgestellte Mängel behoben werden können.

Eine detaillierte Auflistung der getesteten Stellen in der Altstadt und der Isarvorstadt kann demnächst auf der Homepage www.herzundrampen vhs.de eingesehen werden. Diese werden an den BA 1 und den BA 2 übergeben, um im Sinne der Nachhaltigkeit bauliche Veränderungen anzustoßen.

Bei Interesse an einem Stadtteilcheck können sich interessierte Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Stadt München an Marie-Luise Hess unter der E-Mail herzundrampen@kjr-m.de wenden.

Artikel vom 13.04.2010
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