Vaterstettener Hefte sind eine Fundgrube für Heimatkundler

Vaterstetten · Ein Stück Geschichte

Mühsame Arbeit auf den Feldern um Vaterstetten: Kartoffelernte in den späten 40er-Jahren. 	Foto: KSV

Mühsame Arbeit auf den Feldern um Vaterstetten: Kartoffelernte in den späten 40er-Jahren. Foto: KSV

Vaterstetten · Kürzlich ist der zweite Band der »Vaterstettener Hefte« erschienen. Unter dem Titel »Vaterstettener Gemeindefluren – Ihre Nutzung im Wandel der Zeit« wird darin die Entwicklung der Landwirtschaft rund um die Gemeinde und der näheren Umgebung dargestellt. Die »Vaterstettener Hefte« sind ein Projekt der kulturhistorischen Sammlung Vaterstetten. Fünf Hobby-Historiker haben sich hier zusammengetan, um auf kulturgeschichtliche Zeugnisse aus der Gemeinde und dem Umland aufmerksam zu machen.

Dazu versuchen Karin Leonhardt, Claus Ortner, Brigitte und Karsten Schliewen und Hans Peter Uenze Fotos und andere Überbleibsel aus vergangenen Zeiten zu sammeln und dem Publikum in Ausstellungen zu präsentieren. Seit kurzem haben die Kulturhistoriker dafür auch den richtigen Ort. Sie richten sich derzeit in der alten Aussegnungshalle am Friedhof ein, die dann im Sommer mit einer Ausstellung offiziell eröffnet werden soll.

Finanziert wird die Arbeit der Sammlung durch die Gemeinde Vaterstetten, die auch die neuen Räume zur Verfügung stellt und die Kosten für die Vaterstettener Hefte trägt. »Diese Hefte sollen in jedem Jahr neu erscheinen und stehen immer unter einem anderen Motto«, erklärt Brigitte Schliewen. Dabei werde darauf geachtet, dass die Texte leicht verständlich und nicht zu wissenschaftlich werden, da sich die Hefte an alle richten, die sich für die Geschichte ihrer Heimat interessieren, und einem möglichst breiten Publikum zugänglich sein sollen. Die zweite Ausgabe beschäftigt sich auf 42 Seiten hauptsächlich mit der Geschichte des Ackerbaus in der Region. Auch die Erschließung des Gebietes durch Verkehrswege und die Verwaltung der Ländereien spielen dabei eine wichtige Rolle.

Mit zahlreichen Fotos und Karten wird gezeigt, wie sich die Vaterstettener Fluren im Laufe der Zeit verändert und entwickelt haben. Gesammelt und ausgewertet wurden die Informationen von Dr. Josef Schmid. Er handelt das Thema, wie er sagt, schwerpunktmäßig aus seiner eigenen Sicht als Landwirt ab. Dabei versucht er ein umfassendes Bild zu schaffen, indem er archäologische, geologische, historische und heimatkundliche Aspekte verarbeitet. Dazu beginnt er mit der Entstehung der Bodenstrukturen in der Eiszeit, den ersten Siedlungen der Bajuwaren im sechsten Jahrhundert und frühen Ackerkulturen im Mittelalter. Mit dem 19. Jahrhundert wurde das Gebiet zunehmend erschlossen. Mit dem Straßennetz breiten sich auch die Äcker aus. Die Waldnutzung und Jagd trat immer mehr in den Hintergrund. Eingehend beschreibt Schmid auch die Veränderungen durch die moderne Landwirtschaft, zunehmende Verkehrsbelastung und durch Unwetter verursachte Flurschäden.

Das umfassende Wissen über die Geschichte des Landkreises hat sich Schmid zum größten Teil während der Ausübung seines Berufes angeeignet. Er ist promovierter Landwirt und hat vier Jahrzehnte lang als Güterverwalter für die Familie von Finck gearbeitet, die von München bis Bad Tölz viele geschichtsträchtige Ländereien besitzt. Dabei sind ihm immer wieder Dokumente und Aufzeichnungen in die Hände gefallen, die von der jahrhundertealten Geschichte der Güter berichten. »Immer, wenn ich etwas gelesen habe, habe ich das gesammelt«, erklärt Schmid. Im Laufe der Zeit hat er sich so zu einem Experten für die Entwicklung der Infrastruktur in der Region entwickelt und schließlich angefangen, Vorträge zu diesem Thema zu halten.

Nach einem Vortrag beim Harthauser Heimatkreis kamen auch Anfragen aus anderen Gemeinden im Landkreis. Dr. Claus Ortner von der Kulturhistorischen Sammlung Vaterstetten bat ihn schließlich, sein Wissen auch schriftlich festzuhalten, damit es weiter für alle, die sich für Heimatkunde interessieren, erhalten bleibt. Daraus entstand im Frühjahr die nun erschienene Ausgabe der Vaterstettener Hefte. Die aktuelle Ausgabe und Restexemplare des ersten Heftes sind für 7 Euro im Rathaus Vaterstetten, den Nachbargemeinden und den örtlichen Buchhandlungen zu bekommen. Die Hefte sind so angelegt, dass sie in einem Ordner gesammelt werden können. qs

Artikel vom 06.04.2010
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