Vorläufiges Zuhause für Kirchseeons siebten Maibaum

Kirchseeon · Maibaum auf Lager

In Millimeterarbeit hat der Fahrer Georg Schwaiger den 33 Meter langen Stamm in die Halle am Bundeswehrgelände rangiert.	Foto: Julia Stark

In Millimeterarbeit hat der Fahrer Georg Schwaiger den 33 Meter langen Stamm in die Halle am Bundeswehrgelände rangiert. Foto: Julia Stark

Kirchseeon · Zum siebten Mal in der Geschichte des Ortes wird in diesem Jahr in Markt Kirchseeon ein Maibaum aufgestellt. Am vergangenen Samstag haben Mitglieder des Trachtenvereins Seetaler, der Edelweiß-Schützen und der Freiwilligen Feuerwehr die Fichte, die am 1. Mai feierlich am Marktplatz aufgestellt wird, zu ihrem Lagerplatz am ehemaligen Bundeswehrgelände an der Waldbahn gebracht. Dort werden nun Wachen rund um die Uhr aufpassen, dass der Baum nicht nach alter bayerischer Tradition entführt wird.

Bis zum Maifest gibt es auf dem Gelände ein buntes Programm. In Millimeterarbeit rangieren zwei Traktoren an der Lagerhalle den rund 33 Meter langen Stamm – ihn sicher in die optimale Position zu bringen, ist keine leichte Aufgabe. »Georg Schwaiger macht das perfekt«, lobt Gerda Rothhaupt, Vorsitzende des Ortskartells der mehr als 50 Vereine der Gemeinde, die auch diesmal wieder zur Maibaumpräsidentin erkoren wurde. »Der Baum lag schon seit Ende Dezember gefällt im Wald«, berichtet sie. Begleitet von der Marktkapelle Kirchseeon hat ihn Schwaiger nun ins Dorf geschafft, wo er von den Bürgern festlich empfangen wurde.

Gestiftet hat den künftigen Maibaum Markus Mazurek, Besitzer des gleichnamigen Forstbetriebs und Mitglied der Feuerwehr. »Bayerisches Brauchtum muss erhalten bleiben, das darf nicht aussterben«, betont er. Bei der Auswahl des Baums hat er sich große Mühe gegeben: »Wir haben lange gebraucht, bis wir eine passende Fichte gefunden haben.« Der Grund: Ein Maibaum muss einerseits gerade gewachsen, zum anderen aber auch kerngesund sein. »Er darf nicht krank und nicht von Käfern befallen sein«, sagt der Waldbesitzer. Sonst bestehe die Gefahr, dass der Maibaum brechen und umkippen könnte, »und das möchte ich nicht verantworten.«

Ob die Qualität des Holzes ausreiche, könne man an den Jahresringen erkennen. »Daran sieht man, ob der Baum genug Licht und Nährstoffe bekommen hat und ob er Umweltgiften ausgesetzt war«, erklärt Mazurek. Auch das Alter lässt sich anhand des Querschnitts feststellen. Der künftige Kirchseeoner Maibaum ist stolze 99 Jahre alt.

Ein solch wertvolles Exemplar ist natürlich begehrtes Diebesgut. Nach alter bayerischer Tradition werden Maibäume immer wieder entführt und müssen dann gegen einige Fässer Bier ausgelöst werden. Das wollen die Vereine vermeiden. Deshalb bewachen sie ihr Prachtstück nun rund um die Uhr. »Schichtwechsel ist jeweils um 6.00 und um 18.00 Uhr«, sagt Mazurek, der sich selbst an der Wache beteiligen wird. Jeweils zu viert passen die Mitglieder auf, dass der Baum nicht von einer der Nachbargemeinden entwendet wird.

»Die Tagschichten übernehmen meistens Rentner, die Zeit haben«, so der Spender. Hart seien jedoch die Nachtwachen: »Manche von uns haben sich dafür Urlaub genommen.« Einige Vereinskameraden gehen jedoch trotz des fehlenden Schlafs anschließend in die Arbeit.

Tatsächlich gestohlen worden ist ein Maibaum in Kirchseeon zwar noch nicht. »Es ist aber schon mehrfach versucht worden«, erzählt Feuerwehrmann Helmut Eck. Auch Mazurek, der bereits an der vergangenen Wache vor vier Jahren teilgenommen hat, weiß von lauernden Dieben: »Es gab Vorkommnisse dieser Art, sie sind in unserem Wachbuch verzeichnet.« Der Erste Bürgermeister Udo Ockel (CSU) sieht indes für den derzeitigen Maibaum keine Gefahr: »Dieser hier ist nicht entführbar, es ist viel zu schwierig, den langen Stamm aus der engen Halle herauszuholen.« In den kommenden Wochen wird der Maibaum jedoch nicht nur bewacht, sondern auch geschält, bemalt und mit Schildern geschmückt. Die künstlerischen Arbeiten übernimmt Herbert Schafbauer, der für das Schnitzen der Perchtenmasken bekannt ist, mit denen nach altem Brauch zwischen dem 21. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar die bösen Geister vertrieben werden sollen.

Außerdem finden auf dem Bundeswehrgelände bis zum Maifest zahlreiche Veranstaltungen statt: Am Karfreitag, 2. April, steht um 12.00 Uhr ein Fischessen auf dem Programm, am Samstag, 3. April, treffen sich die Bürger ab 19.30 zum Schafkopfturnier, am Ostersonntag und Ostermontag, 4. und 5. April, können Kinder ab 14 Uhr Ostereier suchen und am Sonntag, 25. April, gibt es ab 14.00 Uhr einen Malwettbewerb. J. Stark

Artikel vom 30.03.2010
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