»Der unbekannte Held« im DGB-Haus München

Ludwigsvorstadt · Vergessener Hitlerattentäter

Georg Elser (Konrad Haller, vorne) auf der Flucht vor den Nazis (Jörg Fabrizius) in dem Theaterstück »Der unbekannte Held«. 	Foto: Angelika Osthues

Georg Elser (Konrad Haller, vorne) auf der Flucht vor den Nazis (Jörg Fabrizius) in dem Theaterstück »Der unbekannte Held«. Foto: Angelika Osthues

Ludwigsvorstadt · Als Georg Elser am 8. November 1939 beim illegalen Grenzübertritt in die Schweiz gefasst wurde, sprach Hitler noch im Münchener Bürgerbräukeller. Dann, nur wenige Minuten vor einer enormen Explosion, verließ der Führer das Gebäude. Acht Menschen kamen dabei ums Leben. Nur der, dem der Anschlag gegolten hatte, war längst in Sicherheit. Dass Georg Elser dieses Attentat geplant und durchgeführt hatte, erkannte die Polizei erst später.

Schließlich kam Elser ins Konzentrationslager Dachau, wo er kurz vor Kriegsende ermordet wurde.

Das »theater odos« aus Münster zeigt am Donnerstag, dem 25. März um 19 Uhr, im DGB-Haus, Schwanthaler Straße 64, sein Theaterstück »Der unbekannte Held« (10/8 Euro) und stellt den Einzelgänger Elser vor. Das Publikum ist Zeuge bei den Verhören durch die Polizei und lernt Elsers vertracktes Privatleben kennen. Aber auch die moralischen Zweifel, die der Schwabe gehabt hat, werden thematisiert. »Elser hat nach seinem Scheitern nicht mehr daran geglaubt, dass sein Attentat richtig gewesen ist«, erklärt Autor Heiko Ostendorf.

Nach dem Krieg ist Elser vergessen. Kaum jemand erinnert sich bis heute an die Tat dieses Mannes. »Zwar gibt es eine Briefmarke mit Elsers Konterfei, einen Film und etliche Bücher, aber ihm wird lange nicht die Ehre zuteil, die Elser verdient hat«, ist Ostendorf überzeugt. Dabei habe der Attentäter unvorstellbares geleistet. Seit Herbst 1938 hat er seine Tat ganz alleine vorbereitet. »Er hat schon früh erkannt, dass Hitler Deutschland und die Welt in einen verhängnisvollen Krieg führen wird«, so der Stückautor.

Schnelle Szenenwechsel und psychologisch tiefgehende Momente zeichnen »Der unbekannte Held« aus. Ob in Zwiesprache mit Gott in der Kirche oder mit der eigenen Tat im Verhör konfrontiert: Elser kämpft mit der Rechtfertigung seines Anschlags. War es wirklich richtig, Hitler töten zu wollen? »Heute können wir die Frage leicht mit Ja beantworten, doch Elser wusste nicht, wie viele Menschen tatsächlich Opfer des Nationalsozialismus werden würden und musste an sich selbst zweifeln«, meint Ostendorf.

Artikel vom 22.03.2010
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