Zentrum Aktiver Bürger seit 10 Jahren »Perle der Gemeinde«

Vaterstetten · Projekt Nummer 13

Die Ehrenamtlichen des Zentrum Aktiver Bürger feierten mit Bürgermeister

Die Ehrenamtlichen des Zentrum Aktiver Bürger feierten mit Bürgermeister

Vaterstetten · Als »Modellprojekt Nummer 13« des Bayerischen Sozialministeriums startete am 1. März 2000 das »Zentrum Aktiver Bürger« (ZAB) in Vaterstetten. In den vergangenen zehn Jahren hat sich daraus ein beispielhaftes Füreinander und Miteinander in der Gemeinde entwickelt, getragen von Ehrenamtlichen. Ob geselliger Nachmittag für Senioren, Kinderbetreuung oder Internationaler Stammtisch: Insgesamt rund 50 Treffs, Hilfsangebote und Kooperationen bietet das ZAB in der Zugspitzstraße 44 mittlerweile an.

Mit dem Zuschlag des Bundesfamilienministerium zum Mehrgenerationenhaus (MGH) 2007 waren diese Angebote noch einmal erweitert worden. Insgesamt rund 40 ehrenamtliche Projektleiter und 100 Helfer engagieren sich hier unter der Federführung von Petra Tränkel, hauptamtliche Leiterin der Einrichtung, und Waltraud Nitsche, 1. Vorsitzende des Vereins »Zentrum Aktiver Bürger«, der seit 2002 die Gelder verwaltet und sich um zusätzliche Einnahmequellen bemüht.

Vergangenen Sonntag wurde das zehnjährige Jubiläum im GSD-Seniorenwohnpark mit prominenten Gästen gefeiert. Die ehemalige Sozialministerin Christa Stewens betonte, wie »prächtig das eine Kind der ehemals 13 Modelleinrichtungen gediehen« sei, von denen nur drei überlebt haben, und der Bundestagsabgeordnete Max Lehmer erklärte, es sei nur der Verdienst der Ehrenamtlichen gewesen, dass das Projekt als unterstützenswert eingestuft wurde.

Festredner Alois Glück lud zu einer Gedankenübung ein: »Stellen Sie sich einmal vor, es gebe in der Gemeinde all diese Angebote nicht, die Ehrenamtliche tragen, ob Sportverein, Freiwillige Feuerwehr oder Zentrum Aktiver Bürger«, sagte der ehemalige Landtagspräsident. Es wäre eine arme Gemeinde. Ehrenamtliches Engagement sei gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung wichtiger denn je geworden. Viele Menschen stünden im Alter allein da. »Die größte Gefahr für unsere Zukunft sind satte, distanzierte Wohlstandsbürger, die sich nicht für andere einsetzen«, warnte er. Die Verbindung aus professionell organisierten Einrichtungen und das Wecken bürgerschaftlichen Engagements seien der Wegweiser in einen modernen Sozialstaat. Die Politik sei gefordert, soziale Netzwerke zu fördern. »Wer sagt, wir erfüllen erst mal unsere Pflichten und sehen dann, was übrig bleibt, der hat die Prioritäten nicht begriffen«, sagte Glück unter großem Beifall.

Trotz aller Lobreden fällt ein Schatten auf das Zentrum Aktiver Bürger und Mehrgenerationenhaus, denn Ende 2011 läuft die Finanzierung für das MGH, das der Bund derzeit mit 40.000 Euro jährlich bezuschusst, aus. Aus den Geldern werden derzeit die Miete für die oberen Räume sowie Aufwandsentschädigungen für einige Projektleiter gezahlt. Die Miete für die unteren Räume sowie das Gehalt von Leiterin Petra Tränkle finanziert die Gemeinde. Vaterstettens 1. Bürgermeister Robert Niedergesäß möchte zwar all die Veranstaltungen, die das ZAB etabliert hat wie z. B. die Jungbürgerversammlung nicht mehr missen und bezeichnete das ZAB als »Perle der Gemeinde«, eine Prognose für das künftige Fortbestehen zu stellen, sei jedoch in Zeiten leerer Kassen schwer. Würde sich der Bund zurückziehen, »können wir das nicht übernehmen«, sagte Niedergesäß.

Derzeit bemühe sich die Europa-Abgeordnete Angelika Niebler um ein passendes EU-Projekt, für das man sich dann bewerben könnte, erklärte Petra Tränkel gegenüber dem Südost-Kurier. Nichtsdestotrotz sprudeln weiter die Ideen. So erhielt das MGH nun 10.000 Euro Fördergelder für das ehemalige Bundes- und jetzt Landesprojekt »EFI« (Erfahrungswissen für Initiativen). Hierbei werden mindestens sieben Seniortrainer ausgebildet, die eigenständig neue Projekte entwickeln sollen. Sie erhalten eine 25-stündige kostenlose Ausbildung in Projekt- sowie Öffentlichkeitsarbeit und müssen sich im Gegenzug dazu verpflichten, Zeit in die Projekte zu investieren, also sie ehrenamtlich betreuen. Das MGH hat schon Ideen, z. B. ein Fremdsprachen-Café oder Alltagshilfen bzw. Patenschaften für Senioren. »Aber es können auch ganz neue, eigene Vorschläge umgesetzt werden«, erklärt Tränkel. Außerdem ist eine Kooperation mit dem Kinderschutzbund Ebersberg geplant, mit dem das MGH gemeinsam Familienpatenschaften übernehmen will. »Wir wollen eine unentbehrliche Einrichtung in der Gemeinde werden«, sagt Tränkel. Nur so könne die Zukunft des ZAB gesichert werden. Sybille Föll

Artikel vom 16.03.2010
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