Anzahl der Kirchheimer Tafel-Kunden hat sich verdreifacht

Kirchheim · Hoher Bedarf

Ohne die 50 ehrenamtlichen Helfer bei der Tafel würden alle diese wertvollen Lebensmittel nicht an Bedürftige verteilt werden können.	Foto: gh

Ohne die 50 ehrenamtlichen Helfer bei der Tafel würden alle diese wertvollen Lebensmittel nicht an Bedürftige verteilt werden können. Foto: gh

Kirchheim · »Brauchen Sie Kartoffeln oder Broccoli? Jungen Knoblauch und Orangen habe ich heute auch da.« Marianne Eichinger unterhält sich mit einer Kundin. Der Raum ist klein wie ein typischer Tante-Emma-Laden von früher. Die Ware liegt dicht und duftend. Es ist alles da, was man für eine gesunde und wohlschmeckende Ernährung braucht: Brot und Croissants, Nudeln, Reis, Kopfsalat, Paprika, und reichlich Bananen, Äpfel und anderes Obst, Fleisch- und Wurstwaren, sowie eine große Auswahl an Milchprodukten wie Käse und Joghurt.

»Heute habe ich auch reichlich Butter bekommen.« Spätestens bei diesem Satz von Marianne Eichinger weiß man, dass man nicht ein übliches Kundengespräch hört.

Wir sind bei der Kirchheim-Heimstettener Tafel im Jugendzentrum Kirchheim. Die 50 ehrenamtlichen Helfer dieses Vereins sorgen seit drei Jahren dafür, dass Lebensmittel, die zwar noch gut sind, aber doch in Geschäften nicht mehr verkauft werden könnten, zu denen kommen, die oft zu wenig Geld haben, sich gesunde Lebensmittel zu kaufen: Hartz IV-Empfänger, Bezieher von Mindestrenten, Alleinerziehende. Kosten entstehen den Kunden keine.

Die Gemeinden Kirchheim-Heimstetten, Aschheim und Feldkirchen stellen Bedürftigen Ausweise aus, mit denen sie in die Kundenkartei der Tafel aufgenommen werden. »Zur Zeit umfasst unser Kundenkreis an die 130 Personen. Da sind Familien dabei, auch mit kleinen Kindern, ältere Menschen, auch jüngere Alleinlebende.«, so Andrea Huber, die sich mit dem 1. Vorsitzenden des Vereins, Peter Möws, die Leitung der Tafel teilt. »In diesen drei Jahren hat sich unser Kundenkreis verdreifacht.«, ergänzt er. Und auch die Gemeinde Kirchheim bestätigt, dass die Zahl der Bedürftigen in den letzten Jahren zwar moderat, aber doch stetig gestiegen ist.

Jeden Donnerstag ab 10 Uhr wird die Ware nach einem ausgeklügelten Nummernsystem ausgegeben. Andrea Huber: »Früher haben wir die Reihenfolge gelost; das fanden viele Kunden ungerecht. Die Nummernvergabe sorgt dafür, dass jeder mal als Erster wählen darf.«

Monika Kutsch-Siegel steht im Laden und hält eine große Kiste vor sich. In die packt sie einen grünen Salat, Zwiebeln, Clementinen und Hartkäse, dazu eine Tüte mit Brezen. »Diese Pakete packen wir für diejenigen Kunden, die nicht herkommen können, weil sie krank oder gehbehindert sind, oder die Witterung es nicht zulässt. Wir kennen die Kunden und wissen, was sie brauchen. Wenn Kinder im Haushalt leben, packen wir auch immer etwas Kindgerechtes wie etwa Fruchtjoghurt dazu.«, so Monika Kutsch-Siegel.

Die gepackten Pakete werden von den 20 ehrenamtlichen Fahrern an die Bedürftigen verteilt. Sie sind schon jeden Dienstag und Mittwoch unterwegs, um die Ware bei den Geschäften einzusammeln. Die Fahrzeuge werden ihnen von der Nachbarschaftshilfe Aschheim, dem Sportverein Heimstetten und der Gemeinde Kirchheim zur Verfügung gestellt. »Was bei uns übrig bleibt, fahren wir gleich am Donnerstagmittag zur Tafel nach Oberföhring. Die haben 600 Kunden und freuen sich über jede Lieferung. In München ist der Bedarf schon noch höher.«, so Praktikant Karsten Konrad.

Vor der Verteilung der Waren gibt es ab 9 Uhr Cafébetrieb. Die Kunden können gemütlich frühstücken, Kontakte knüpfen. Eine ältere Dame, einen Kaffeebecher in der Hand, fragt quer über den Tisch: »Was macht die Familie?« »Alles bestens!«, kommt die Antwort ihrer Bekannten von gegenüber. Man kennt sich. Für die nächsten Donnerstage wird Andrea Huber von einem kleinen Teil der Geldspenden einige Osterhasen und Schokoladeneier kaufen, auch für die Kinder, die in den Haushalten der Kunden leben. Andrea Huber: »Solche Saisonware bekommen wir nämlich immer erst nach dem Fest!« gh

Artikel vom 16.03.2010
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