Senta Berger las und viele Promis kamen – Geld für Präventionsprojekt gesammelt

Grünwald · Viel Prominenz bei Benefizlesung in Grünwald

Die Schauspielerin Senta Berger las Werke aus der Weimarer Republik. Foto: mst

Die Schauspielerin Senta Berger las Werke aus der Weimarer Republik. Foto: mst

Grünwald · Zum vierten Mal in Folge ver­anstaltete Gisela Rockola, Vorsitzende der Justin-Rockola-Soforthilfe, eine ­Benefizlesung, deren Erlös dem Präventionsprojekt »inside@school« zugute kommt. Stargast im »Salettl« der »Grünwalder Einkehr« war die in Grünwald lebende Schauspielerin Senta Berger, die sich seit Jahren für den Verein stark macht.

»Der Verein setzt auf persönlichen Einsatz, auf privates Engagement der Helfer, ohne auf Ämter und Verwaltungen zu warten, damit etwas geschieht. Wir müssen auch etwas tun!«, appellierte sie an die Gäste vor ihrer Lesung mit Werken von Schriftstellern aus der Zeit der Weimarer Republik, darunter Kurt Tucholsky und Alfred Polgar.

Auch heuer konnte Gisela Rockola wieder zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Sport und Politik begrüßen, aus allen Nähten platzte der Saal: Gäste waren neben Senta Berger unter anderem die Filmproduzentin Susanne Porsche, Johannes Honstetter von der »Crédit Suisse«, Nika Schottenhamel, Dunja Siegel, der frühere Prior von Kloster Andechs, Anselm Bilgri, und Alexa Agnelli, Prinzessin von Sachsen Weimar.

Der Veranstalterin war die Freude sichtlich anzumerken: »Ohne Ihre Hilfe könnten wir diese Arbeit nicht machen«, sagte die Harlachingerin bewegt, deren Leben am 9. Januar 1999, dem Todestag ihres Sohnes, komplett umgekrempelt wurde.

Justin-Rockola-Soforthilfe

Denn für Justin Rockola war damals jede Hilfe zu spät gekommen: Mit nur 19 Jahren starb er infolge übermäßigen Drogenkonsums. Er hatte seine Sucht lange Zeit vor seinen Eltern verborgen und auch vor sich selbst geleugnet. Als sich der Jugendliche eingestehen musste, dass er Hilfe brauchte, vertraute er sich im Dezember 1998 seinen Eltern an – für Gisela und David Rockola brach eine Welt zusammen. Gemeinsam suchten sie fieberhaft einen Drogenentzugsplatz, was jedoch in der Weihnachtszeit äußerst schwierig war.

Als sich am 13. Januar 1999 endlich ein Platz gefunden hatte, war es für Justin bereits zu spät. Vor dem Hintergrund dieser leidvollen Erfahrung hat Gisela Rockola den Verein »Justin-Rockola-Soforthilfe« gegründet: Drogenabhängige sollten fortan die Hilfe erhalten, die Justin selbst nicht mehr erreicht hatte. Die Vereinsziele: Suchtkranken und ihren Angehörigen Hilfestellungen zu geben. Im Rahmen des Suchthilfe-Projekts »inside@school«, dessen Schirmherr Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist, beispielsweise suchen Sozialarbeiter und Streetworker Münchner Schulen gezielt auf, um dort ihre Hilfe anzubieten.

Wie Rockola schilderte, sei das zusammen mit der Münchner Suchthilfe »Condrobs« realisierte Projekt inzwischen an acht Münchner Schulen etabliert – mit großem Erfolg: »Viele haben ein ganz großes Vertrauen zu den Sozialpädagogen«, sagte sie und nannte die Schule »die letzte Chance«, um suchtgefährdete Kinder und Jugendliche noch zu erreichen. Dementsprechend sei der Präventionsgedanke der allerwichtigste, hob die Harlachingerin hervor. Die Mitarbeiter von »inside@school« betreuen jeweils eine Münchner Schule und stehen als Berater sowohl für Schüler als auch für Eltern, Lehrkräfte und die Schulleitung zur Verfügung. Themen sind unter anderem Mobbing, kritisches Konsumverhalten, familiäre Belastungen und Gewalt.

Wie wichtig die Arbeit der Sozialpädagogen ist, unterstrich auch der Rektor des Elsa-Brändström-Gymnasiums, Helmut Seidl, in seiner Ansprache: »Die meisten Kindern vertrauen ihre Probleme in der Regel nicht den Eltern an. Da muss Fachpersonal zur Verfügung stehen.« Gisela Rockola hatte sich 2005 an »inside@school« beteiligt, nachdem sich die Stadt München nicht mehr in der Lage sah, das Projekt weiter zu finanzieren. Seitdem muss der Verein das Geld aus eigener Tasche aufbringen, zahlreiche Prominente konnte Rockola als Sponsoren und Fürsprecher gewinnen.

Auch im europäischen Ausland war man auf den Verein aufmerksam geworden. So bekräftigte Johannes Honstetter in seiner Begrüßungsrede, dass man die Arbeit der »Justin-Rockola-Soforthilfe« auch weiterhin unterstützen werde. »Es ist eine Erkenntnis, dass das, was die Welt im Innersten zusammenhält, nicht die Wirtschaft alleine ist. Es müssen auch soziale Aspekte einfließen.« Nachdem wegen der Weltwirtschaftskrise im vergangenen Jahr viele gute Ansätze »im Keim erstickt« worden seien, gebe es jetzt wieder »Licht am Ende des Tunnels«, betonte der Vertreter der Credit Suisse. Wer mehr über die Arbeit der Justin-Rockola-Soforthilfe erfahren will, kann dies im Internet unter www.justin-rockola-soforthilfe.de tun.

mst

Artikel vom 10.03.2010
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