Lärmschutz beschäftigt wieder einmal Haar und Trudering

Haar/Trudering · Gefühlte Intensität eines Düsenjägers

Haar/Trudering · Ob entlang der S-Bahn oder entlang der Autobahn A94 – Lärmschutz ist für die Bürger und die Kommunalpolitiker im Südosten Münchens ein scheinbar endloses Thema. Immer wieder müssen sich die Bürgervertreter mit dem Thema auseinandersetzen und stehen dem oft entsetzt und hilflos gegenüber, weil sie auf übergeordnete Behörden angewiesen und vielfach mit den Forderungen vertröstet worden sind. Sowohl im Gemeinderat Haar als auch im Bezirksausschuss Trudering war Lärmschutz jetzt wieder aktuell.

Endlos-Verfahren

Seit 2001 läuft das Verfahren Lärmschutzwand entlang der S-Bahn im Gemeindebereich Haar. Die Strecke am Ortsteil Gronsdorf ist ausgenommen, weil sie zum Hoheitsgebiet der Landeshauptstadt gehört. Die Anträge Sanierung Bahnhof und Schutzwand wurden ursprünglich beim Eisenbahnbundesamt (EBA) getrennt eingereicht. Im vergangenen Herbst wurden die Unterlagen vom EBA an die Deutsche Bahn (DB) Projektbau zurückgeschickt, mit der Aufforderung, die beiden Ansinnen zusammenzufassen und zu ergänzen. Die Haarer Verwaltung arbeitete wie gewünscht, das EBA hat alle Unterlagen, die DB Projektbau empfahl nunmehr, für die Lärmschutzwand lediglich ein Plangenehmigungsverfahren durchzuführen, es findet also nur eine öffentliche Auslegung statt, für die indes noch kein Termin feststeht. »Das Verfahren läuft ohne Trudering. Wir sind froh, dass München da nicht dabei ist und Einsprüche aus Trudering und Umgebung somit Haar nicht blocken«, kommentierte Bürgermeister Helmut Dworzak den Stand der Dinge. »Endlich kommt Bewegung in die Sache«, freute sich ein Gemeinderat. Sofern keine weiteren Probleme auftauchen – an Nachfragen und Verzögerungen haben sich indes Verwaltung und Ortspolitiker inzwischen längst gewöhnt – ist es laut Haars Bauamtsleiter Rainer Wöhrl möglich, »dass ein Abschluss des Verfahrens nach einem halben bis dreiviertel Jahr drin ist.«

Kurzfristige Maßnahmen

Auch in Trudering gibt’s wegen fehlender Lärmschutzmaßnahmen für Tausende was auf die Ohren. Antonio D. Margherito, Sachverständiger der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, schickte dem Bezirksausschuss (BA) einen schriftlichen Hilferuf, »kurzfristig Maßnahmen zu treffen«. Der Anrainer aus dem Wohngebiet Am Moosfeld ist verzweifelt: »Ich wohne in der Karpatenstraße, die durch den starken Straßenverkehr auf dem benachbarten, vierspurig ausgebauten Schatzbogen sowieso schon einer großen Lärmbelastung ausgesetzt ist. Viel gravierender – vom Moosfeld über Steinhausen bis Trudering – ist jedoch die immense Lärmentwicklung durch die als Hauptachse mitten durch die Viertel verlaufende S-Bahnlinie und die Bahnlinie München-Rosenheim. Hier verkehren teilweise im Minutentakt oder sogar gleichzeitig S-Bahn, Personen- und Güterzüge. Der Schall trifft das Moosfeld und die Wohnhäuser mit der gefühlten Intensität eines Düsenjägerüberflugs.« Und weiter argumentiert Margherito: »Im Gegensatz zum Münchner Flughafen, der ein Nachtflugverbot hat, fahren die Züge die ganze Nacht hindurch. Ist abends der Straßenverkehrslärm ein wenig abgeebbt, wird der Schienenlärm noch viel belastender. Ohne zu übertreiben, kann man hier von einem regelrechten Akustikterror sprechen.«

Bahn hat kein Geld

Die BA-Mitglieder schauten ratlos drein, denn Gremiumsmann und CSU-Stadtrat Georg Kronawitter konstatierte: »Die Bahn ist gesetzlich nicht zu irgendwelchen Maßnahmen gezwungen. Die Bahn plant nur noch – und hat kein Geld mehr übrig, etwas zu realisieren«. So blieb den Kommunalpolitikern nichts anders übrig, als das Ansinnen an das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) weiter zu leiten.

Helmut G. Blessing

Artikel vom 10.03.2010
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