»Energiewende« legt Arbeitsergebnisse der letzten zwei Jahre vor

Vaterstetten · Strom und Wärme für Vaterstetten

Symbolisch übergaben die Experten der Energiewende Vaterstetten Bürgermeister Robert Niedergesäß ein Bündel Holz und die in den vergangenen zwei Jahren erarbeiteten Ergebnisse. Foto: Ederer

Symbolisch übergaben die Experten der Energiewende Vaterstetten Bürgermeister Robert Niedergesäß ein Bündel Holz und die in den vergangenen zwei Jahren erarbeiteten Ergebnisse. Foto: Ederer

Vaterstetten · Unabhängig sein von den »Großen«, unabhängig sein von Energie, die erst von weiter Ferne hierher transportiert werden muss und endlich ist, das ist die Vision der Gemeinde Vaterstetten. Wie diese Vision umgesetzt werden kann, darüber macht sich seit geraumer Zeit die »Energiewende Vaterstetten« (EWV) Gedanken. Vergangene Woche legte sie dem Gemeinderat erste Arbeitsergebnisse unter dem Titel »Strom und Wärme für Vaterstetten« vor.

Artikel zur kommunalen Energieversorgung in Vaterstetten

Die partei-ungebundene Vereinigung Vaterstettener Bürger gründete sich 2007 mit dem Ziel, ein Energiekonzept für Vaterstetten zu skizzieren und die Öffentlichkeit über Erzeugung und Verbrauch von Energie zu informieren. (Nähere Infos unter: www.energiewende-vaterstetten.de) Sie unterstützt dabei das Ziel des Kreistages Ebersberg, den Landkreis bis zum Jahr 2030 unabhängig von nicht-erneuerbaren Energien zu machen (Südost-Kurier berichtete: www.wochenanzeiger. de).

Über ein Dutzend aktiver Mitglieder der EWV haben nun Möglichkeiten und Empfehlungen, wie Strom und Wärme innerhalb der Kommune gewonnen werden könnten, in einer Broschüre zusammengefasst und entsprechende Machbarkeitsstudien für den Gemeinderat und die Verwaltung erarbeitet. Möglichkeiten liegen zum einen in den natürlichen Ressourcen, der Geothermie, der Windkraft, der Kraft der Sonne, dem Bioabfall. Zum anderen besteht der wirtschaftlich-soziale Aspekt, die Gemeindebürger zu organisieren, um diese Ressourcen intelligent und effizient zu nutzen. Schon im vergangenen Jahr kam eine in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München durchgeführte Untersuchung zu dem Schluss, dass Strom im Interkommunalen Geothermieprojekt der Gemeinden Grasbrunn und Vaterstetten unter bestimmten Bedingungen wirtschaftlich erzeugbar ist.

Ein ganz wichtiger Punkt im Sinne der »Energiewende« ist die Windenergie. Neun Windanlagen könnten auf dem Gemeindegebiet platziert werden, wobei zwei Kriterien die Qualität des jeweiligen Standorts bestimmen. Erstens: Je weiter oben im Gelände ein Windrad steht, desto höher ist auch der Energieertrag. Zweitens: Der Abstand zur nächstgelegenen Wohnbebauung bestimmt das Konfliktpotenzial mit der Bevölkerung. Deshalb müsste für jeden in Frage kommenden Standort zuerst ein Windgutachten angefertigt werden. Besonders favorisiert werden von der EWV Kombilösungen. So bieten sich im Gemeindegebiet zwei Standorte für eine wirtschaftlich günstige Nutzung von Wind und Sonne an. Flächenstücke, die sich landwirtschaftlich kaum nutzen lassen und zur Energiegewinnung mittels Photovoltaik taugen finden sich besonders entlang der Autobahn.

Generell sei die Autobahn perfekt mit der Energiegewinnung aus der Sonne zu verbinden. Lärmschutz heißt das Zauberwort. Lärmschutz wird auch durch Zuschüsse gefördert, und eine Lärmschutzwand mit Photovoltaik erhöht sogar noch die Wirksamkeit. Auch entlang der Bahnlinie bieten sich noch enorme Schallschutz-Photovoltaik-Möglichkeiten, insbesondere durch den Einsatz von so genannter bifacialer Photovoltaik, also Anlagen, die die Sonne tageszeitabhängig beidseitig aufnehmen können.

Bliebe noch der Biomüll zur Energiegewinnung. Eine Biogasanlage, die Biomüll und Grüngut verwertet, könnte nach Recherchen der EWV am Rande des Parsdorfer Gewerbegebiets betrieben werden. Wenn Strom und Wärme dann gewonnen sind, ist es wichtig, Netzwerke zu schaffen, und dies nicht nur innerhalb einer einzelnen Gemeinde. Der Mix macht’s. Die Kommunen schließen sich zusammen, jeder bietet die Energie an, die vor Ort am wirtschaftlichsten zu gewinnen ist. Fällt ein Energieerbringer kurzzeitig aus, kann sofort über ein anderes lokales Kraftwerk ausgeholfen werden. So empfehlen die Mitglieder der EWV dem Vaterstettener Gemeinderat die unternehmerische Chance, die der sich wandelnde Energiemarkt bietet, zu ergreifen, und sich mit dem Aufbau eines Regionalwerks sowie den Möglichkeiten der eigenen Stromerzeugung zu befassen.

Neue gesetzliche Rahmenbedingungen erleichtern hierzu auch eine Beteiligung der Bürger. Vereine, Genossenschaften oder Aktiengesellschaften könnten kommunale Energievorhaben voranbringen. Ein kommunales Energiemanagement ist das Ziel, und Vaterstetten hätte die Möglichkeiten dazu. Der breiten Öffentlichkeit soll der Bericht am Mittwoch, 10. März, um 19.30 Uhr im Rathaus präsentiert werden. Dabei sollen auch Projektideen vorgestellt werden, die mit aktiver Bürgerbeteiligung erfolgreich verwirklicht werden könnten.

Stefanie Ederer

Artikel vom 10.03.2010
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