Ausstellung des Harthauser Heimatkreis ein voller Erfolg

Harthausen · So war’s damals

Irmgard Karg, Josef Karl und Irmgard Voglsinger vor einem alten Kinderwagen, der von einem Bürger für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde.	Foto: Ka

Irmgard Karg, Josef Karl und Irmgard Voglsinger vor einem alten Kinderwagen, der von einem Bürger für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde. Foto: Ka

Harthausen · Die Dorfchronik von Harthausen ist ein gutes Stück vollständiger geworden. Dies ist dem Heimatkreis und seiner jüngsten Ausstellung »Auf die Welt kommen und in Harthausen leben – Geburten von 1620 bis heute« zu verdanken. Im Bürgerhaus präsentierte am vergangenen Wochenende der 1993 zur Aufarbeitung der Harthauser Dorfgeschichte gegründete und heute rund 140 Mitglieder zählende Heimatkreis das Ergebnis seiner jüngsten Arbeiten.

Diese hatten ihn zu den Matrikelbüchern vergangener Zeiten geführt, um die Geburten in Harthausen nachzuvollziehen. Diese Kirchenbücher gab es sowohl für Geburten und Taufen, für Hochzeiten und Ehen und auch für Sterbefälle. In den Jahren zwischen 1620 und 1878 wurden Geburten ausschließlich von der Kirche verwaltet, dann übernahmen die Standesämter der Gemeinden diese Aufgabe. Landwirt Josef Karl konzentrierte die Arbeit auf den für ihn nicht ganz so arbeitsintensiven Winter. Leicht war die Lektüre dennoch nicht. »Manche Pfarrer hatten eine furchtbare Sauklaue, das muss man schon sagen«, sagte der 56-Jährige schmunzelnd.

Dennoch haben er und seine Mitstreiter rund um den Vorstand die tabellarisch geführten Kirchenbücher fleißig ausgewertet und so die 29 Hofchroniken sorgsam ergänzt. Dies auch im Hinblick auf die 1200-Jahrfeier Harthausens, die im Jahr 2014 ansteht. Dass die Tabellen in früheren Zeiten nicht immer lückenlos geführt wurden, beweist dieser Fall: Von ­einer Harthauserin ist ­bekannt, dass sie 21-mal schwanger war, in den Büchern sind aber nur ihre 16 lebend geborenen Kinder aufgeführt. Zeugnis legen die Kirchenmatrikel auch davon ab, dass Kindbett-Tode der Mütter früher ebenso an der Tagesordnung waren wie Totgeburten oder nur wenige Tage lebende Kinder.

Aus den Aufzeichnungen kann man auch lesen, dass es sich ein Bauer wegen der Kinder und der vielen Arbeit auf dem Hof damals schlichtweg nicht leisten konnte, längere Zeit über seine im Kindbett gestorbene Frau zu trauern. »Einer hat im Frühjahr bei der Geburt des vierten Kindes seine erste Frau verloren, im Herbst hat er schon die Nächste geheiratet und mit ihr noch mal fünf Kinder bekommen«, berichtete Josef Karl.

Davon, dass sich die Eltern bei ihrem Nachwuchs schon damals zu helfen wussten, erzählt das Foto einer Holzwiege. Sie war von 1898 bis 1951 über zwei Generationen im Einsatz und an einer Seite mit einer Leine ausgestattet: diese führte als »Fernbedienung« ins elterliche Schlafzimmer. »Schön habt Ihr das wieder gemacht«, sagte eine Harthausenerin und Heimatkreis-Vorsitzender Josef Karl freute sich.

Im Zusammenhang mit Fotos von Menschen treibt Josef Karl noch ein großes Anliegen um: »Bitte die Bilder immer auf der Rückseite mit den Namen der Abgebildeten beschriften, sonst weiß eines Tages niemand mehr, wer da abgebildet ist. Und das wäre sehr schade.« Am Montag hielt der Heimatkreis seine Vorstandssitzung ab, bei der Neuwahlen auf der Tagesordnung standen. Dabei wurde die Vorstandschaft in ihrem Amt bestätigt. Vorsitzender bleibt Josef Karl, seine Stellvertreterin Irmgard Karg, Schriftführerin bleibt Irmgard Voglsinger. Neuer Kassier ist Rolf Katzendobler, Nachfolger von Josef Schmidt. Ka

Artikel vom 09.03.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...