Tag der Archive in Haidhausen: Manch Kurioses zu entdecken

Haidhausen · »Täglich 7 Liter Bier«

Beim Tag der Archive zeigt das Wirtschaftsarchiv so manch kuriose Archivalie und Fotos zum Thema Arbeit, wie Büroangestellte am ersten Geschäftscomputer mit Transistoren von NCR, 1957. 	Fotos: BWA

Beim Tag der Archive zeigt das Wirtschaftsarchiv so manch kuriose Archivalie und Fotos zum Thema Arbeit, wie Büroangestellte am ersten Geschäftscomputer mit Transistoren von NCR, 1957. Fotos: BWA

Haidhausen · Alles andere als trocken erweist sich das Stöbern in Archiven. So manche denkwürdige Kuriosität tritt dabei zu Tage, etwa der Dienstvertrag, den Gabriel Sedlmayr, Brauereibesitzer zum Spaten, um 1880 mit seinen Mitarbeitern abschloss. Besonders bemerkenswert und heute undenkbar ist dabei der Artikel 48: »An Bier erhält jeder Braugeselle täglich sieben Liter, mit Ausnahme derjenigen, welche im Lagerkeller beschäftigt sind und nur vier Liter bekommen.«

n Und weiter hieß es: »Wer sein Bier nicht selbst trinkt, darf es auch auf keine andere Weise verwenden.« Mit Originalraritäten wie diesem vergilbtem, großformatigem Aushang hat das Bayerische Wirtschaftsarchiv (BWA) in der IHK-Akademie an der Orleansstraße 10-12, schlaglichtartig den Wandel in der »Welt der Arbeit« von einst bis heute dokumentiert. Anlässlich des bundesweiten fünften Tags der Archive am Samstag, 6. März, 10 bis 17 Uhr (Eintritt frei) zeigt das BWA die Ausstellung, die von der Stechuhr über das Fußballtrikot der Firmenmannschaft bis hin zum ersten – und noch funktionsfähigen – Personal Computer DMV von NCR Augsburg.

Neben kostenlosen Führungen bietet das BWA auch noch »die Chance auf einen seltenen Blick hinter die Kulissen«, sagt Dr. Eva Moser vom Wirtschaftsarchiv, und öffnet für diesen Tag seine Magazine. Zu erleben gibt es »sonst gehütete Archivalien, an die man sonst nicht rankommt.« Selbst für die Archivare selbst taucht dabei so manche Neuentdeckung auf, wie die alte Arbeitsordnug mit dem Bierzwang, erzählt Moser, die erst im Rahmen der Vorbereitungen für den Tag der Archive gefunden wurde. Die Ausstellung ist übrigens nur am diesjährigen Tag der Archive zu sehen. Hier kann der Besucher in die Vergangenheit traditionsreicher Unternehmen eintauchen und begegnet zugleich vielen Betrieben, die heute nur noch in den Quellen des Archivs fortleben. Große Fotografien auf 1 mal 1,50 Meter mit Momentaufnahmen rund um das Thema zeigen: »Arbeit ist mehr als den Lebensunterhalt zu verdienen«, so Moser. Außerdem ist der älteste und schönste Geldschein zu Gast im BWA und es präsentieren sich auch das Historische Archiv der bayerischen Genossenschaften. Und das BMW Group Archiv erinnert mit zwei Originalfahrzeugen an die Wirtschaftwunderzeit der jungen Bundesrepublik. Geöffnet ist das Wirtschaftsarchiv am Samstag von 10 bis 17 Uhr.

Insgesamt öffnen sich am Samstag 20 Münchner Archive in diesem Zeitraum und bei freiem Eintritt. Um 10.30 Uhr und 13.30 Uhr findet eine Führung statt zur Geschichte des Hildebrandhauses mit Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia. Der Bildhauer Adolf von Hildebrand entwarf die Pläne für sein 1898 fertiggestelltes, repräsentatives Wohn- und Atelierhaus selbst. Einfachheit und Klarheit bestimmen die Architektur und das Ambiente der Künstlervilla, die als organische Einheit von Kunst und Leben konzipiert worden war.

Frank Schmitter, verantwortlich für das Literaturarchiv der Monacensia, präsentiert ausgewählte Schriftstellerkorrespondenzen aus den Nachlässen der Monacensia: um 12 Uhr und 15.30 Uhr im Rahmen von »Autoren schreiben Autoren«. Beim Tag der Archiveam Samstag, 6. März, gibt das Alpine Museum auf der Praterinsel 5 nicht nur einen Blick hinter die Kulissen von 10 bis 17 Uhr, zudem geht es speziell um das Thema »Unbekanntes Zentralasien«. Von 8. März bis 20. April ist das Museum und Archiv dann wegen Renovierung ganz geschlossen und ab 22. April, wieder zu den üblichen Zeiten geöffnet.

Originaldokumente aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Thema »Wissenschaft in Krieg und Frieden« und thematische Führungen (10, 12, 14 und 16 Uhr) sind im Archiv des Deutschen Museums auf der Museumsinsel zu erleben, etwa wie Nobelpreisträger Fritz Haber mit seiner Entwicklung des Kunstdüngers die Grundlagen für den Gaskrieg im Ersten Weltkrieg legte. Das Archiv des Deutschen Museums zählt übrigens zu den weltweit führenden Spezialarchiven zur Geschichte der Naturwissenschaft.

Darüber hinaus präsentieren sich dort am Samstag zwei Spezialarchive der Wissenschafts- und Psychiatriegeschichte: Das Werner-Heisenberg-Archiv des Max-Planck-Instituts für Physik und das Historische Archiv des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie. ms

Artikel vom 02.03.2010
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