IsarCard für bedürftige Haarer abgelehnt

Haar · Sozialticket bleibt wie bisher

Haar · Regelrechte Wortgefechte, gespickt mit gegenseitigen Vorwürfen, löste im Gemeinderat Haar ein Antrag der CSU aus. Die Fraktion schlug vor, dass die Kommune zehn Jahresabos der »IsarCard 9 Uhr« – Kosten im Jahr bei monatlicher Zahlung 4710 Euro – erwirbt, um für »bedürftige Bürger auf einfachem und unbürokratischem Weg kostenlose Fahrten« in die Münchner Innenstadt zu ermöglichen.

Bislang erhalten Empfänger von Sozialleistungen bei Vorlage eines entsprechenden Ausweises Streifen- oder Einzelfahrkarten für »dringende Fahrten zu Ärzten und Ämtern«, erläuterte Bürgermeister Helmut Dworzak. Diese Handhabung wollten die Christsozialen ausdehnen, sie wurde aber von der Rot- Grünen-Mehrheit abgelehnt. »Brauchen wir ein neues System? Müssen wir da Geld investieren? Und wenn mal eine Karte verloren wird – was dann? – Der Verlust ist viel höher, da keine Ersatzkarten ausgestellt werden. Eine Streifenkarte ist halt dann weg«, konstatierte eingangs Dworzak.

Auch die seitens der CSU angedachte Kautionsstellung – »50 Euro oder Führerschein« – stieß auf Skepsis. Denn einmal sei fraglich, ob der berechtigte Personenkreis solch ein Pfand hinterlegen kann, zum zweiten müssten über Eingang und Rückgabe im Rathaus Buch geführt werden. Deshalb hat, so der Bürgermeister, auch die Gemeinde Ismaning inzwischen die Erhebung eines Pfands wieder abgeschafft.

Auch Vormerklisten müssten angelegt werden, wer für welchen Tag reserviert hat und die Rückgabe sei zu erfassen. Die CSU schlug »bis 10 Uhr des Folgetags« vor. Mehrere rot-grüne Kommunalpolitiker reagierten mit Kopfschütteln und fragten: Was passiert, wenn jemand die Karte nicht zurück- oder gar weitergibt? Und wenn ein Bürger samstags beispielsweise zum Stadtgründungsfest fährt, »denn am Folgetag ist ja das Rathaus geschlossen«.

Würden hingegen Streifenkarten oder Einzelfahrscheine ausgegeben, sei in der Verwaltung nur eine Person involviert, die den Fahrschein aushändigt. Der Bürger müsse auch nicht nochmals ins Rathaus kommen, um die Karte wieder zurück zu bringen.

»Zudem entfällt die Sperrzeit der IsarCard 9 Uhr von 6 bis 9 Uhr, wir sind mit Fahrscheinen wesentlich flexibler und haben weniger Verwaltungsaufwand«, betonte Helmut Dworzak. Sein Parteikollege Alexander Zill resümierte: »Die Hilfe muss unkompliziert funktionieren.«

Angebot unbekannt

Doch offensichtlich ist das Angebot vielen Sozialgeldempfängern nicht bekannt, denn im Durchschnitt beantragen lediglich zwei Personen pro Woche kostenfreie Fahrten. Vor diesem Hintergrund argumentierte CSU-Mann Dietrich Keymer, »dass die IsarCard ab dem 11. Einsatz rentabler ist.« Dazu ergänzend Susanne Böhm: »Mit der IsarCard kann man auch Kinder mitnehmen.«

Dass letztendlich nicht die betroffenen Haarer die Zeche bezahlen müssen, versprach der Bürgermeister: »Sollte die Nachfrage nach Fahrkarten stark zunehmen, können wir immer noch reagieren.« Die Wogen der Erregung bei den Plenumgsmitgliedern waren damit geglättet.

HGB

Artikel vom 10.02.2010
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