Landgewinn ganz »ohne Kriegsführung« gefeiert

Sauerlach/ Oberhaching · Neues Land in Sicht

Besichtigten gemeinsam die neue Grenze im Deisenhofener Forst: Die Sauerlacher Bürgermeisterin Barbara Bogner und der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle (Bildmitte).	Foto: Andrea Pietsch

Besichtigten gemeinsam die neue Grenze im Deisenhofener Forst: Die Sauerlacher Bürgermeisterin Barbara Bogner und der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle (Bildmitte). Foto: Andrea Pietsch

Sauerlach/ Oberhaching · Zwar nicht alltäglich, aber immerhin ganz normal ist es, wenn eine Gemeinde einen neuen Bürgermeister bekommt. Deutlich seltener ist dagegen der umgekehrte Fall, wie er aktuell in Sauerlach passiert ist. Die Regierung genehmigte der Gemeinde Sauerlach, ebenso wie der Gemeinde Oberhaching, die Eingemeindung eines respektablen, bisher gemeindefreien Stückes, des Deisenhofener Forstes.

Oberhaching bekam dabei mit 644 Hektar ein etwas größeres Stück vom Kuchen ab. Sauerlach erhielt eine Fläche von 538 Hektar, das dafür aber ein Schmankerl enthält: Denn in diesem Teil des Forstes steht die über 300 Jahre alte Sankt-Anna-Kapelle, zu der die Sauerlacher seit jeher ein besonderes Verhältnis haben. Als der letzte Stauchartinger Schwaiger sein Land 1856 an die Bayerische Krone verkaufte, setzten sich die Sauerlacher dafür ein, dass zumindest die Kapelle in den Besitz der Sauerlacher Kirchenstiftung überging.

Das kleine Kirchlein ist das letzte Gebäude, das heute von der ehemaligen Schwaige »Staucharting« noch übrig geblieben ist. Schon im 18. Jahrhundert etablierte sich die Tradition am 26. Juli zum Gedenktag der Heiligen Anna zur Kapelle zu pilgern und auch heute noch feiern hier die Sauerlacher und ihre Nachbargemeinden alljährlich das Sankt-Anna-Fest mit einer Wallfahrt und einem Pferdeumritt. Sauerlacher Schüler der teilnehmenden Vereine bekommen an diesem Tag sogar schulfrei.

Zwar gehören die Flächen weiterhin dem Freistaat Bayern, dem auch die Einnahmen aus der Holzwirtschaft zustehen. Als Eigentümer muss sich aber der Freistaat auch in Zukunft um die Instandhaltung der Wege kümmern. Die Gemeinden dürfen dafür vom Freistaat Grundsteuer für die neuen Gebiete erheben und alle örtlichen Satzungen und Verordnungen ab sofort auch in den neuen Gebieten anwenden.

Grund genug, um zu feiern, fanden die Sauerlacher und luden zur Besichtigung des neuen Stücks Sauerlacher und Oberhachinger Grenze ein. Gut 30 Wanderfreunde, darunter der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle, Michael Schwammberg vom Bayerischen Staatsforst, Alfred Strauch vom Forstbetrieb München und mehrere Sauerlacher Gemeinderäte und Gemeindeangestellte waren Bogners Ruf gefolgt und trafen sich an der tief verschneiten Sankt-Anna-Kapelle. Gemeinsam erwanderten sie bei strahlendem Sonnenschein ein gutes Stück der neuen, gemeinsamen Gemeindegrenze. »Das ist ganz selten, dass eine Gemeinde noch wächst«, erklärte Bogner unterwegs.

Das letzte Mal war bei der Gebietsreform 1978. »Ich bin ja froh, dass sich Gemeindegrenzen ändern können ohne Krieg führen zu müssen«, freute sie sich. Zurück an der Kapelle wartete schon Gemeinderat Matthias Lechner mit einer heißen Gulaschsuppe auf die fleißigen Wanderer. Wenn alles gut geht, könnte die Veranstaltung vielleicht bald wiederholt werden: Als nächstes steht die Aufteilung eines gemeindefreien Gebietes im Hofoldinger Forst an. Voraussichtlich kann Sauerlach dann wieder ein Stück Wald eingemeinden. Andrea Pietsch

Artikel vom 09.02.2010
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