Wie Schwabings Bezirksausschüsse Stadtteil-Projekte fördern

Schwabing · »Verstand und Herz«

Schwabing · Dass am Dienstag, 16. Februar, trotz Finanznöte der erste Corso Fasching auf der Leopoldstraße zwischen Herzog- und Hohenzollernstraße stattfinden kann (Beginn 12 Uhr), das ist nicht zuletzt dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) zu verdanken. Damit der Veranstalter Corso Leopold e.V. nicht die »irrwitzigen Gebühren«, so BA-Chef Werner Lederer-Piloty, wie etwa 8.000 Euro allein für Reinigung und 8.000 Euro für Verkehrsumleitungen aufbringen muss, ist der BA jetzt »tätiger Mitveranstalter«, weniger als Straßenposten, aber etwa aktiv bei der Kostümprämierung.

Und auch finanziell unterstützt das Stadtteilgremium das Schwabinger Ereignis – aber nicht gesamt, »denn was haben Programmpunkte wie die Narhalla mit dem Stadtteil zu tun«, so Lederer-Piloty – sondern allein das Kinderprogramm mit 800 Euro. Die stammen aus dem Betrag, den die Stadt jedem der 25 Bezirksausschüsse jedes Jahr zuteilt: Für Schwabing-Freimann sind das 40.000 Euro, für Schwabing-West (BA 4) 30.000 Euro.

Die Höhe bemisst sich nach der Einwohnerzahl, der jeweilige BA darf es nach bestimmten Kriterien verteilen: als da wären Stadtteilbezug, Kunst, Kultur und Soziales, erläutert Lederer-Piloty. Bürger können für ihre Projekte Zuschüsse beantragen, der Antrag wird erst formal beim Direktorium im Rathaus geprüft, dann im Unterausschuss des BA, dann stimmt der gesamte Bezirksausschuss ab, der in der Regel der Empfehlung des Unterausschusses folge.

»Am besten ist es, wenn die Antragsteller ihr Projekt persönlich vorstellen«, empfiehlt Lederer-Piloty, »dann kann man Rückfragen stellen« – oder auch die Forderung etwas anpassen. »Was über 6.000 Euro liegt, da schaut man schon sehr genau hin«. Schließlich gebe es viele Anträge und der BA müsse so haushalten, damit auch für ein tolles Projekt im Herbst noch Geld vorhanden sei.

2009 seien dem BA 12 rund 5.000 Euro übrig geblieben, und da Überschüsse ins neue Jahr fließen, sei 2010 etwas mehr im Säckl. Der BA 4 hat dadurch dieses Jahr sogar 60.000 Euro zur Verfügung. »Wir sind sparsam, aber offen gerade für soziale und schulische Projekte«, erklärt Dr. Walter Klein, Vorsitzender des BA 4, »sofern sie nicht im Etat des Schulreferats liegen«. Oder noch nicht: So habe der BA die Hausaufgabenhilfe am Ackermannbogen zwei Jahre mit jeweils 8.000 Euro unterstützt, erst als Anschub, dann zur Überbrückung. Oder mit 5.000 Euro die Erst­einrichtung eines privaten Hortes finanziert. Entscheidend sei, dass es sich nicht um interne Veranstaltungen handle, sondern dass die sich nach außen für den Stadtteil öffnen.

Der BA 4 habe aber »keinen Zwang sein Geld auszugeben« und halte es auch zusammen etwa für einen Workshop zum Stadtplatz in der Mitte des Ackermannbogens, das habe sich durch die Überarbeitung des Bebauungsplans verzögert, könnte aber dieses Jahr stattfinden. 20 Prozent seines Budgets darf der BA für eigene Veranstaltungen verwenden, das tut der BA 4 etwa für das Film-Open Air am Elisabethplatz oder das alle drei Jahre geplante Fest für Ehrenamtliche im Stadtteil. »Schön wäre aber, wenn die Stadtkasse besser gefüllt sei und das Budget doppelt so hoch«, meint Lederer-Piloty. Bisher habe der BA aber immer jedes Projekt fördern können, betont der langjährige BA-Vorsitzende.

Jeder Antrag werde im BA »sehr ernsthaft und mit aller Seriosität und Fingerspitzengefühl« behandelt, betont Lederer-Piloty. Dabei sollte es sich nicht um etwas Kommerzielles handeln und man »nicht zu 100 Prozent auf den BA setzen« – eigener Anteil und Ehrenamt ist ein Muss, so der BA-Chef. Den alljährlichen Antrag des Kinderfestivals »Lilalu« etwa lehne der BA 12 stets ab, erzählt er, dort fehle der Stadtteilbezug und die Veranstaltung werde viel durch Firmen unterstützt.

Andererseits sehe der BA 12 aber die Stadtteilgrenzen nicht so eng, der BA unterstütze auch Aktionen in Schwabing-West oder der Maxvorstadt. »Ich tausche mich da mit meinen Kollegen Klein und Holl aus«, sagt Lederer-Piloty. »Tolle Projekte« zu unterstützen, das ist das Ziel des BA laut BA-Chef Werner Lederer-Piloty. Dabei entscheide nicht nur der »Verstand«, sondern stets »Herz und Gefühl«. So habe der BA 12 nach einer knappen Abstimmung entschieden, das kürzliche Projekt »Being Schwabing« im Künstlerhaus »Repüblik« zu unterstützen und auch noch was draufzulegen für die gefährdete Statik. Den Altbau in der Ursulastraße können Künstler bis zur Sanierung zwischennutzen.

Eine Vielzahl von Künstlern profitiere von der Unterstützung, erklärt Lederer-Piloty die Entscheidung, und es habe sich auch nicht um eine »Eintagsfliege«, sondern um ein einwöchiges Projekt gehandelt. Auch bei der offiziellen Antragsfrist von sechs Wochen ist der BA 12 nicht so streng. »Wenn jemand spontan eine gute Idee hat, verfahren wir da nicht allzu bürokratisch und immer im Sinne für die Kunst«, sagt Lederer-Piloty. BA-Kollege Klein dagegen appelliert an die Schwabinger, früh genug und fristgerecht ihre Anträge zu stellen. »Manchmal sind zusätzliche Gespräche nötig, das braucht alles Zeit. Bei einem Antrag stellte sich etwa heraus, dass das Projekt mit weit weniger Mittel auskommt«. Aber auch Werner Lederer-Piloty ist grundsätzlich für die Einhaltung der offiziellen Vorgaben: »Ohne Formblatt geht’s nicht«.

Michaela Schmid

Infos zur Antragstellung finden sich unter www.muenchen.de/Rathaus/politik_ba/ 98578/index.html, dann Zuwendungen aus dem Budget der Bezirksausschüsse und unter Bezirksausschuss-Geschäftsstellen die Telefonnummer des BA 12 und 4.

Artikel vom 09.02.2010
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