Das Seminarikindl ist endlich wieder da

München · Gnadenbild gefunden

Das Seminarikindl ist für das Albertinum von großer Bedeutung.	Foto: S. Kuhnke

Das Seminarikindl ist für das Albertinum von großer Bedeutung. Foto: S. Kuhnke

München · Ein Stück Münchner und oberbayerische Kunst-, Volks- und Frömmigkeitsgeschichte kehrt zurück ins Wittelsbacher Studienseminar Albertinum: Das Münchner Seminarikindl, das seit über 200 Jahren als verschollen galt, ist wieder im Eigentum des Wittelsbacher Seminars. Wie dessen Leiter Monsignore Dieter Olbrich mitteilt, hat das Seminar das Barockbild vor Kurzem gekauft, um es wieder im Albertinum aufzuhängen.

Die Rückkehr des Gnadenbilds stößt bei den Verantwortlichen des Albertinums auf Begeisterung. „Ich bin happy, das Gnadenbild heimgeholt zu haben“, sagt Monsignore Olbrich. Die Freude wird verständlich, wenn man um die Bedeutung des Gemäldes für München und Oberbayern weiß. Bei dem Münchner Seminarikindl handelt es sich um ein barockes Gnadenbild, dass das Jesuskind zwischen Rosen sitzend mit dem durchstoßenem Herz Jesu zeigt.

Das ungewöhnliche Gemälde wird dem italienischen Rokoko-Maler Jacopo Amigoni zugeschrieben und könnte von Kurfürst Max Emanuel selbst in Auftrag gegeben worden sein. Kunstkenner bewerten die ikonenhafte Darstellung von Christuskind und Herz-Jesu-Motiv als einzigartig. Das Gnadenbild hing zunächst in der früheren St.-Gregor-Kirche in der Neuhauser Gasse, die als Hauskirche des Seminars der Armen Studenten des Heiligen Gregor des Großen, dem heutigen Albertinum, diente. Mit der Säkularisierung des Jahres 1803 wurde die St.-Gregor-Kirche abgerissen und das Seminarikindl verschwand in den Wirren dieser Zeit.

Erst als der Praemonstratenser-Mönch Benedikt Röder während Recherchen für eine historische Doktorarbeit im Internet surfte, tauchte das Bild unvermittelt auf der Website eines oberbayerischen Kunsthändlers wieder auf, der es für 40.000 Euro zum Verkauf anbot. Albertinum-Leiter Olbrich reagierte prompt und nahm mit dem Kunsthändler Kontakt auf. Mit Hilfe der Wittelsbacher Familie sammelte das Albertinum Spenden-Gelder, um das Gnadenbild zurückzuerwerben.

„Für das Albertinum ist es ein zusätzliches Identifikationsmerkmal aus unserer Jahrhunderte alten Tradition“, so Monsignore Olbrich. Im Mai 2010 soll das Seminarikindl im Beisein von Erzbischof Reinhard Marx im Albertinum einen Ehrenplatz erhalten.

Artikel vom 04.02.2010
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