Bessere Chancen auf ein gesundes Leben auch für Frühchen

Harlaching · Erfolgsmodell: Harl.e.kin in Harlaching

Harl.e.kin hat prominente Befürworter: Sozialministerin Christine Haderthauer, Karin Seehofer, der Vorsitzenden der Geschäftsführung Manfred Greiner und der leitende Neonatologe Dr. Matthias Grimberg (v. l.). Foto: Privat

Harl.e.kin hat prominente Befürworter: Sozialministerin Christine Haderthauer, Karin Seehofer, der Vorsitzenden der Geschäftsführung Manfred Greiner und der leitende Neonatologe Dr. Matthias Grimberg (v. l.). Foto: Privat

Harlaching · Auf der Harlachinger Frühgeborenenintensivstation werden Babys versorgt, die viel zu früh das Licht der Welt erblicken – manchmal sogar schon in der 24. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm. Die Eltern erleben meist ein Wechselbad der Gefühle, wenn sie den Winzling sehen, über seine Zukunft und Versorgung nachdenken. Dabei stehen die Chancen sehr gut: Neun von zehn Frühgeborene überleben heute.

Aber den Medizinern geht es um mehr als das bloße Überleben der Kleinen – aus Frühchen sollen gesunde Kinder werden. Seit Ende der 80er-Jahre hat sich die Prognose für unreife Frühgeborene deutlich verbessert. Auch sehr kleine Frühgeborene können sich normal entwickeln und ein gesundes Leben führen. Gelungen ist dies durch die wesentlich verbesserte pränatale Schwangerenbetreuung, die Vermeidung von Infektionen bei der apparativen Intensivmedizin. Durch das Surfactant Medikament und die pränatal durchgeführte Lungenreifebehandlung kann das früher oft tödliche Atemnotsyndrom heute behandelt werden.

Modellprojekt Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge

So steht heute im Vordergrund, dass Früh- und Risikoneugeborene in ein soziales und therapeutisches Netz eingebettet sein müssen, dass ihnen auch nach der Entlassung aus der klinischen Intensivversorgung optimale Entwicklungschancen garantiert. Um den Kleinen den Start ins Leben zu erleichtern, bietet der Förderverein der Harlachinger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der Harl.e.kin e.V., seit 2003 das Modellprojekt Harl.e. kin-Frühchen-Nachsorge für Familien mit Früh- und Risikoneugeborenen an. Diese strukturierte Nachsorge mit medizinischem Schwerpunkt erfolgt im Rahmen einer medizinisch-entwicklungsneurologischen Sprechstunde in der Klinik, eines mobilen entwicklungspsychologisch-pädagogischen Dienstes in Form von Hausbesuchen sowie einer pflegerischen Nachsorge durch Fachkinderkrankenschwestern der neonatologischen Intensivstation. Außerdem gehört eine Frühchengruppe für Mütter durch eine stationär wie ambulant erfahrene Krankengymnastin dazu. Die sehr positive Resonanz der betreuten Familien belegen den Bedarf an dieser Form der strukturierten Nachsorge mit medizinischem Schwerpunkt. So ist die Idee entstanden, eine eigene Nachsorgestation zu schaffen, die die momentan noch in der Kinderklinik verteilten Nachsorgezimmer auf einer Station zusammenfasst. Auch ein Raum für Eltern, deren Kinder oft lange Zeit auf der Frühchenintensivstation verbringen müssen, sollen dort Platz haben – einige kommen von recht weit her zu.

Manfred Greiner, Vorsitzender der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums München: »Insgesamt bedeutet das Harl.e.kin-Modellprojekt des Harl.e.kin e.V. an der Schnittstelle von stationärer und ambulanter, wie auch von medizinischer und sozialer Versorgung, eine ideale Ausweitung und Optimierung der Behandlung und Betreuung Frühgeborener sowie Risikokinder. Es macht uns alle stolz, dass dieses hier im Klinikum Harlaching bereits für rund 1.200 frühgeborene Kinder erfolgreich praktizierte Konzept der strukturierten Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge inzwischen Grundlage für eine landesweite Umsetzung in Bayern ist.« Die strukturierte Nachsorge ist inzwischen dauerhaft an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin installiert und als sozialmedizinische Nachsorgeeinrichtung durch die bayerischen Krankenkassen anerkannt. 2008 folgte der Klinikförderpreis der Bayern LB für Innovationen im deutschen Gesundheitswesen. Ansprechpartner sind Dr. med. Armin Gehrmann (Tel. 62 10 27 14) und Dr. med. Matthias Grimberg (Telefon 62 10 27 41).

Zahlen & Fakten

Im Jahr 2008 waren in Harlaching von 2.174 Neugeborenen, 455 Früh- und Risikoneugeborene und davon 42 Sehr-Früh-Geborene (Neonatalstatistik BAQ). In der Neonatologie in Harlaching werden also überdurchschnittlich viele Früh- und Risikoneugeborene betreut: Statt durchschnittlich 8 Prozent Frühgeborene sind es in Harlaching 12 Prozent Frühgeborene, statt durchschnittlich 1 Prozent Sehr-Frühgeborene sind es in Harlaching 2 Prozent Sehr-Früh-Geborene (2007).

Artikel vom 03.02.2010
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