Ergebnisse der ersten CO2-Analyse Haar beeindruckend

Haar · Die Luft ist rein

Uwe Dankert – hier neben einem CO2 fressenden Gummibaum – präsentierte die Ergebnisse der ersten Haarer CO2-Analyse.	Foto: hgb

Uwe Dankert – hier neben einem CO2 fressenden Gummibaum – präsentierte die Ergebnisse der ersten Haarer CO2-Analyse. Foto: hgb

Haar · Die Luft in der Gemeinde ist sauber – auf jeden Fall reiner als in anderen bayerischen Kommunen oder in Ortschaften bundesweit: Pro Bürger fallen jährlich 5,66 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) an, in Bayern sind es 6,80 Tonnen, in Deutschland 9,18 Tonnen. Insgesamt hängt über Haar eine Hülle mit 106.000 Tonnen CO2. Basis für die örtlichen Zahlen ist der gesamte sogenannte End-Energieverbrauch.

420 Gigawattstunden (GWh) werden pro Jahr verbraucht, davon 22 Prozent von Privathaushalten, 32 Prozent von Gewerbebetrieben und 43 Prozent durch den Verkehr. Sichtlich beeindruckt waren die Bürgervertreter ob dieser Zahlen, die Uwe Dankert von der Firma udEcon dem Plenum präsentierte. Im Frühjahr 2009 hatte das Gemeindeparlament beschlossen, eine CO2-Analyse für Haar anfertigen zu lassen, im Oktober wurde udEcon damit beauftragt.

Jetzt präsentierte Uwe Dankert die Ergebnisse auf Basis von Fakten aus dem Jahr 2007. Einhellig stimmten am Ende die Gemeinderäte der Meinung von Bürgermeister Helmut Dworzak zu: »Das muss man regelmäßig machen, eine einmalige Aktion bringt nichts.« Künftig wird die Untersuchung alle zwei Jahre durchgeführt, um die »Entwicklung verfolgen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können«. 3000 Euro sind für die Aktualisierung, die die Zahlen aus 2008 und 2009 analysieren wird, im Haushalt 2011 berücksichtigt.

Warum schneidet Haar bei den CO2-Emissionen nun besser ab als andere Städte? Einmal überraschen die Arten des Energieverbrauchs: 16 Prozent Strom, 42 Prozent Wärme und 42 Prozent Kraftstoffe. Im bundesdeutschen Durchschnitt waren es 2007 22 Prozent Strom, 49 Prozent Wärme und 29 Prozent Kraftstoffe. Die Abweichungen seien durch die hohe Erdgasversorgungsquote, die eher städtische und damit eher niedrigere Kfz-Ausstattungsdichte, und einen geringeren spezifischen Stromverbrauch pro Einwohner zu erklären.

In Haar wirken weitere Einflüsse. So beruht die Wärmeversorgung hauptsächlich auf Erdgas und Fernwärme, was sich auf die CO2-Bilanz günstig auswirkt. Und: Die Fernwärme wird durch ein Blockheizkraftwerk erzeugt, das gleichzeitig Strom produziert. Zudem lag der Anteil an regenerativer Energie 2007 in Haar bei 23 Prozent, im bundesweiten Durchschnitt waren es nur 14 Prozent. Sichtlich lange Gesichter machten einige Gemeinderäte angesichts der Tatsache, dass der Anteil des aus Kernkraftwerken gewonnenen Stroms in Haar 41 Prozent beträgt, während es bundesweit lediglich 21 Prozent sind.

Die Erklärung von Uwe Dankert auf Nachfrage von Traudl Vater (SPD) war einfach und sorgte für Entspannung: »Es kommt halt auf den Stromlieferanten an.« (s. Kasten unten)

Außergewöhnlich ist die geringe Zunahme von fünf Prozent zwischen 1990 und 2007 beim gesamten Energieverbrauch, wenn man bedenkt, dass die Einwohnerzahl in dieser Zeit um 14 Prozent und die der Erwerbstätigen vor Ort um 35 Prozent gewachsen ist.

Indes zeigt der Trend beim Stromverbrauch in Haar wie auch im Bund nach oben, während der Wärmeverbrauch rückläufig ist. Hier wirken sich Sanierungen und besser gedämmte Neubauten deutlich aus. »Wo können wir eigentlich noch etwas drehen, um Einsparungen zu erzielen?« – das fragten SPD-Fraktionschef Alfons Meindl und seine Kollegen. Der Gemeindechef dazu: »Es gibt keine direkten großen Hebel, die wir umlegen können, aber es gibt viele kleine Hebel, die etwas bewirken.«

Derzeit wird das »Energie- und Klimaschutzkonzept« für Haar erstellt. Auf der Grundlage der Empfehlungen wird der Gemeinderat im Frühjahr die Weichen stellen für die künftige Energieversorgung. Ziel ist insbesondere eine größere Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. HGB

Wo kommt der Strom her?

In Haar gibt es eine Vielzahl von Stromlieferanten, die jeder einen eigenen »Strommix« ausweisen, der ihrem individuellen Stromeinkauf entspricht. Die genannten Zahlen (s.o.) können sich daher nur auf den Grundversorger im Gemeindegebiet, die Gemeindewerke, beziehen. Damit wird allerdings der Großteil der Stromlieferungen an die Verbraucher in Haar abgedeckt.

Die Gemeinde selbst bezieht für den wesentlichen Teil ihrer Liegenschaften von den Gemeindewerken den zertifizierten »Haarer Öko-Strom« aus Photovoltaik (PV)-Anlagen und Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung in Haar. Dieses Produkt ist, wie das der Stadtwerke München, als Fondsmodell konzipiert. Das heißt, der Verbraucher leistet einen Aufschlag auf seinen regulären Strompreis, der gesondert verwaltet und in Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nach Möglichkeit vor Ort investiert wird.

So wurden bislang Anteile an den Haarer Sonnenkraftwerken I-III erworben und 2009 eine PV-Anlage auf dem gemeindlichen Bauhof installiert.

Zukünftig stammt dieser zertifizierte Strom ausschließlich aus zugekauftem Strom aus Wasserkraftanlagen und enthält damit einen Anteil von 100% erneuerbarer Energien mit null CO2-Emissionen. HGB

Artikel vom 02.02.2010
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