Stadtbibliothek muss aus Quiddezentrum raus

Neuperlach · Erneuter Umzug

Die Stadtbibliothek Neuperlach steht derzeit in Verhandlungen mit einem neuen Vermieter.	Foto: aha

Die Stadtbibliothek Neuperlach steht derzeit in Verhandlungen mit einem neuen Vermieter. Foto: aha

Neuperlach · Die Stadtteilbibliothek Neuperlach wird aus ihren Räumen im Quiddezentrum ausziehen. Die WSB Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern will die dortigen Gewerberäume modernisieren, »um alles auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen und die Nahversorgung zu sichern«, wie WSB-Pressesprecher Günter Glasner erklärt.

Man wolle alle Mieter halten und habe mit ihnen Gespräche geführt, dass Modernisierungen gemacht werden müssten und man »sobald wie möglich« mit den Bauarbeiten beginnen wolle. Wann das ist, ließe sich aber noch nicht sagen. Die Vorprüfungen laufen noch.

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Die WSB hofft auf Ergebnisse in sechs bis acht Wochen. Gedacht ist an ein Nahversorgungszentrum mit Lebensmittelmarkt und/oder Einzelhändlern sowie ergänzenden Angeboten wie Massagen oder Arztpraxen. Der Bewohnertreff sowie »sports & work« sollen auf jeden Fall bleiben. »Der neue Gewerbekomplex soll ins Viertel reinpassen und alle zufriedenstellen«, betont Glasner. Ein barrierefreier Zugang, auch vom Parkplatz aus, soll geschaffen werden, ein Spielecenter oder gar ein Bordell kommt laut Glasner gar nicht in Frage. »Wenn die Stadtbibliothek drin bliebe, hätten wir das sehr gerne, aber nur mit einem längerfristigen Mietvertrag«. Dann würde man auch speziell auf sie zugeschnitten umbauen.

Die Münchner Stadtbibliothek wurde nach eigenen Angaben Ende August letzten Jahres von einem Schreiben der WSB, ihres Vermieters, überrascht, »dass das derzeitige Quiddezentrum abgerissen werden soll und damit der Mietvertrag der Stadtbibliothek nach dem 31. 12. 2010 nicht mehr verlängert werden kann«. »Wir hätten keine Bleibe gehabt«, sagt Bibliotheksdirektor Werner Schneider.

Doch dann habe er von einer Mietoption in der Charles-de-Gaulle-Straße unmittelbar beim pep erfahren: Aktuell stehe man mit dem dortigen Eigentümer in »vielversprechenden Verhandlungen«, sagte Schneider gegenüber dem Südost-Kurier. »Es ist wirklich selten, dass sich gleich ein so günstiges Objekt anbietet. Wir haben die Chance, die gesamte Bibliothek auf einem Stockwerk anzulegen. Über die Größe der Fläche und die Mietkonditionen verhandeln wir aktuell noch«, sagt Schneider. Letztendlich muss der Stadtrat der gefundenen Lösung zustimmen.

Offenbar zog man einen längeren Verbleib im Quiddezentrum gar nicht in Erwägung. Und das, obwohl die Ausleihen endlich zugenommen hatten, nachdem sie nach dem Umzug vom Plettzentrum ins Quiddezentrum 2001 zunächst nachgelassen hatten. Außerdem wurde die Bibliothek im Quiddezentrum im Frühjahr 2008 auf Selbstverbuchung umgestellt, der Infobereich völlig neu konzipiert und eine gemütliche Lesezone geschaffen, weswegen sie vier Wochen lang geschlossen war. Das Untergeschoss erhielt neue Regale.

»Die Umstellung hat 14.300 Euro gekostet, eine Summe, die man auf drei Jahre verteilt sehen muss«, sagt Schneider. Renovierungen seien dabei nicht angefallen, »es ist eigentlich alles top gewesen«. Eigentlich. Denn die Rollregale im Erdgeschoss erinnern mehr an ein Provisorium als an eine fest eingerichtete Bibliothek. Auch wären statt derzeit 700 Quadratmetern Bibliotheksfläche 1000 bis 1100 Quadratmeter zur Versorgung des größten Münchner Stadtteils erforderlich. Ob sie mit der Zwischenlösung in der Charles-de-Gaulle-Straße erreicht werden, ist noch offen. Im neuen Bürgerhaus, für das derzeit der Architektenwettbewerb läuft, sind 1.162 Quadratmeter vorgesehen.

Wenig amüsiert war der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach über die Neuigkeiten. Er hatte ein Hinweisschild auf die Stadtbibliothek beantragt und erfuhr im Antwortschreiben nebenbei, dass die Einrichtung auf der Suche nach neuen Räumen ist. Das nur zufällig zu erfahren, erzürnte den BA. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im BA 16 verlangte Aufklärung. Einstimmig stellte der BA fest: »Bei Umgestaltung oder Verlegung der Stadtbibliothek ist der BA frühzeitig anzuhören«. A. Boschert

Artikel vom 02.02.2010
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