Deutsch-italienischer Kindergarten in Perlach geplant

Neuperlach · Zweisprachig spielen

Das Ehepaar Schicht will hier im Gebäude der alten Perlacher Post einen deutsch-italienischen Kindergarten einrichten.	Foto: aha

Das Ehepaar Schicht will hier im Gebäude der alten Perlacher Post einen deutsch-italienischen Kindergarten einrichten. Foto: aha

Neuperlach · »Il Trenino« (das Züglein) heißt der neue Kindergarten, den Ines Schicht im Sommer eröffnen will. Sie hat für die Räume im Gebäude der alten Perlacher Post, Lorenzstraße 1/ Ecke Neubiberger Straße, die Baugenehmigung erhalten. Eigentümer des Hauses ist die Deutsche Annington Immobilien GmbH. Bis Herbst 2009 war die Deutsche Post dort noch Mieter, die Räume stehen aber seit gut vier Jahren leer.

Außerdem gibt es eine seit Kurzem nicht mehr belegte Sozialwohnung im Haus, für die die Stadt noch zehn Jahre Mietrecht hat.

»Jetzt fehlt nur noch die Förderzusage der Stadt für den Bau, die Betriebsgenehmigung ist uns bereits in Aussicht gestellt«, freut sich Schicht. Ihr Mann hat bereits viele Kindertagesstätten und andere Bauten für die Stadt München geplant und wird auch diesen Umbau als Architekt leiten. In dem privaten Kindergarten sollen 25 italienische und deutsche Kinder zusammen von drei Erzieherinnen – zwei in Vollzeit, eine in Teilzeit – und einer Kinderpflegerin betreut werden. Dabei spricht eine Vollzeit-Erzieherin aus Italien mit den Kindern ausschließlich italienisch.

Dieses spezielle Konzept der Zweisprachigkeit hat das Schulreferat überzeugt. »Der Bedarf ist da. Es gibt bislang keinen anerkannten deutsch-italienischen Kindergarten mit italienischen Muttersprachlern als Erzieher«, bestätigt Frida Reiner vom Schul- und Kultusreferat. Dabei sind die 21.346 Italiener die viertgrößte nicht-deutsche Bevölkerungsgruppe in München (Quelle: Statistisches Amt München, Stand: 31.12. 2008). Anmeldungen von italienischen und deutschen Eltern liegen Ines Schicht bereits vor. »Allerdings sind die Gebühren wegen der etwas anderen Betreuung und dem zweisprachigen Angebot höher als in städtischen Kindergärten. Aber in diesen sauren Apfel muss ich beißen«, erklärt sie. Zielgruppe seien in erster Linie Kinder von Mitarbeitern des Patentamtes und anderer Europäischer Einrichtungen.

»Mein Mann und ich haben auch ein persönliches Interesse an einem zweisprachigen Kindergarten«, gibt Schicht offen zu. »Wir haben uns für einen englisch-deutschen Betreuungsplatz für unsere Tochter Hannah beworben, hatten aber keine Chance, da wir beide Deutsche sind«, erklärt sie. Hannah soll aber die Chance auf Zweisprachigkeit haben. Da es bereits viele Angebote in München für Englisch gibt, aber nicht für Italienisch, und weil sich in Hannahs Krippengruppe italienische Kinder für ein muttersprachliches Kindergartenangebot interessiert haben, kam Italienisch ins Spiel« erzählt Schicht. St. Jakobus in der Quiddestraße habe zwar eine italienische Gemeinde, doch da lägen noch keine Anfragen vor.

Für den Kindergarten-Alltag will Schicht die Nachbarschaft und Senioren »mit ins Boot holen«, sodass sie Teil im Tagesablauf werden können. »Zum Beispiel liest ein Anwohner den Kindern vor oder ein anderer bastelt mit ihnen«, sagt sie. Für Kinder hieße das, Kontakt zur älteren Generation zu bekommen und Berührungsängste abzubauen; für die Senioren sei es eine Chance, »rauszukommen aus dem Alltag und mitzuerleben, wie sich die Kinder entwickeln. Letzteres sei besonders für Großeltern wichtig, deren Enkelkinder weit entfernt wohnen.

»Aber auch die Eltern sollen mehr Anteil am Leben ihrer Kinder im Kindergarten haben. Sie sollen wissen, was aktuell im Kindergartenalltag geschieht«, ist Schichts Wunsch, »das hat oberste Priorität!«. Die studierte Sozialpädagogin und Kommunikationsberaterin im Behindertenbereich kennt die Situation berufstätiger Eltern, die ihr Kind gut aufgehoben wissen wollen, aber trotzdem wissen möchten, was es macht. Im Laufe der Zeit möchte sie außerdem eine Elternberatung entwickeln, bei der Eltern aus dem Wissenspool der Erzieher schöpfen können, so wie sie es bei einem Praktikum in New Orleans gesehen hat. »Es gab eine extra Pädagogin für die Elternberatung.«

»Mein Ziel ist, das Drumherum sicher zu stellen: ein kompetentes Team, das gut geleitet wird und Fortbildungen erhält, Elternbeteiligung und -beratung sowie ein Kindergarten als Aktionsfeld für Kinder mit Kontakt zu den Nachbarn. »Es war an der Zeit, das zu tun«, ist Schicht motiviert und überzeugt zugleich. Wenn alles klappt, hat das Züglein der Drei- bis Sechsjährigen deutschen und italienischen Kinder ab Sommer seine feste Haltestelle in der Lorenzstraße.

Nähere Infos unter Telefon 18 91 38 05 oder ab Freitag unter www.iltrenino.de bzw. E-Mail an info@iltrenino.de. Angela Boschert

Artikel vom 19.01.2010
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