Rosina Rätscher ist der Weihnachtsengel 2009 der Münchener Nord-Rundschau

Garching-Hochbrück · Der Engel aus Garching

Rosina Rätscher (rechts) ist der Weihnachtsengel 2009 der Münchener Nord-Rundschau in Garching. Vorgeschlagen hatte sie Tochter Maria.	Foto: mka

Rosina Rätscher (rechts) ist der Weihnachtsengel 2009 der Münchener Nord-Rundschau in Garching. Vorgeschlagen hatte sie Tochter Maria. Foto: mka

Garching-Hochbrück · Seit einigen Wochen sucht die Münchener Nord-Rundschau den Weihnachtsengel 2009. Viele Vorschläge trafen in der Redaktion ein, nur einer aber konnte ausgewählt werden. »Während ich den Arikel gelesen habe, musste ich ständig an meine Mutter denken« so schrieb Maria Depner aus Garching in einer E-Mail. »Sie ist mit Sicherheit ein Engel des Alltags, dessen gute Taten sich nicht nur in der Familie auswirken, sondern bei sehr vielen Menschen, die Hilfe brauchen«, heißt es dort weiter.

Und tatsächlich: Seit vielen Jahren schon kümmert sich die 71 Jahre alte Rumäniendeutsche aus Urwegen um Landsleute in Deutschland und Rumänien. Sie versorgt sie mit den nötigsten Dingen, in aller Regel zunächst einmal mit Kleidung. »Wer aus Rumänien nach Deutschland übersiedelt, der hat normalerweise gerade mal einen Koffer bei sich«, erklärt sie. Also sammelt sie, hört sich um und fragt: Hat jemand irgendwo etwas übrig, mit dem sie die erste Not lindern kann? Inzwischen hat sie gute Kontakte hergestellt, bekommt von irgendwoher immer etwas, das gebraucht wird. »Das bekommen dann entweder Rumäniendeutsche, die gerade angekommen sind, oder wir schicken es, meist sind es ja Kindersachen, in Kindergärten nach Rumänien.«

Das Helfen liegt Rosina Rätscher im Blut, sie hat es »geerbt«, möchte man fast glauben, wenn man sie hört: »Ich kenne das gar nicht anders, wenn man was hat, gibt man auch ab. Das war bei uns zu Hause schon immer so. Ich weiß noch, dass ich in der Schule eine Klassenkameradin hatte, deren Eltern sehr arm waren. Sie hatten oft nichts zu essen. Meine Mutter machte mir daher immer zwei Pausenbrote: Eines für mich und eines für meine Schulkameradin.« Das blieb nicht ohne Wirkung auf Rosina Rätscher. Wo immer sie konnte, half sie auch schon in ihrem Heimatdorf Urwegen, wenn Not am Mann war. »Das liegt ganz sicher in den Genen«, meint auch Tochter Maria.

Dabei hätte Rosina Rätscher allen Grund, verbittert zu sein. In Rumänien hatte sie mit ihrem Mann vor dem Krieg ein großes Weingut. »Wir waren nicht reich«, sagt sie, »aber es ging uns gut.« Dann kam die große Enteignung. »Plötzlich waren wir Tagelöhner auf dem Land, das uns früher einmal gehört hatte. So ist das Leben.« Es sollte aber nicht so bleiben, das Leben. Waren es bis Anfang der 80er-Jahre noch rund tausend Rumäniendeutsche, die in Urwegen lebten, etwa die Hälfte der Einwohner, so sind es heute gerade noch vierzig. Der Rest wanderte ab, ging nach Deutschland. So auch Rätschers Kinder: Tochter Maria folgte ihrem Mann 1982 nach Deutschland, Rosina Rätscher und ihr Mann Thomas (80) kamen nach. Inzwischen leben alle drei Töchter und auch der Sohn in München oder Umgebung. »Eine kleine Urwegener Gemeinschaft«, schmunzelt Rosina Rätscher, und in der Tat sind es fast 400 Urwegener, die heute in München ihre Heimat haben.

Und was tut ein Engel, wenn er gerade einmal nicht hilft? Rosina Rätscher arbeitet gerne mit ihrem Mann im Garten, oder aber sie strickt für die Kinder und Enkel. Ein echter Engel kann es eben doch nicht lassen. mka

Artikel vom 22.12.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...