Albrecht Ackerland über Tierrettung

München · Da schau her!

Manchmal würde ich mir gerne die Tierrettung ins Haus holen, zum Beispiel wenn mir wieder eine Taube den Balkon vermilbt hat oder meine Schuhe nähere Bekanntschaft mit dem, was manche niedlich „Häuferl“ nennen, gemacht haben. Nein, hier schreibt kein Tierhasser, nur manchmal gehen mir manche Mitlebewesen gehörig auf die Nerven. Die Tierrettung jedenfalls würde sich sicher bedanken, wenn ich mit solchen Anliegen bei ihnen in der Leitung aufkreuzte.

Hiermit gelobe ich: Von meiner Belästigung bleiben die Helfer verschont. Sie haben Lob verdient – und keine Scherze. Denn so lustig es mitunter sein mag, einen Notarzt zu holen, weil da ein Hamster Verdacht auf Migräne hat, so wichtig ist das für das Wohl der Halter.

Jedes Lebewesen hat ein Recht darauf, nicht leiden zu müssen. Dafür ist die Tierrettung da. Wie gerne würde ich sie zu einem Massenhühnerhaltungsbetrieb oder einer unwürdigen, dunklen, engen Schweinemast schicken. Bei billigen Lebensmitteln hört nämlich schnell die Tierliebe vieler Menschen auf. Aber für derartige Aktionen ist die Tierrettung nicht da. Also zurück zum Hamster. Auch er hat ein Recht auf ein Leben ohne Qual. Wenn hier erfolgreich geholfen wird, ist das wunderbar, denn vermutlich leidet der kleine Bub oder das alte Mutterl mindestens genauso stark wie das malade Tier. So wird der Tiernotarzt auch ein wenig zum Menschenretter.

Manchmal beobachte ich, wie eine Frau aus dem Nachbarhaus, deren Mann schon lange gestorben ist, und deren einzige Tochter weit weg wohnt, wie also diese Frau eine Freude hat mit ihrem Hunderl. Sie wäre einsam, vielleicht lebte sie schon nicht mehr, aber sie muss ja bleiben, das Hunderl braucht sie doch. Wenn ich mir das so ansehe, dann sind mir auch die Häuferl auf dem Gehsteig fast schon egal.

Artikel vom 17.12.2009
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