»Geothermie-Park« für Haar, Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding

Grasbrunn · Gemeinsam ist wirtschaftlicher

Grasbrunn · Während man in Kopenhagen noch um mehr Gemeinsamkeit beim Klimaschutz bettelt, gehen hiesige Gemeinderäte schon an die Umsetzung. Der große Plan: Geothermie zur Wärmever- sorgung auf breiter Front. Zu diesem Thema hatten die Gemeinderäte von Grasbrunn, Vaterstetten und Haar zu einer Sondersitzung geladen, bei der auch Gemeindevertreter aus Zorneding teilnahmen. Denn eines ist klar: Je mehr Kommunen sich am Großprojekt beteiligen, umso größer ist die Chance der Finanzierbarkeit.

Das machte Referent Dr. Thomas Reif in einem sehr informativen und trotzdem kurzweiligen Vortrag deutlich. Gleich zu Beginn stockte den Anwesenden der Atem: Eine geothermische Bohranlage inklusive aller Anschlüsse, Wartung etc. würde über einen Zeitplan von 30 Jahren mit Kosten in Höhe von 180 Millionen Euro zu Buche schlagen. Davon fielen 103 Millionen in den ersten zehn Jahren an. Die kapitalintensive Durststrecke bis zur Gewinnzone würde mindestens 15 Jahre dauern – im Falle von nur zwei beteiligten Gemeinden wie etwa Grasbrunn und Vaterstetten. Dass es laut Dr. Reif bei solch mageren Profitaussichten schwer sein dürfte, geeignete Kapitalgeber zu finden, das leuchtete den zahlreichen Besuchern ein. Beim zweiten Szenario – gemeinsam mit der Gemeinde Haar – kommt Dr. Reif auf Investitionskosten von 241 Millionen Euro, sieht aber andererseits eine langfristig befriedigende Wirtschaftlichkeit, so dass Geldgeber, die über einen »langen Atem« verfügen, eher zu finden sein dürften. Lichtblicke bilden da Förderprogramme etwa von der KfW, aber auch über die Beteiligung der Bürger muss nachgedacht werden: »Es gibt Bürgersolarparks, warum also nicht einen Bürgergeo­thermiepark?«, schlug jemand vor.

Pluspunkt Gemeindewerke

Für eine Beteiligung Haars spricht auch, dass man über die örtliche Gasversorgung bereits funktionierende Gemeindewerke einsetzen kann, was wiederum beim Ausbau des Anschlussnetzes dienlich sein dürfte. Dort liegen nämlich einige der Haken: Erstens kostet er dauerhaft und viel, zweitens sollte man sich auch aufgrund der langen Wege im Umland keinen Illusionen hingeben. Jährlich könne mit einer Netzerweiterung von zwei bis maximal vier Kilometern gerechnet werden. Bis also alle Haushalte einmal angeschlossen wären, würden Jahre vergehen. Dr. Reif sprach von bestmöglichen zehn, eher aber 15 bis 20 Jahren. Er betonte auch, dass der Netzausbau vernünftig erfolgen sollte, also keine fünf Kilometer lange Leitungen in Straßen, wo gerade zwei Haushalte angeschlossen werden könnten. Purfing und Hergolding kämen mit ihren Anschlüssen wohl erst ganz spät an die Reihe. Allen interessierten Gemeinden ist klar, dass momentan die Finazierung in den Sternen steht. »Wir führen bereits Gespräche mit Banken, Investoren und Energieversorgern, aber noch haben wir das Christkind nicht gefunden«, so Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß. Er sei auch überzeugt, dass man mindestens zu dritt sein müsste, am besten zu viert mit Zorneding. Im Frühjahr 2010 will sich Haar entscheiden, auch Zornedings Bürgermeister Piet Mayr ist sehr interessiert, will aber ebenso wie die Vertreter aus Grasbrunn bis zum Frühsommer mit einer Entscheidung warten. Die Umwelt würde gewinnen, einzige Verlierer in der Zukunft: Die Kaminkehrer!

O. Oswald

Artikel vom 16.12.2009
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