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Die Harthofer werden ihre Bibliothek vermissen
Harthof · Als hätte man d’ Wiesn verlegt
Wenn Manfred Gorus nach 23 Jahren, die er die Stadtteilbibliothek an der Parlerstraße besucht, stattdessen bald in die neue Mittelpunktsbibliothek in die Blodigstraße fahren muss, ist das für ihn »als hätte man die Wiesn verlegt«. Foto: Ossoinig
Harthof · Manfred Gorus ist seit 23 Jahren mindestens ein Mal im Monat Stammkunde in der Stadtteilbibliothek an der Parlerstraße. Wenn die Bücherei schließt, kann er sich zwar schon vorstellen, dann auf die neue Mittelpunktsbibliothek an der Blodigstraße auszuweichen. »Aber es würde sich anfühlen, als hätte man die Wiesn verlegt.« Der Harthofer würde seine Ausleihe an der Parlerstraße schmerzlich vermissen.
Nachdem er viele Jahre mit der Einrichtung gelebt habe, müsse er nach der Schließung »umdenken«. Ein Bürgertreff-Zentrum wäre für ihn kein Trost. Denn schließlich sei das ja keine neue Bibliothek. Manfred Gorus glaubt eher nicht, dass er die Räume an der Parlerstraße bei einer anderen Verwendung weiterhin nutzen würde. »Aber vielleicht schaue ich mir die neue Einrichtung mal an.«
Auch Erich Kirner ist enttäuscht, dass die Bücherei geschlossen werden soll. Denn sie werde super angenommen. Er selbst kommt oft zum Zeitung lesen her. »Ich steige aus der U-Bahn aus und bin da.« Kirner könnte sich auch mit dem Bürgertreff-Zentrum anfreunden. Er stellt sich einen Ort vor, an dem er weiter seine Zeitung lesen kann, Menschen trifft und bei einer Tasse Tee mit anderen ins Gespräch kommt. »In unserem Viertel ist solch eine Begegnungsstätte wichtig, denn mit den vielen verschiedenen Menschen hier funktioniert sonst Integration nicht, wenn ihr der Raum entzogen wird.« Für den Harthofer bedeutet ein Treffpunkt den Gewinn von Lebensqualität im Stadtteil.
»Ununterbrochen« bekommen die beiden Bibliothekarinnen Dagmar Maier und Birgit Bestehorn Resonanz von den Büchereibesuchern zur Schließung der Einrichtung. »Unsere Kunden finden das sehr schade«, sagt Bestehorn. Sie ist skeptisch, ob sich ein Bürgertreff-Zentrum neben dem Mehrgenerationenhaus an der Dientzenhoferstraße behaupten kann. »Dazu müsste ziemlich viel angeboten werden«. Erich Tomsche, Fraktionssprecher der CSU im Bezirksausschuss (BA) 11, Milbertshofen-Am Hart, und CSU-BA-Mitglied Ellen Malzer, die die Einrichtung des Bürgertreff-Zentrums beim BA beantragt haben, sehen in der Nachbarschaft zum Mehrgenerationenhaus keine Probleme. Denn das liege ja sehr versteckt, sagt Malzer.
Noch können die Harthofer »ihre« Bibliothek jedoch fleißig nutzen. Wann genau die Bücherei geschlossen wird, steht nämlich zur Zeit noch gar nicht fest.
- Harthof · Bürgertreff statt Bibliothek
Artikel vom 08.12.2009: Die CSU will die Stadtteilbibliothek am Harthof umwandeln
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