Affront: Gewinner des Bürgerpreises treten nicht an

Giesing · »30 Jahre Freunde Giesings« gefeiert

Glänzend amüsierten sich mit Stadthistoriker Dr. Willibald Karl (l.) und dem früheren Bürgermeister und »Freunde Giesings«-Vorstand Dr. Klaus Hahnzog zwei Eckpfeiler der Stadt(teil)kultur bei der Jubiläumsfeier im Giesinger Bahnhof. Foto: Hettich

Glänzend amüsierten sich mit Stadthistoriker Dr. Willibald Karl (l.) und dem früheren Bürgermeister und »Freunde Giesings«-Vorstand Dr. Klaus Hahnzog zwei Eckpfeiler der Stadt(teil)kultur bei der Jubiläumsfeier im Giesinger Bahnhof. Foto: Hettich

Giesing · Auch Stadtteil-Spezialist Horst Walter erlebt bisweilen Überraschungen der besonderen Art. Der Mann ist Vorsitzender des Vereins Freunde Giesings e.V., der am letzten Freitag im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof im Rahmen eines sehr gelungenen Festes sein 30-jähriges Jubiläum feierte. Ein Höhepunkt des Feierreigens sollte dabei die Verleihung des »Giesinger Bürgerpreises 2009« an den Förderverein »Perlentaucher« der Schule an der Perlacher Straße sein.

Walter fand reichlich lobende Worte für das Engagement des Vereins und wollte den mit 500 Euro dotierten Preis gerne an die Preisträger überreichen. Allein, die »Perlentaucher« selbst blieben in den Wogen des Fest-Fahrwassers am Giesinger Bahnhof verschollen und der Feier fern. »Das ist ein Affront, den ich so bisher auch noch nicht erlebt habe«, zeigte sich Walter enttäuscht. Dabei hatte man das breit angelegte Engagement von engagierten Eltern und Lehrern im Rahmen des Vereins in deren Beisein umfänglich würdigen wollen. Die Beförderung ganzheitlicher Bildung im besonderen Giesinger Umfeld einer Schule mit hohem Anteil an Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund oder aus schwierigem sozialem Umfeld wollen die Perlentaucher dort umsetzen – mit einigem Erfolg. Moralisches Denken und Handeln zu schulen, Kreativität zu fördern und künstlerische Fähigkeiten wie auch instrumentelle Fertigkeiten zu vermitteln und zu entwickeln – das ist der Ansatz des Vereins, der in enger thematischer Abstimmung mit der Schule durch verschiedenste Projekte und Arbeitsgemeinschaften Wissensvermittlung und kulturelle Angebote übergreifend kombiniert, verzahnt und thematisch vertieft. »Der Preisträger leistet durch sein vorbildliches Engagement für die Bildung der jungen Generation einen wichtigen und anerkennenswerten Beitrag für deren Zukunft«, lobte Horst Walter die Abwesenden. Gratulieren konnten so auch die Sponsoren nicht.

Doch die eigene, stolze Jubiläumsfeier ließen sich die über 100 Gäste in der »Gepäckhalle« des Giesinger Bahnhofs an diesem Abend nicht verdrießen. Dass die engagierte und vielgliedrige Arbeit des Vereins offensichtlich auch von offizieller Seite gechätzt wird, bewies der Umstand, dass in Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers ein hochrangiger Vertreter der Stadt den launigen Festvortrag hielt. »Den Erhalt des Erhaltenswerten in der Pflege der Tradition verzahnt mit Weiterentwicklung und Innovation« – lobte Münchens oberster Wächter der Kultur das jahrzehntelange Wirken des Vereins. »Vernetzung, Dialog und das überparteiliche Wirken ohne ideologische Scheuklappen« seien wesentliche Bausteine des langjährigen Erfolgs der Freunde Giesings. Ein »glückliches Geburtstagskind« zu sein, attestierte Küppers dem Jubilar mit seinen aktuell etwa 250 Mitgliedern. »Sie waren seit ihren Gründungstagen 1979 eine bewusste und notwendige Gegenbewegung zur Politik und haben das kulturelle Leben im Stadtteil Giesing entscheidend bereichert und belebt«, fand der Kulturreferent sehr lobende Worte. Küppers bezog dabei auch den Giesinger Bahnhof als Ort der Festhandlung in seine Ausführungen mit ein. »Die Immobilie war vom Abriss bedroht.

Seit 1983 agierte der eigens gegründete Trägerverein hier mit überragendem Erfolg für einen Erhalt dieser heute wichtigen Kulturstätte. Dem Vorsitzenden Horst Walter und seinen Vereinsmitstreitern zollte Münchens Kultur-Chef »höchstes Lob für diesen langen Kampf«. Hier lasse sich die Stadtteilkulturarbeit als wichtiger Mosaikstein auch künftig bestens etablieren. »Ohne solche Zentren und Vereine wie die Freunde Giesing würde der Stadt Entscheidendes fehlen«, so Küppers. Walter gab den Dank zurück: »Zwar hat sich das Kulturreferat der Stadt in den Verein und die Materie erst einarbeiten müssen – doch längst sei diese wichtige Stadtbehörde ein we­sentlicher und verlässlicher Partner«. Die Arbeit der Freunde Giesings selbst hat laut Walter »Früchte getragen«. »Engagiert sparsam und zuverlässig« hätten bereits die Gründerväter um Kurt Mahler gewirtschaftet. »Am Anfang waren wir arm wie Kirchenmäuse«, analysierte der Vorsitzende in der Rückschau. Davon kann bei einem vielgliederigen Verein heutiger Prägung mit breitem Angebot und Spektrum keine Rede mehr sein. Umfangreiche Etatverantwortung und eine Vielzahl wichtiger Aktivitäten sei hinzu gekommen. Dazu habe man wichtige Anstöße für weitere kulturelle und soziale Aktivitäten im Stadtteil geliefert, hielt Walter nicht ohne Stolz fest. Diese Linie wolle man auch in den kommenden Jahrzehnten unbedingt weiter verfolgen. »Auf unsere bewährt eigenwillige Art und Weise«, so Walter abschließend.

Hettich

Artikel vom 02.12.2009
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