Kirchseeon · Die Perchten laufen

Mit Fackeln und furchterregenden Masken laufen die Perchten als Glück- und Segensbringer durch die Gemeinde. Foto: Perchtenbund »Soj«

Kirchseeon · Am vergangenen Wochenende hat in der Marktgemeinde Kirchseeon wieder der traditionelle Perchtenlauf begonnen. Noch bis 6. Januar 2010 ziehen jedes Wochenende bis zu sechzig vermummte Gestalten mit schaurigen Masken und bewehrt mit Fackeln und allerlei Musik- und Lärminstrumenten von Haus zu Haus, um mit ihrem Ritual aus Liedern, Tänzen und Sprüchen den Bewohnern Glück und Segen zu bringen.

Bei den Perchten handelt es sich um ein sehr altes Brauchtum. Die genauen Ursprünge lassen sich heute nicht mehr feststellen. In verschiedenen Veröffentlichungen wird der Brauch teilweise auf die Kelten oder sogar bis in die Steinzeit zurückgeführt.

Die Perchtengruppen zogen früher meist zur Wintersonnenwende und zu Epiphanias (Heilige drei Könige am 6. Januar) zu den umliegenden Gehöften einer Ortschaft, um Haus und Hof im kommenden Jahr vor Unglück zu bewahren und Fruchtbarkeit zu bringen. Die Wurzeln des Perchtenlaufs in Kirchseeon reichen zurück bis ins Jahr 1889, als durch eine verheerende Nonnenraupenplage im Forst große Mengen Holz zur Verarbeitung anfielen und daraufhin viele Arbeiter aus anderen Gegenden zuzogen und so manches Brauchtum aus ihrer Heimat mitbrachten. Unter der Regie von Hans Reupold sen. startete im Kirchseeoner Ortsteil Forstseeon im Jahr 1954 der erste Perchtenlauf mit Liedern, Tänzen, Masken und Gewändern. Reupold ist es zu verdanken, dass der Perchtenbrauch ausgehend von den fast vergessenen fragmentarischen Überlieferungen wieder mit Leben erfüllt wurde.

Die verbreitete Ansicht, dass bei diesem Spektakel der Winter verjagt werden soll, trifft nicht ganz zu. In der dunkelsten Zeit des Jahres gilt es, böse Geister und dämonisches Unheil fernzuhalten. Durch Maskierung und Gebaren begibt man sich selbst in die Sphäre des Dämonischen, um den Tiefpunkt des Jahreszyklus zu überschreiten – indem getanzt und in den Boden gestampft wird, um dadurch die neue Sonne und die Wachstumskräfte der kommenden Vegetationsperiode zu erwecken.

»In unserer hoch technologisierten, multimedialen, entseelten Welt, in der eine neue Art der Spiritualität mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, können die Perchten aber auch als das mahnend auftretende Gefolge der Frau Percht, der herabgewürdigten, zürnenden Erdgöttin, aufgefasst werden«, erklärt Hans Reupold jun., Vorstandsvorsitzender der Kirchseeoner Perchtenstiftung. Er ist überzeugt: »Waren es in alter Zeit noch die bedrohlichen Mächte der Urgewalten, so sind es heute die Geister eines unorganischen Fortschritts, die überwunden werden müssen durch ein erneuertes geistiges Wachstum, durch eine erneuerte Achtung der natürlichen Kreisläufe und einen entsprechend verantwortungsvollen Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen.« Wer mehr über den Brauch des Perchtenlaufes erfahren möchte, kann sich an info@perchten-kirchseeon.de wenden. Hier bekommt man auch verschiedene Bücher über den Perchtenlauf und Miniaturen der gebräuchlichsten Masken.

Termine

Am Samstag, 5. Dezember, starten die Perchten um 15.00 Uhr in Kirchseeon Süd ab Karl-Birkmaier-Straße über die Theodor-Hagen-, Heinrich-Egger-, Jahnstraße, Eglhartinger Weg, Am Kleinfeld, Koloniestraße, Waldbahn (Südlicher Teil), Flur, Rotbuchen-, Münchner Straße (B 304), Köhlerweg, Ahornstraße, Hügelweg bis Keilhoferweg.

Am Sonntag, 6. Dezember, geht es ab 16.00 Uhr vom Gartenweg über den Spannleitenberg, Hochries-, Kampenwandstraße, Kirchenweg, Zum Ausblick, Watzmann-, Wendelstein-, Brünnstein-, Alpen-, Kreuzeck-, Karwendel-, Rotwand-, Zugspitzstraße. Die weiteren Termine und genauen Routen findet man auf der Internetseite des Perchtenbund »Soj«, www.perchten-kirchseeon.de

Artikel vom 02.12.2009
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