Weniger Grün? Pläne für das neue Gewerbegebiet am Hüllgraben vorgestellt

Daglfing · Bürger fürchten Lärm

Vergangene Woche wurde die Bebauung am Hüllgraben vorgestellt.	Foto: js

Vergangene Woche wurde die Bebauung am Hüllgraben vorgestellt. Foto: js

Daglfing · Am Hüllgraben bei der Töginger Straße soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Vertreter des Planungsreferats haben den Bürgern das Projekt kürzlich bei einer öffentlichen Diskussion im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) vorgestellt. Der Bezirksausschuss Bogenhausen (BA 13) bedauert den Wegfall von Grünflächen im Viertel und fürchtet, dass durch die Ansiedlung von Industrie die Lärmbelastung für die Anwohner weiter steigt.

Viele Anwohner nutzen den Hüllgraben gern als Erholungsgebiet. »Ich bin dort oft, auch im Winter«, sagte Edmund Kastl. Doch damit wird es in absehbarer Zeit vorbei sein. Auf dem Gelände, das der Deutschen Bahn gehört, soll nämlich ein Gewerbegebiet mit zwölf Gebäuden errichtet werden. Dazu sind Stadt und Bahn vertraglich verpflichtet: »Weil durch die neuen Wohngebiete an der Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Pasing viele Gewerbeflächen weggefallen sind, müssen wir Ausgleich schaffen«, sagte Eva Regensburger vom Planungsreferat.

Das Gebiet am Hüllgraben sei zu einer dieser Ersatzflächen erklärt worden. Der Hüllgraben selbst wird zwar nicht bebaut. »Die besondere Vegetation dort soll langfristig erhalten werden«, versicherte Regensburger. Vorgesehen sei, den Boden zu erneuern und die Pflanzenwelt zu schützen. Lediglich die Wiesen dazwischen werden bebaut.

Außerdem werden für die wegfallenden Freiflächen gemäß den rechtlichen Vorgaben neue Erholungsgebiete geschaffen. Allerdings liegen diese nicht alle im Viertel, sondern kommen zum Teil Aubing zugute. »Das finde ich sehr schade«, sagte die BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Die Planung orientiere sich zu wenig am Bedarf des Stadtteils. Regensburger zeigte Verständnis für die BA-Chefin: »Sie haben Recht. Wenn es ein städtisches Bauprojekt wäre, hätte es sicher mehr Ausgleichsflächen gegeben.« Da es sich um Bahngelände handle, seien die kommunalen Einflussmöglichkeiten jedoch begrenzt.

Zu Bedenken gab Pilz-Strasser außerdem, dass mit dem neuen Gewerbegebiet der Verkehrslärm zunehmen werde. »Sicher werden dort dann mehr Autos fahren«, räumte auch Regensburger ein. Allerdings sei deshalb nicht mit mehr Lärmbelastung zu rechnen: »Die Zahl der Dezibel wird nicht steigen, das wird alles durch die Autobahn übertönt.« Die BA-Chefin indes überzeugte dieses Argument nicht. »Einfach zu sagen, hier ist es sowieso schon laut, da kommt es auf zusätzlichen Lärm nicht an, ist dreist«, so Pilz-Strasser. Zwar sei ihr bewusst, dass die Stadt in punkto Autobahn nichts unternehmen könne, »dafür ist der Bund zuständig.« Auch der BA habe bereits versucht, für den Streckenabschnitt der A 94 neben der Töginger Straße eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu erwirken – allerdings ohne Erfolg, da der vorgeschriebene Emissionshöchstwert in diesem Bereich nicht überschritten werde. Dennoch forderte sie: »Die Stadt muss weiter Druck machen, dort muss ein Lärmschutzwall hin.«

Regensburger indes wies darauf hin, dass die Kommune das bestehende Lärmproblem nicht lösen könne. Bei der Planung des Neubaugebiets habe man jedoch darauf geachtet, dass die Betriebe nicht zu einer Belästigung für die Anwohner werden: »Die zur Wohnsiedlung gerichtete Seite wird eng bebaut, so dass die Häuser den Schall abhalten.« Von dem zusätzlichen Lärm, der entstehe, werde man überhaupt nichts merken, versicherte sie. Julia Stark

Artikel vom 01.12.2009
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