Familienministerin Haderthauer beim Vorlesetag in Haar

Haar · Es war einmal…

Vorgelesen zu bekommen ist für jedes Kind toll: Familienministerin Christine Haderthauer wurde von den Kleinen umringt. Foto: Föll

Vorgelesen zu bekommen ist für jedes Kind toll: Familienministerin Christine Haderthauer wurde von den Kleinen umringt. Foto: Föll

Haar · Vorlesen für Kinder ist die Grundlage für Bildung. Dieser Meinung ist nicht nur die Stiftung Lesen und die Wochenzeitung »Die Zeit«, die gemeinsam bereits zum sechsten Mal einen bundesweiten Vorlesetag initiiert haben, sondern auch Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer, die sich als Lese-Vorbild zur Verfügung stellte und am vergangenen Freitag in der Kindertagesstätte Ferdinand-Kobell-Straße in Haar vorlas.

Dicht gedrängt saßen die Kleinen auf Kissen um sie herum und lauschten dem Märchen der Gebrüder Grimm »Das Waldhaus«. »Vielen Eltern ist die Bedeutung des Vorlesens gar nicht bewusst«, sagte Haderthauer zuvor in einem Interview. Das zeigten Zahlen aus einer Studie zum Thema Lesen: 42 Prozent der Eltern von Kindern im Vorlesealter unter zehn Jahren lesen nur unregelmäßig oder gar nicht vor. Außerdem stellte sich heraus, dass nur acht Prozent der befragten Kinder von ihren Vätern vorgelesen bekommen. Daher stand der diesjährige Vorlesetag unter dem Motto »Moderne Väter lesen vor!«.

»Lesen ist die Grundlage von Bildung, der Zugang zur Sprache und zum Kino im Kopf« erklärte Haderthauer. »Ich habe das bei meinen beiden Kindern beobachtet: Meine Tochter hat ihrem kleinen Bruder ›vorgelesen‹, obwohl sie selbst noch gar nicht lesen konnte, aber sie hat so getan, hat sich selbst ihre Geschichten ausgedacht«, erzählte sie. Beim Vorlesen tauchten die Kinder in Erzählwelten ein und lernten, diese Welten zu verstehen. Vorlesen schule die Konzentrationsfähigkeit und die soziale Kompetenz. Es erleichtere Kindern, von sich zu erzählen und Abstraktes zu beschreiben.

Deshalb beteiligt sich das Bayerische Familienministerium auch an der Aktion »Lesestart – Mit Büchern wachsen«, das 2006 von der Stiftung Lesen, dem Sozialministerium Sachsen und dem Ravensburger Buchverlag initiiert worden war und mittlerweile bundesweit durchgeführt wird. Hierbei erhalten Eltern, die mit ihrem Kind die Vorsorgeuntersuchung U6 am Ende des 1. Lebensjahres besuchen, von ihrem Kinderarzt einen altersgerechten Lesekoffer. Im Rahmen des Vorlesetages erhielten auch die eingebundenen Institutionen diesen Lesekoffer. Die Kindertagesstätte Haar freute sich über das Geschenk, denn sie hat Vorlesen längst zu einem festen Bestandteil im Kindergartenalltag werden lassen. »Eine Kollegin hat sogar ein Projekt, in dem sie Migranteneltern einlädt, in ihren Muttersprachen vorzulesen«, erzählt die pädagogische Leiterin Cäcilia Endres. »Zum einen möchten wir allen Kindern damit zeigen, wie andere Sprachen klingen, zum anderen ist es eine Wertschätzung dieser Sprachen und Kulturen«. Außerdem gebe es auch noch eine gehörlose Mutter, die in Gebärdensprache vorlese.

Den Besuch der Familienministerin nutzte das Kindergartenteam auch, das umstrittene Elterngeld anzusprechen. »Wir Erzieher glauben, dass gerade Eltern aus unteren sozialen Schichten, wo eine Förderung des Kindes besonders nötig wäre, ihre Kinder dann nicht mehr in den Kindergarten geben. Das wäre kontraproduktiv zu den Bemühungen um eine frühkindliche Förderung«, sagte Endres. Doch Haderthauer (CSU) verteidigte den Beschluss der Bundesregierung mit der Begründung, das Elterngeld sei eine Wertschätzung gegenüber den Müttern, die ihre Kinder zu Hause erziehen möchten. Bleibt zu hoffen, dass sie ihnen dort auch vorlesen.

sf

Artikel vom 18.11.2009
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