Familienbeauftragte im Gespräch

Oberhaching · Neue Stelle

Oberhaching · Das soziale Netzwerk der Menschen wächst, doch die Maschen werden immer weiter. Fast jeder hat Verwandte und Bekannte in anderen Städten, Ländern oder gar Kontinenten. Doch durch kleiner werdende Familien und berufsmäßige, erzwungene Mobilität bleiben einem oft die Menschen in nächster Nachbarschaft unbekannt. Ein Erfahrungsaustausch oder nachbarschaftliche Hilfe finden dadurch immer weniger statt.

Mit neuen oder schwierigen Lebenssituationen konfrontiert, wissen viele Menschen nicht, wie sie Informationen oder Hilfe bekommen können. Aus diesem Grund diskutieren die Oberhachinger Räte schon länger über die Einstellung einer Familienbeauftragten. Um mehr Informationen über die Aufgaben und den Nutzen einer Familienbeauftragten zu erhalten, lud der Haupt- und Finanzausschuss die Familienbeauftragte des Landkreises Ebersberg Elfi Melbert zu einem Vortrag vor dem Ausschuss ein. »Das was früher die Nachbarschaft war, müssen wir heute künstlich herstellen«, erklärte Elfi Melbert bei ihrem Vortrag. »Die Fallzahlen bei uns nehmen stetig zu.« Etwa ein Drittel ihrer Fälle sind Neubürger ohne gewachsene Beziehungen, ein Drittel Alleinerziehende und ein weiteres Drittel Problemfamilien mit finanziellen Krisen oder Generationenkonflikten. Wichtig für die Akzeptanz des Angebotes sei vor allem die klare Abgrenzung zum Jugend- oder Sozialamt, »damit die Leute auch kommen«, erläuterte sie. Das Konzept müsse möglichst niederschwellig sein, sie selbst versuche 24-Stunden am Tag erreichbar zu sein. Am besten würde sich nach ihrer Einschätzung ein »sehr praktischer Sozialpädagoge mit Organisationstalent und Berufserfahrung« als Familienbeauftragter eignen. Auch gute Kenntnisse der lokalen Verhältnisse seien wichtig, da viele informelle Aufgaben zu bewältigen seien. Bei den Mitgliedern des Ausschusses fand ihr Vortrag großes Interesse und auch Zustimmung. »Das kommt dem, was wir bis jetzt diskutiert haben, schon ziemlich nahe«, erklärte Bürgermeister Stefan Schelle. Zwar gäbe es bei den überwiegend gut verdienenden Oberhachingern weniger Probleme mit einer Gettoisierung oder einem hohen Ausländeranteil, eher sei eine Art »Wohlstandsverwahrlosung« zu beobachten.

Andrea Pietsch

Artikel vom 18.11.2009
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