Naturindianer offizielles Projekt der UNESCO-Weltdekade

Riem · Auf dem richtigen Pfad

Feierstunde im Nemetschek-Haus mit (v. re.) Prof. Dr. Lenelis Kruse-Graumann, stellv. Vorsitzende des Nationalkomitees der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung«, und Oliver Fritsche (4. v. re.), Gründer der »Naturindianer«.	Foto: K. Korf

Feierstunde im Nemetschek-Haus mit (v. re.) Prof. Dr. Lenelis Kruse-Graumann, stellv. Vorsitzende des Nationalkomitees der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung«, und Oliver Fritsche (4. v. re.), Gründer der »Naturindianer«. Foto: K. Korf

Riem · Nicht per Rauchzeichen, sondern per E-Mail kam die gute Botschaft: »Ich erhielt darin die Mitteilung, dass die Feriencamps der Naturindianer jetzt bereits zum zweiten Mal als offizielles Projekt der UNESCO-Weltdekade ausgewählt wurden«. Die Freude über die Entscheidung der Fachjury steht Oliver Fritsch ins Gesicht geschrieben. Erst vor fünf Jahren gründete der Dip­lom-Geograf und Na­turerlebnispädagoge die Münchner Umweltbildungseinrichtung.

Das prämierte Motto der Camps für Kinder verschiedenen Alters: Inmitten schöner Natur »Nachhaltigkeit lernen« – auf spielerische, selbstständige Weise. In einer Feierstunde im Nemetschek-Haus fand jetzt die offizielle Auszeichnung statt. Zu den Orten, wo Fritsch sein Projekt angesiedelt hat, zählt auch die pädagogische Farm in Trudering, an der Friedenspromenade/ Ecke Markgrafenstraße. Noch vor kurzem haben hier sieben Jungen und Mädchen ihre Herbstferien verbracht, täglich von 9 bis 16 Uhr getobt, Spaß gehabt aber auch vieles rund um die Natur gelernt. Herzstück des Camps und Unterschlupf bei Wind und Wetter ist ein großes, handgefertigtes Tipi, das sich wie ein Wahrzeichen vor den Häuserreihen ringsum abhebt.

Hier können sich die Kinder aufwärmen, hier wird gebastelt und gegessen. Etwa Kartoffeln aus dem offenen Feuer, mit Quark und gemeinsam gesammelten Kräutern. Dies alles ganz bewusst ohne fließend Wasser oder Strom – eine wertvolle Erfahrung zum Thema Ressourcenschutz. Das Leitmotiv des diesjährigen Herbstcamps hieß »Talking Peace«: »Die Kinder haben gelernt, Streitereien durch Kommunikation und nicht durch Aggression zu lösen«, erklärt Mitarbeiter Timotheus Lorenz, Leiter des Konfliktlösungstrainings.

»Wir sind hier quasi nur Mieter«, erklärt Oliver Fritsch oder auch Häuptling Grauer Wolf – wie ihn die Kinder nennen. Die pädagogische Farm selbst betreibt der Berufsschullehrer Peter Ruch, der hier Mädchen und Jungen aus umliegenden Einrichtungen Kontakt zu Tieren ermöglicht. Aber das Idyll ist in Gefahr. »Wir werden hier sicherlich noch bis zu den nächsten Sommerferien Freizeiten anbieten können, dann wird die Farm dem geplanten neuen Truderinger Gymnasium weichen müssen«, bedauert Fritsch.

Deshalb hätten sich die Naturindianer bereits ratsuchend an den Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem gewandt und um Unterstützung gebeten. »Wir Indianer sind flexibel! Wir bräuchten nur ein rund ein Hektar großes, ruhig-wildes Stück Land«, erläutert Fritsch und hofft auf Unterstützung. Die BA-Mitglieder stehen dem Projekt jedenfalls positiv gegenüber und leiteten das Anliegen bereits an die Stadt weiter.

Das Team rund um Häuptling Oliver Fritsch, zu dem auch Partnerin Ursula Helfrich gehört, hat jede Menge Zukunftspläne. So habe man Anfang August eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft gegründet, die Naturindianer-Kids. »Weiter arbeiten wir auch tatkräftig an unserem Naturindianer-Kinderhort-Konzept, für das wir noch einen Kooperationspartner und einen geeigneten Standort suchen«, erklärt Fritsch. Vorstellbar sei etwa die Kooperation mit einer Schule. »Wir könnten ein Tipi auf dem Schulgelände aufbauen und die Kinder dort nach dem Unterricht betreuen«. Dieses Projekt liefe parallel zu den bereits bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und Ferien-Aktionen.

In zahlreichen Projekten und Institutionen sind die Naturindianer ebenfalls engagiert: Als Gründungsmitglied des regionalen Münchner Kompetenzzentrums für Bildung und nachhaltige Entwicklung (BenE), in der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) sowie auch im Qualitätszirkel Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung – um nur einige zu nennen.

Die Auszeichnung als Projekt der UNESCO-Weltdekade, dokumentiert durch Urkunde, Fahne, Logo und Stempel, nahmen Oliver Fritsch und sein Team letzte Woche im Rahmen einer Feierstunde im Nemetschek-Haus entgegen. Geehrt wurden dort insgesamt 91 Projekte, 38 davon allein aus Bayern. In Riem tagten auf Einladung der Bayrischen Staatsregierung der Runde Tisch 2009 sowie das Nationalkomitee für die UN-Dekade. Bereits 2002 haben die Vereinten Nationen für die Jahre 2005 bis 2014 die Weltdekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« ausgerufen. Die deutsche Umsetzung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Horst Köhler. Prämiert wurden bereits fast 900 Projekte. Kindergärten, Schulen oder lokale Einzelgruppen, die sich ebenfalls mit einem Projekt bewerben wollen, sollten sich sputen: Die Bewerbungsfrist für dieses Jahr läuft nur noch bis zum 1. Dezember. Näheres auf www.bne-portal.de.

Weitere Infos über die Naturindianer und ihr Programm, wie etwa der Weihnachtswerkstatt im Tipi (19. Dezember) oder dem Wintercamp (28. und 29. Dezember) gibt es auf der Seite: www.naturindianer.de. kk

Artikel vom 17.11.2009
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