Wir haben mit der Münchner Schauspielerin gesprochen

München · Letzter Polizeiruf mit Michaela May

Schauspielerin Michaela May und ihr Filmpartner Edgar Selge. Foto: BR/Elisabeth Schlagberger

Schauspielerin Michaela May und ihr Filmpartner Edgar Selge. Foto: BR/Elisabeth Schlagberger

Eine Ära geht zu Ende: Am Sonntag, 8. November, strahlt das Erste den letzten Polizeiruf 110 mit Michaela May und Egard Selge aus. Der Titel lautet „Endspiel“ – wie passend. Seit 2001 spielt May Kriminalhauptkommissarin Jo Obermaier, die mütterliche, aber streitbare Kollegin von Jürgen Tauber (Edgar Selge). Für diese Rolle wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Wir haben mit der Vollblutschauspielerin gesprochen – nicht nur über den Abschied, sondern auch über Liebe, Freundschaft, Yoga und ihr Engagement für Mukoviszidosekranke.

SamstagsBlatt: Morgen ist es soweit: „Endspiel“ – die letzte Polizeiruf-Folge mit Ihnen und Edgar Selge. Wie schwer fällt Ihnen dieser Abschied?

May: Inzwischen bin ich dem Edgar ganz dankbar. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Es ist mir lieber, vom Publikum vermisst zu werden, als wenn die Leute sagen: „Ach, ihr macht das immer noch?“ Jeder Film war ein Film für sich, mit neuen Produzenten, Regisseuren und Autoren. Ich sehe das so: Jeder Film ist eine eigene Perle, und jetzt ist die Kette fertig.

SamstagsBlatt: Diese Jo Obermaier ist Ihnen ja nicht unähnlich. Wo sehen Sie Parallelen?

May: Parallelen gibt’s zu jeder Rolle, das bin ja schließlich ich, die die Rolle spielt, mit meiner Sprache, meiner Seele. Andererseits muss man nicht jede Rolle gelebt haben, um sie gut spielen zu können. Eine Jo Obermaier verlangt beispielsweise einen Pragmatismus ab, dann habe ich eben den Pragmatismus aus mir rausgeholt. Wenn jemand sagt: „Das warst ja wieder voll du“ oder „Die Rolle ist dir auf den Leib geschnitten“, dann ist das das schönste Kompliment für einen Schauspieler, denn das ist nie so.

SamstagsBlatt: Jürgen Tauber bezeichnet Jo Obermaier als „Flintenweib von Untergiesing“. Wie würde er vermutlich Michaela May bezeichnen?

May: Das ist eine sehr psychologische Frage. Am besten Sie fragen ihn das. Aber ich denke, wir haben sehr viel feiner gearbeitet als mit solchen Plattitüden.

SamstagsBlatt: Auch privat hat sich der Polizeiruf für Sie gelohnt, Sie haben Ihren Mann Bernd Schadewald bei Dreharbeiten kennen gelernt. War das Liebe auf den ersten Blick?

May: Sagen wir mal so: Sympathie auf den ersten Blick. Bernd wurde mir als sehr guter, aber auch sehr schwieriger Regisseur angekündigt. Und als ich ihn dann kennen lernte, war ich total überrascht, denn er war überhaupt nicht schwierig. Es war von Anfang an eine konstruktive Zusammenarbeit. Näher kennen gelernt haben wir uns erst nach den Dreharbeiten beim Schnitt. Da sind wir mal auf ein Glas Wein gegangen, und da hat's dann gefunkt. Und plötzlich ging eine neue Tür in meinem Leben auf.

SamstagsBlatt: Sie sind eine der beliebtesten Fernsehschauspielerinnen. Doch was die wenigsten wissen, Sie heißen ursprünglich Gertraud Mittermayr. Warum haben Sie Ihren Namen geändert?

May: Das war zu einer Zeit, als die Skifahrer Heidi, Rosi und Evi Mittermaier sehr erfolgreich waren. Und da ich damals international gedreht habe, wurde ich immer wieder gefragt, ob ich auch aus dieser Skifahrer-Familie stamme. Außerdem ist der Name sehr lang und sehr bayerisch, was mit Sicherheit auch ein Grund war, warum ich ihn geändert habe. Und so wurde eben May aus Mayr herausgenommen. Den Namen Michaela habe ich mir dann selbst ausgesucht.

SamstagsBlatt: Sie sind auch erfolgreiche Buchautorin, veröffentlichten das Buch „Yoga – Mitten im Leben“. Wie häufig sind Sie auf der Matte?

May: Der Sonnengruß vor dem Frühstück ist für mich inzwischen zur Routine geworden wie das Zähneputzen. Das sind 15 Minuten am Tag und die tun mir gut. Mit meiner Yoga-Gruppe treffe ich mich einmal pro Woche.

SamstagsBlatt: Sie sind in München geboren und leben immer noch hier. Was fasziniert Sie so an dieser Stadt?

May: Ich finde es einfach wunderschön hier. Wir wohnen zum Beispiel mitten in der Stadt und hören sie, wie still es ist? Hier oben schwebe ich sozusagen über dem Stress des Alltags. Außerdem sind hier in München meine Wurzeln, hier leben meine Freunde und meine Familie. Wenn man eine Stadt mag, dann ja auch, weil dort die Menschen leben, die mit einem gewachsen sind.

SamstagsBlatt: Als eingefleischter Italien-Fan ist Ihnen bestimmt auch die Nähe zu Italien wichtig?

May: Ja, da liegt München auch ideal. Ich liebe das Mediterrane, das gute Essen, die Berge, das Extrovertierte, das barocke Leben.

SamstagsBlatt: Sie setzen sich privat für Mukoviszidosekranke ein. Warum gerade ein Engagement für diese Krankheit?

May: Ich hatte einen Nachbarn, der diese Krankheit hatte. Er hat meinen Kindern Musikunterricht gegeben. Mukoviszidose ist eine Stoffwechselkrankheit, die bewirkt, dass das Blut nicht mehr gereinigt wird. Dadurch verkleben immer wieder die Lungen. Mukoviszidose wurde lange nicht gekannt und erkannt, den Namen der Krankheit konnte man nicht aussprechen, und von der Pharmaindustrie wurde für die Bekämpfung dieser seltenen Krankheit nicht geforscht. Das hat die Elterninitiative Mukoviszidose e.V. in Bonn ganz tatkräftig übernommen und mich als Botschafterin gewählt. Rund 8.000 bis 10.000 Betroffene leben in Deutschland. Früher musste jedes dritte Kind unter 18 sterben, heute liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 35. Aber es gibt auch 50-Jährige, die mit dieser Krankheit leben. Wir haben schon einiges erreicht, aber es ist auch noch viel zu tun, damit unser Motto erfüllt wird: „Kein Kind darf mehr an Mukoviszidose sterben!“

Von Stefanie Moser

Artikel vom 05.11.2009
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