Zorneding, Vaterstetten, Haar und Kirchseeon in Zeitnot

Landkreis · Energiewende 2030

Grasbrunn, Haar, Zorneding und Vaterstetten bereiten sich auf die Energiewende 2030 vor. Mit der Landeshauptstadt und den SWM haben die Kommunen einen Vorreiter in Sachen »Erneuerbare Energien« in der Nachbarschaft.  Foto: SWM

Grasbrunn, Haar, Zorneding und Vaterstetten bereiten sich auf die Energiewende 2030 vor. Mit der Landeshauptstadt und den SWM haben die Kommunen einen Vorreiter in Sachen »Erneuerbare Energien« in der Nachbarschaft. Foto: SWM

Landkreis · Aus dieser Nummer kommen sie nicht mehr heraus, die Gemeinden in Deutschland: Bedarf an Strom und Raumwärme ausschließlich aus erneuerbaren Energieträgern wie WInd, SOnne, BIOmasse, GEOthermie und Wasser bereitstellen. So schreibt es das »Erneuerbare Energien Gesetz« vor. Statt jährlich Millia­rden für Öl- und Gasimporte auszugeben, soll das Geld im Land bleiben. Bis 2020 etwa müssen 30 Prozent verbrauchter Energie aus eben erneuerbaren, einheimischen Quellen bezogen werden.

Artikel zur kommunalen Energieversorgung in Vaterstetten

Die Ziele sind klar definiert, in der Vorgehensweise freilich unterscheiden sich die Macher in Vaterstetten, Zorneding, Kirchseeon und Haar. In Zorneding bemüht sich der Arbeitskreis Energiewende seit der Gründung im Juni, den »Rückstand« gegenüber anderen Gemeinden aufzuholen. Zwar hat man Ende September beschlossen, immerhin das vierte Bürgersolarkraftwerk (auf dem Dach der alten Schule) zu installieren, doch in anderen Bereichen ist der örtliche Arbeitskreis Energiewende 2030 auf die Zusammenarbeit mit den Nachbarn angewiesen.

Vor gut einem Monat ließ man sich etwa von Kirchseeons Arbeitskreisvorsitzender Dr. Michaela Gomolka über deren Projekte informieren: Dort wurden bereits Gutachten zu möglichen Windradstandorten, den Bau von Bürgersolarkraftwerken oder eines Energienutzungsplanes erstellt.

Auch Hans Gröbmayr vom Glonner Aktionskreis Energiewende (AEG 2020) zeigte auf, wie es gehen könnte: Eine Hackschnitzelanlage im Neubaugebiet, ein neues Heizwerk und die Gründung eines Kommunalunternehmens, das sich des umfangreichen Themas Energiewende 2030 widmet. Gerade Letzteres rate er auch den Kollegen in Zorneding. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde dann auch deutlicher über die einzuleitenden Maßnahmen diskutiert, unter anderem mit dem Ergebnis, dass man am 3. Dezember die Wirtschaftlichkeit einer geothermischen Erschließung bekannt-geben wolle. Besonders mit Vaterstetten/­Grasbrunn steht man rege in Kontakt, immerhin seien gemeinsame Vorgehensweisen im Bereich Geothermie geplant. Wichtig bei den Überlegungen hierbei sind die Nutzungsperspektiven – nicht nur Fernwärme gewinnen, sondern auch Strom.

Die usprüngliche Euphorie bei der Geothermie ist in Vaterstetten angesichts eines dreistelligen Millionenbetrags für Bohrung, Förderung und Aufbau eines Fernwärmnetzes ein wenig abgeflaut. Denn in den Sommermonaten würde es nur allein für die Wärmelieferung nicht genügend Abnehmer geben – das rechne sich nicht. Andererseits gebe es etwa beim Einsatz von zusätzlichen Modulen wie bei einem Projekt im kalifornischen Anaheim die Möglichkeit, überschüssige Wärme in Strom umzuwandeln, wie Diplom-Ingenieur Richard Aumann im Vaterstettener Umweltausschuss erklärte. Die größte Gemeinde im Landkreis Ebersberg zählt beim Thema Energiewende eigentlich zu den Vorreitern. Schon vor der Kommunalwahl 2008 wurde der entsprechende Arbeitskreis gegründet. Und im Juli setzte man sich selbst unter Zeitdruck, denn da trat die Gemeinde als bislang einzige im Landkreis dem EU-Klimakonvent bei.

Das heißt: Ein Jahr nach dem Beitritt müsse ein Aktionsplan für nachhaltige Energien inklusive einem Inventar der Ausgangsemissionen vorgelegt werden. Eines der Lieblingsthemen im Arbeitskreis Energiewende ist die Solarenergie. Über einen Solarpark mit vier möglichen Standorten bei einer Mindestfläche von fünf Hektar denkt man laut nach. Besonders im Umfeld der Autobahnen würden sich Gelände anbieten, die für den Normalbürger zur Bebauung nicht in Frage kämen. Angesichts sinkender Vergütungen bei den Freiflächen (für Privatdächer soll sich zunächst nichts ändern – etwa 50 Prozent im Gemeindegebiet eignen sich von ihrer Lage her) wolle die Gemeinde allerdings die Einspeisetarife für 2010 abwarten, um die Rentabilität eines solchen Projektes nicht zu gefährden.

Auch im »Kleinen« will man weiter seinen Beitrag leisten, etwa mit der Umstellung auf LED-Leuchten in den Straßenlaternen. Vor drei Jahren wurde vom bayerischen Umweltministerium der »European Energy Award« (EEA) ausgeschrieben. 15 bayerische Gemeinden und Städte nahmen daran teil, auch die Gemeinde Haar. Ziel war es, mithilfe eines Zertifizierungs- und Qualitätsmanagements die Energieerzeugung- und nutzung zu überprüfen und zu verbessern. Mit seinen Aktionen hat sich der Münchner Vorort die Silbermedaille geholt. Nun ist geplant, mindestens zweimal jährlich Energieteamsitzungen abzuhalten, um den energiepolitischen Maßnahmeplan weiter umzusetzen – Ziel: Gold beim »EEA«. Mitte Februar 2010 soll ein Energie- und Klimaschutzkonzept erstellt werden. Noch im November soll ein Solarkataster für das gesamte Gemeindegebiet erstellt werden.

So kann jeder Bürger ersehen, ob sein Dach für Solarenergienutzung geeignet wäre. Eine CO2-Analyse wird auch in diesem Jahr noch durchgeführt. Allen Arbeitskreisen der Region gemeinsam sind energiesparende Sanierungsmaßnahmen vor allem öffentlicher Gebäude. Das liebe Geld spielt dabei natürlich immer eine Rolle. Einig ist man sich bislang nur, dass sich auf Dauer die Investitionen durch erfolgte Energieeinsparungen rechnen werden.

Bei Neubauten gelten durch die aktualisierte Energieeinsparverordnung rein gesetzlich schon strenge Regeln, die ab 2012 nochmals verschärft werden sollen. Bewohnern von Altbauten, die noch (außer bei größeren baulichen Maßnahmen an Dach, Fenster oder Fassade) nicht zu konkreten Wärmedämm-Maßnahmen gezwungen werden können, bieten aber die Gemeinden einen günstigen Energieeffizienz-Check mittels Thermografiefotos an. In Vaterstetten etwa gibt es seit dem 13. Oktober eine Zuwendung, die maximal 50 Prozent der Kosten deckt oder aber auf eine Höhe von 250 Euro beschränkt ist.

Oliver Oswald

Artikel vom 04.11.2009
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