Projekt »TUSCH« soll Schülern Kunst näher bringen

Giesing · Theater und Schule

Oben: Die Theatergruppe der Hauptschule Ichostraße mit Schul- und Theaterleiterin Lucarde de Vries (Mitte).  Foto: aha

Oben: Die Theatergruppe der Hauptschule Ichostraße mit Schul- und Theaterleiterin Lucarde de Vries (Mitte). Foto: aha

Giesing · »Ich bin noch einer der Dinosaurier, die glauben, dass Kunst etwas Bereicherndes ist. Wenn wir das den Kids vermitteln können, haben wir viel erreicht«, beschreibt Holger Seitz, der Leiter des Kinder- und Jugendtheater am Staatstheaters am Gärtnerplatz, sein persönliches Ziel der neuen Kooperation mit der Hauptschule an der Ichostraße.

Sie findet im Rahmen des münchenweiten Projekts »TUSCH – Theater und Schule« statt und ist auf zwei Jahre angelegt. Über das Projekt sollen Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen und Schularten die Theater und ihre Produktionen kennenlernen und gemeinsam öffentliche Aufführungen, Performances, Lesungen und Ausstellungen gestalten. TUSCH hat sich bereits in mehreren deutschen Städten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt als Erfolgsmodell kultureller Bildungsarbeit etabliert.

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In München leiten das Schul- und Kultusreferat der Landeshauptstadt München und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gemeinsam das Projekt. Es kooperieren die Grund- und Hauptschule Hochstraße mit dem Bayerischen Staatsschauspiel, das Städtische Lion-Feuchtwanger-Gymna­sium mit dem Metropoltheater, die Städtische Berufsoberschule für Sozialwesen mit dem Bayerischen Staatsballett sowie die Städtische Rainer-Werner-Fassbinder- Fachoberschule für Sozialwesen und Gestaltung mit den Münchner Kammerspielen. Die Ergebnisse werden einmal jährlich öffentlich vorgestellt.

Die Zusammenarbeit zwischen Gärtnerplatztheater und der Giesinger Ichoschule hat ideale Voraussetzungen. Seit über zehn Jahren leitet Lucarde de Vries, die Schulleiterin, eine Theatergruppe an der Schule. »Als mich Ilona Herrmann vom Schul- und Kultusreferat fragte, ob wir mitmachen wollen, sagte ich sofort ja!«, erzählt de Vries.

Als das Projekt TUSCH in der BlackBox im Gasteig vorgestellt wurde, durften die Ichoschüler eine Sängerin und einen Pianisten des Gärtnerplatztheaters bei einem Ausschnitt aus »Der Zauberer von Oz« begleiten. Die Schüler sangen begeistert und gekonnt den bekannten Refrain »Somewhere over the Rainbow« im Chor mit. Viel Zeit zum Einstudieren hatten die 20 Schüler der Jahrgangsstufen sechs bis neun nicht. Aber zwei Mal kamen die Profis aus dem Gärtnerplatztheater zu Proben in die Schule. »Da waren alle Schüler voll dabei und haben mit viel Spaß gesungen«, beschreibt Seitz diesen ersten Akt der Kooperation. Doch macht die Kooperation nicht bei der Vorbereitung konkreter Projekte Halt. Vielmehr haben Schülergruppen bereits Proben im Gärtnerplatztheater besucht und wurden durch das Haus geführt. Seitz hat schon einige Ensemblemitglieder, die Patenschaften für Klassen übernehmen und zum Beispiel Workshops sowie Vor- und Nachbesprechungen zu Inszenierungen mit diesen Klassen machen werden. Alles dient dazu, junge Menschen an das Theater heran zuführen. »Spontaneität und Offenheit ist mir dabei wichtig«, betont Seitz. Seine Partnerin de Vries heckt hingegen konkrete Pläne aus: »Ich möchte versuchen, eine leichte Version der Oper ›Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‹ von Bertolt Brecht und Kurt Weill zu machen. Dabei könnten wir professionelle Hilfe gebrauchen«. Die sagte Seitz begeistert zu. Für beide ist klar: Musik und Singen gehören auf jeden Fall dazu.

Aber de Vries denkt auch daran, Schülern den Zugang zu Praktika oder sogar Lehrstellen im Theater zu erleichtern. »Das wär was«, träumt Cancu (13). »Ich kann mir schon vorstellen, im Theater mitzuspielen«. Doch erst einmal will sie bei einer Führung auf die Bühne des Staatstheaters klettern und noch mehr über die Vielfalt der Berufe an Theatern erfahren.

Ein bisschen Erfahrung hat sie, spielte doch die Schultheater-Crew im Heizungskeller der Ichoschule einen Geheimbund beim jüngsten »Mord in Giesing« – zur Begeisterung des Veranstalters: »Die waren klasse«, meint Thomas Schächtl und mimt einen Tusch »auch für TUSCH!«.

Angela Boschert

Artikel vom 04.11.2009
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