Agfa-Sportverein braucht dringend neue Räumlichkeiten

Giesing/ Harlaching · Überleben als Motto

Der kämpferische Vorstand Sabine Walzer und Daniel Heinz wollen den Agfa-Sportverein am Leben erhalten.  Foto: Hettich

Der kämpferische Vorstand Sabine Walzer und Daniel Heinz wollen den Agfa-Sportverein am Leben erhalten. Foto: Hettich

Giesing/ Harlaching · Was waren das noch für Zeiten beim renommierten Agfa-Sportverein: 1926 gegründet, hatte der zunächst als sportiver Zusammenschluss der Konzernmitarbeiter fungierende Verein zu seinen Spitzenzeiten über 2.000 Mitglieder und war damit einer der größten Breitensportclubs münchenweit.

Doch diese sorgenfreien Zeiten gehörten spätestens mit dem kräftigen Aderlass des Konzerns im vergangenen Jahrzehnt und besonders nach dem Verkauf des Agfa-Werksgeländes vor gut zwei Jahren endgültig der Vergangenheit an. Damals verloren die Agfa-Sportler nicht nur ihr gesamtes Areal direkt am Südrand des früheren Firmenkomplexes – auch die Anzahl der Mitglieder war in den ­Krisenzeiten stetig geschrumpft. Heute zählt der Verein mit seinen zehn Abteilungen von Basket- und Volleyball bis zu Taekwondo, von Ski und Berg bis Kegeln, von Tennis bis zu Badminton oder Fitness nur noch ganze 600 Mitglieder – die Abteilung Fußball hat sich bereits aufgelöst. Doch die Verantwortlichen kämpfen nach wie vor mit Herzblut, damit wenigstens der Fortbestand des Vereins auf heutigem Niveau mittel- und langfristig gesichert werden kann.

Doch dafür sind Nutzungsmöglichkeiten in anderen Sportstätten und neuen Räumlichkeiten unabdingbar. »Zwar sind die meisten Sportler und Abteilungen nach dem Ende hier auf dem Gelände anderswo untergekommen«, so die 2. Vorsitzende Sabine Walzer im Gespräch mit der Harlachinger Rundschau. »Doch das weitet sich zu einem auf Dauer für uns nicht tragbaren Kostenfaktor aus«, so die engagierte Funktionärin weiter. »Rund 13.000 Euro pro Jahr kostet uns dieser Spaß derzeit«. »Diese hohen Hallenmieten können wir aus unseren Rücklagen höchstens noch zwei Jahre schultern«, erklärt Walzer im thematischen Schulterschluss mit Vorstandskollege Daniel Heinz. Ansonsten sei der Verein im Bestand eklatant gefährdet. Damit es soweit nicht kommt, geht der Vorstand der Agfa-Sportler derzeit auch vermehrt an die Öffentlichkeit. »Wir brauchen noch für unterschiedliche Abteilungen, insbesondere aber auch für die Geschäftsstelle und den Fotoclub bei Agfa neue und günstige Raumangebote«, betont sie.

Und dies möglichst schnell: denn zum 31. März nächsten Jahres ist für die Geschäftsstelle in einer Notunterkunft nahe des alten Geländes endgültig Schluss. Noch näher liegt die Auszugsfrist für den Fotoclub, in dem viele renommierte Fotografen und Künstler mitten im Fotokonzern seit vielen Jahren inter­agieren und auch Kurse anbieten. »Die müssen wohl schon Ende November die Segel streichen«, bedauert Walzer pessimistisch. Weiter gehen könne es nur, wenn rechtzeitig geeignete Räume gefunden würden. Wer helfen will und kann, wird beim Traditionsverein auf offene Ohren und Herzen treffen: per Telefon unter 6 92 24 47 oder E-Mail: agfa-sportverein@t-online.de

Der Verein

Wo früher der Agfa-Sportverein im Süden des Konzerngeländes seine angestammte Heimat hatte, klafft heute ein tiefer, über hundert Meter langer Baukrater. »Es ist nicht nur so, dass wir unsere Sportstätten verloren hätten – es ging auch ein Stückweit Identität verloren«, so der 3. Vorsitzende Daniel Heinz mit spürbarer Melancholie. »Die Gastronomie auf dem Gelände war Schmelz- und Treffpunkt, das gibt es heute bei den mittlerweile über das Stadtgebiet verteilten Abteilungstrainingsstätten nicht mehr«.

Dabei ist man bei Agfa-Sportfreunden noch dankbar für die gute Zusammenarbeit mit und die Unterstützung durch die Stadtbehörden. »Vor allem das Sportamt und die Stadtwerke haben für uns Kapazitäten in Hallen und Sportanlagen freigeschaufelt – aber es bleiben die hohen Kosten, die wir früher aus der eigenen Halle nicht kannten«, meint Walzer. Beitragserhöhungen seien da nicht auszuschließen, damit wohl weiterer Mitgliederaderlass – ein schwieriger Spagat, mit dem sich auch die Delegiertenversammlung demnächst auseinandersetzen müsse. Denn Einnahme-Alternativen hat der Verein sonst nur durch sein Bergheim auf dem Sudelfeld, das längst auch für Außenstehende und Gruppen vermietet werde. »Wir müssen alles für den Fortbestand tun und an der Kostenschraube deutlich drehen«, stecken Walzer und Heinz den dringenden Handlungsrahmen für die kommenden Monate ab.

HH

Artikel vom 04.11.2009
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