Rückkehr ins 60er-Stadion ist nicht unmöglich – Entscheidungen sollen bald fallen

Giesing/Harlaching · TSV 1860 diskutiert über Stadionzukunft

Zu den künftigen Stadionplänen des TSV 1860 nahmen Präsident Rainer Beeck (r.) und Christian Waggershauser (l.) als Leiter der »Projektgruppe Stadionzukunft« ausführlich Stellung – ganz links 60-Pressesprecher Robert Hettich. Foto: Harald Hettich

Zu den künftigen Stadionplänen des TSV 1860 nahmen Präsident Rainer Beeck (r.) und Christian Waggershauser (l.) als Leiter der »Projektgruppe Stadionzukunft« ausführlich Stellung – ganz links 60-Pressesprecher Robert Hettich. Foto: Harald Hettich

Giesing/Harlaching · Die Rückkehr in die altehrwürdige Arena des Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße ist für den TSV 1860 München keine Utopie und bleibt eine mittel- bis langfristige Option. Auf diesen Ergebnisnenner kann man eine Stadion-Pressekonferenz der »Löwen« bringen. Dabei präsentierte Aufsichtsratsmitglied Christian Waggershauser in seiner Funktion als Leiter einer vereinsinternen »Projektgruppe Stadionzukunft« zusammen mit 1860-Präsident Rainer Beeck den Abschlussbericht der Projektarbeit, die seit April diesen Jahres andauerte.

Klares Ergebnis: für den TSV 1860 München ergeben sich mittel- und langfristig nur noch zwei Alternativen. Die vor allem von Fanseite, aber von diversen Offiziellen ungeliebtere Variante besteht im Verbleib der Sechziger in der Allianz-Arena. Bis 2025 sind die Blauen als Mieter dort rechtlich an die Roten des FC Bayern München als Vermieter gebunden. Variante zwei, die von vielen erhoffte Rückkehr auf Giesings Höhen und ins Städtische Stadion an der Grünwalder Straße, könnte nach den Ergebnissen der Projektgruppe wieder ein Thema werden.

Voraussetzung allerdings beim ehrgeizigen Plan eines Umbaus: viele planungs- und baurechtliche Hürden müssten noch übersprungen, finanzielle Fragen vor allem auch mit dem FC Bayern geklärt und dazu große Vorbehalte der Stadtspitze ausgeräumt werden. Aus dem Rennen sind nach klarer Aussage Beecks und Waggershausers dagegen alle anderen Standorte für einen Stadionneubau. Aus unterschiedlichsten Gründen fielen sowohl das Olympiastadion (kein Fußball bis 2090), das Dantestadion (Baudichte), der Bereich der Rudi-Sedlmayer-Halle (schlechte ÖPNV-Anbindung), das ZHS-Gelände und das Radstadion (beide Vorratsfläche für Oympiabewerbung Münchens) durch den Sondierungsrost. Ein Modell »Neubau auf der Grünen Wiese« sei laut Beeck und Waggershauser »politisch und rechtlich nicht durchsetzbar«. Der ebenfalls kurzzeitig avisierte Unterhachinger Sportpark (15.000 Zuschauer Kapazität) sei für den TSV 1860 zu klein – weitere Grundstücke dort stünden laut Gemeinde nicht zur Verfügung.

Sachstand

Recht detaillierte Vorstellungen zur künftigen Ausgestaltung einer eigenen Löwen-Arena an der Grünwalder Straße hat die unabhängige Projektgruppe, die ohne jegliche Zielvorgaben des Präsidiums an den Start ging, jedoch schon einmal seine Wünsche skizziert. Nach Rücksprachen mit der Geschäftsführung, mit dem Vermarkter IMG und den Fangruppierungen wird danach laut Abschlussbericht »ein Fassungsvermögen von rund 30.000 bis 35.000 Plätzen« als passend für den TSV 1860 angesehen.

Das Stadion sollte zudem zirka 1.500 Business-Seats und etwa 20 Logen umfassen. Zudem favorisierte die Projektgruppe ein »kostengünstigeres Einrangstadion«, wie Waggershauser erläuterte. Als Vorbild könne hier die jüngst fertiggestellte Augsburger Arena gelten. Auch zum Kosten- und möglichen Zeithorizont nannten Waggershauser und Beeck bereits einige Details: so würde ein Neubau dieser Art auf »grüner Wiese« laut Beeck zirka 45 Millionen Euro kosten – im Stadtgebiet noch mehr. Zwischen 50 und 100 Millionen Euro müssten wohl investiert werden, um auf Giesings Höhen einen »Neubau aus dem Bestand« zu realisieren. Bis etwa 2014 könnte eine runderneuerte Arena nach vorsichtigen Schätzungen Beecks realisierbar sein.

Neben einer Neugestaltung der Tribünen sprach Waggershauser von einer »Tiefer-legung des Rasens um rund 6,5 Meter« ebenso wie von der Beseitigung der heutigen Aschenbahn. Doch noch ist alles Zukunftsmusik. Denn auch Waggershauser sprach von einem ganzen Katalog an Kriterien, die es vorab zu erfüllen gelte. Bei der Stadt gibt es vorrangig große Bedenken in Sachen Sicherheit und Brandschutz. Doch Waggershauser sah auch hier Licht am Ende des Tunnels: »Bei den für die Stadt untersuchungswürdigen Themen wie Höhenentwicklung, Flächenbedarf, Brandschutz, Fantrennung und den Parkplätzen sieht die Projektgruppe Lösungsmöglichkeiten«. Beim Thema Lärm etwa sprach Waggershauser wegen einer geplanten Überdachung des Sechzger-Stadions sogar von einer »Verbesserung für die Anwohner«.

Auch das Parkproblem sei zu händeln: der unter dem Stadionareal liegende Candidplatz sei laut Flächennutzungsplan dem Stadion zugeschlagen und könne als Parkfläche zusätzlich verwendet werden. Die Projektgruppe gab dem Verein aber auch einen klaren Zeit-Auftrag mit auf den Weg: da die Stadt bekanntlich im Dezember 2009 über den Umfang und den Etat einer bislang drei Varianten umfassenden Ertüchtigung des Grünwalder Stadions für Drittligaspiele entscheiden wird, sei laut Waggershauser eine »baldige Willensbildung des Vereins zum Ausbau des Sechzigerstadions in eine Profiarena wichtig«. Denn während die Stadt derzeit nach einer solchen Sanierung von einem Fassungsvermögen von gut 10.000 Besuchern ausgeht, reicht dies dem TSV 1860 für Profiansprüche nicht.

Finanzen als Problem

Doch es lauern auf dem ersehnten Weg zurück auf Giesings Höhen auch noch weitere Damoklesschwerter. Besonders in Sachen Finanzen verbreiteten Beeck und Waggershauser keine Illussionen: »Es ist die klare Linie der Stadt, für den Bau eines weiteren Profistadions keine Steuergelder zu investieren – finanziert werden müsste ein solches Stadion durch Investoren«, so Beeck. Bei der Eigentumsfrage sehen die TSV-Macher dagegen mehr Spielraum: »Viele Stadträte wären froh, das Grünwalder Stadion als Kostenfaktor von der kommunalen Ausgabenliste streichen zu können«, so Waggershausers Einschätzung.

Unbedingt einigen müssen sich die Löwen vor einer möglichen Realisierung des eigenen Stadionvorhabens aber auch mit dem ungeliebten Nachbarn, dem FC Bayern. Seit dem Verkauf der Stadionanteile agieren die Sechziger in der nicht minder ungeliebten Allianz-Arena nur noch als Mieter: immense 4,5 Millionen Euro (in der ersten Liga wären 6,5 Mio. fällig) bezahlt der TSV 1860 derzeit pro Jahr. Laut IMG wäre eine Vermarktung im eigenen Stadion nicht nur einfacher – es ließen sich nach Schätzung der Vermarktungsexperten Mehreinnahmen von bis 3 Millionen Euro pro Jahr erzielen. Die Projektgruppe empfahl der Vereinsspitze deshalb auch, ein »erstes Gespräch mit dem FC Bayern zu führen«.

Erst wenn Einigungen mit der Stadt und dem FC Bayern erfolgten, sei an eine baurechtliche, finanzielle und wirtschaftliche Prüfung der von vielen ersehnten Rückkehr auf Giesings Höhen zu denken. Von einer kompletten Ablehnung vonseiten der Stadt wollte Waggershauser jedoch nichts wissen. »Groß ist derzeit die Skepsis seitens der Stadtspitze« um OB Christian Ude und »Sport«-Bürgermeisterin Christine Strobl. Doch mit Strobl sowie Vertretern von Lokalbaukommission, Sportamt und Branddirektion habe es bereits ein konstruktives Gespräch gegeben, so der TSV-Projektgruppenleiter. »Weitere werden folgen«. Wenn am Ende ein Rückkehr an die Kultstätte möglich gemacht werden könnte, dann lohnt jeder Dialog. Hettich

Artikel vom 03.11.2009
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